Mit gerade mal 30 Jahren bestreitet Fabian Himmel sein zweites südbadisches Pokal-Endspiel – und zwar als Trainer des Fußball-Oberligisten SV Oberachern. Am Samstagmittag (14.15 Uhr/ARD) hat der SVO gegen den Ligakonkurrenten FC 08 Villingen im Emmendinger Elzstadion die Chance auf eine erfolgreiche Titelverteidigung – und den erneuten Einzug in den DFB-Pokal. Im Interview spricht Himmel über diese wohl historische Möglichkeit, den Gegner und das Erfolgsrezept seiner Truppe.
Herr Himmel, am Samstagmittag steht mit dem südbadischen Pokalfinale gegen den FC 08 Villingen das Saison-Highlight schlechthin an. Wie groß ist schon das Kribbeln im Bauch bei Ihnen?
Fabian HimmelDas Kribbeln ist schon ein wenig da, aber vor allem riesige Vorfreude, dass wir das jetzt tatsächlich ein zweites Mal geschafft haben, direkt im darauffolgenden Jahr. Das ist was ganz Besonderes und für einen Verein wie den SV Oberachern immer noch außergewöhnlich.
Was würde eine erfolgreiche Titelverteidigung für den SVO bedeuten?
Fabian HimmelSo viele Gedanken habe ich mir darüber noch gar nicht gemacht. Ich habe gerne einen Pokal in der Hand. Generell können wir aber auch ein Stück südbadische Fußballgeschichte schreiben. In diesem Jahrtausend hat noch keine Mannschaft den Pokal verteidigt. Das wäre eine große Sache.
Im vergangenen Jahr war man gegen den Verbandsligisten DJK Donaueschingen klarer Favorit, nun wartet Ligakonkurrent und Rekordpokalsieger FC 08 Villingen. Ist das die größtmögliche Hürde überhaupt?
Fabian HimmelVillingen und der Regionalligist Bahlinger SC sind, abgesehen vom SC Freiburg natürlich, die Spitzenmannschaften schlechthin in Südbaden. Villingen verfügt über Welten andere Möglichkeiten als der SVO: Finanziell, die individuell sportliche Qualität, infrastrukturell. Ich würde gerne sagen, dass es ein Duell auf Augenhöhe ist – auf dem Papier zumindest ist es keins. Und trotzdem wollen wir versuchen, im Kollektiv daraus ein Duell auf Augenhöhe zu machen. An einem besonderen Tag sind wir definitiv dazu in der Lage.
Was sind die Stärken des FC 08?
Fabian HimmelVillingen hat fünf, sechs Spieler im Kader, die aus dem Profifußball kommen und die in der Lage sind, ein Spiel auch allein zu entscheiden. Die können aus Halbchancen Tore produzieren, haben ein gutes Umschaltspiel nach vorne. Beim Sieg gegen Bahlingen war der BSC drückend überlegend, aber Villingen hat diese gestandene Regionalliga-Truppe mit zwei, drei Punches außer Gefecht gesetzt hat. Was Villingen da im Kader hat, ist schon vom Feinsten.
Und die Schwächen?
Fabian HimmelSchwächen gibt es, ohne die jetzt groß breit treten zu wollen. Wichtig ist aber, dass wir uns nicht allzu sehr auf Villingen fokussieren, sondern auf unsere Stärken. Die haben wir dieses Jahr weiterentwickeln können, gerade im letzten Drittel der Saison. Wenn wir unsere Stärken auf den Platz bringen, – das Vertrauen haben wir – sind wir für jede Mannschaft in der Oberliga, von den Kickers bis zum Freiburger FC, ein extrem ekliger Gegner.
Der SVO hat die Saison in der Oberliga auf einem starken sechsten Platz abgeschlossen, ist erneut im Pokalendspiel. Was ist das Erfolgsgeheimnis der Truppe?
Fabian HimmelWir haben es hinbekommen, dass sich 15 bis 20 Menschen, sei es Spieler, Staff, Trainerteam, medizinische Abteilung, zusammengefunden haben, die sich sehr gut leiden können und die brutal Lust auf Fußball haben. Es ist ein Feuer und eine Leidenschaft da, immer besser zu werden und Fußball zu spielen. Der Charakter der Truppe ist einmalig.
Wo kann die Elf noch zulegen?
Fabian HimmelWir sind noch eine ganz junge Mannschaft, wir haben noch in vielen Bereichen viel Entwicklungspotenzial. Was wir so langsam lernen, ist die Effizienz vor dem gegnerischen Tor. Im letzten Saisondrittel haben wir viele Tore geschossen. Da müssen wir aber noch Konstanz rein bekommen.
Herr Himmel, nehmen Sie am Samstag Wechselklamotten mit?
Fabian HimmelIch hatte letztes Jahr keine dabei und werde auch aus Aberglauben dieses Jahr keine mitnehmen. Sollten wir den Pokal gewinnen, setze ich mich nach einer Bierdusche auch stinkend in den Bus nach Oberachern. Das müssen die Jungs dann ertragen. In Oberachern habe ich Wechselklamotten platziert, damit sich auch meine Familie wieder neben mich setzen kann.
