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Jeder kann jeden schlagen

Warum die Fußball-Kreisliga Bruchsal in dieser Saison so viel Spannung verspricht

In der höchsten Spielklasse des Fußballkreises Bruchsal waren die Rollen vor Saisonstart klar verteilt. Doch während die Favoriten nun Probleme haben, steht ein Verein ganz oben, der selbst nicht damit gerechnet hat.

Kaum zu stoppen: Enes Karamanli, Leistungsträger des FV Wiesental, lässt sich im Ortsduell gegen den TSV von Jerome Becker (links) und Adrian Kolb (rechts) nicht aufhalten.
Enes Karamanli, Leistungsträger des FV Wiesental, lässt sich im Ortsduell gegen den TSV von Jerome Becker (links) und Adrian Kolb (rechts) nicht aufhalten. Foto: Simone Kochanek

Freude und Leid liegen im Leben oft nah beieinander, so auch im Fußball. Zwischen einem ordentlichen Saisonstart und einem „Krisenduell“ können gerade einmal drei Wochen liegen, wie es beim TSV Stettfeld gerade der Fall ist.

Und nur vier Punkte können den Unterschied ausmachen zwischen einem euphorisierten Tabellendritten und einem enttäuschenden Zwölftplatzierten.

So liest sich gerade das Tableau der Kreisliga Bruchsal vor dem achten Spieltag. Auf vielen Ebenen überrascht die höchste Spielklasse des Fußballkreises in der noch jungen Saison, denn viele vorab formulierte Erwartungen und Prognosen wurden nach jetzigem Stand ad absurdum geführt. Erklärungsansätze gibt es einige.

TSV Stettfeld hat hohe Belastung nach der Corona-Pause unterschätzt

Da ist zum einen eben der TSV Stettfeld, der neben dem TuS Mingolsheim als Top-Anwärter auf die Meisterschaft gehandelt wurde und nun mit acht Punkten auf Platz elf liegt, während sich der TuS mit nur einem Punkt mehr auf Rang acht wiederfindet. „Wir haben die Situation unterschätzt“, gibt TSV-Coach Elvis Karam offen zu und meint damit vor allem die hohe Belastung nach der neunmonatigen Zwangspause.

Wir mussten von Null auf 500 hochfahren.
Elvis Karam, Trainer des TSV Stettfeld

Die Stettfelder spielten zweimal im Verbandspokal, bestritten das Kreispokal-Halbfinale und -Endspiel der Vorsaison. Zogen im aktuellen Wettbewerb über drei Runden ins Semifinale ein – und dazwischen lag dann auch noch der Saisonstart in der Kreisliga. „Wir mussten von Null auf 500 hochfahren“, sagt Karam.

Es war zu viel, wie sich jetzt herausstellt. Auch wenn es zu Beginn mit acht Punkten aus vier Duellen noch ganz gut lief, „das war trotzdem nicht der TSV Stettfeld, wie man ihn aus der letzten Runden kannte“, so der Trainer. Zuletzt folgen drei Pleiten in Folge, auch weil viele Spieler verletzungsbedingt fehlen. In der Tabelle rutschte das hoch gehandelte Team ab.

Der VfR Kronau hat sich von Spielertrainer Lahr getrennt

Von einem unerwarteten Absturz kann auch Mark Geckler, der Spielausschussvorsitzende des VfR Kronau, ein Lied singen. Mit nur vier Zählern ist die Olympia Vorletzter und damit weit von den eigenen Ansprüchen entfernt. Unter der Woche zog der Verein die Reißleine und trennte sich von Spielertrainer René Lahr.

Der Abstand zum unteren Tabellenmittelfeld darf nicht zu groß werden, zumal wie immer unklar ist, wie viele Mannschaften am Ende der Saison absteigen, weil das von den Kreisvereinen abhängt, die aus der Landesliga runter müssen.

Im Gegensatz zum TSV Stettfeld sieht Geckler die Gründe für das bislang schlechte Abschneiden nicht in Verletzungssorgen begründet. Der Kader ist breit und eigentlich gut genug. „Wir hatten bislang keine Konstanz, was Personal und Leistung angeht“, stellt er fest.

Die zwei Niederlagen zum Auftakt gegen die Top-Clubs Mingolsheim und Flehingen habe man noch schönreden können, doch dann kam der blutleere Auftritt bei der 2:4-Pleite in Menzingen. Und danach lief außer einem klaren 4:0-Erfolg beim abgeschlagenen Schlusslicht aus Neudorf nicht viel zusammen.

Kleine und große Überraschungen oben in der Kreisliga-Tabelle

Dass es Überraschungen in der Tabelle gibt, überrascht Geckler wiederum nicht. „Man hat sich anderthalb Jahre kaum gesehen und wusste nicht, wo der andere steht“, sagt er. Offensichtlich hätten manche Konkurrenten in der Corona-Pause richtig gute Arbeit gemacht. Explizit nennt er den FV Neuthard (Platz 3), den TSV Rheinhausen (4) und den SV Menzingen (7). Kein Wunder sei, dass darunter vor allem die Teams seien, die über die mannschaftliche Geschlossenheit kommen.

Und noch einer fällt aus der Reihe, wenngleich ihn doch der ein oder andere als Geheimfavoriten auf dem Zettel hatte: Mit 18 Punkten und damit fünf mehr als der zweitplatzierte FC Flehingen steht der FV Wiesental an der Kreisliga-Spitze. „Wir haben selbst nicht damit gerechnet“, gibt Manfred Schweikert ehrlich zu.

„Es ist auch dem Umstand zu verdanken, dass die Verfolger Woche für Woche Punkte liegen lassen“, stellt der langjährige Präsident der „Zwölfer“ fest. Und auch das Spielglück habe einige Male schon geholfen. „Wir nehmen natürlich mit, was geht, bleiben aber auf dem Boden“, so Schweikert.

Eine kleine Serie reicht, um nach oben zu kommen.
Elvis Karam, Trainer des TSV Stettfeld

Denn, und das betonen auch Karam und Geckler: Die Saison ist noch jung und die Tabelle längst nicht in Stein gemeißelt. „Eine kleine Serie reicht, um nach oben zu kommen“, macht Karam vom TSV Stettfeld deutlich. Eine solche würde er am liebsten schon am Sonntag (15 Uhr) starten. Doch der Gegner ist kein Geringerer als der VfR Kronau, der dringend Punkte braucht, um aus dem Keller zu kommen. „Es ist ein richtungsweisendes Spiel“, sagt Geckler. So spannend war die Kreisliga selten zu einem vergleichbaren Zeitpunkt der Saison.

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