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Fußball-Oberliga

Fußballer aus Ellmendingen trainiert regelmäßig mit den Stuttgarter Kickers - auch wenn er mit der Stadt nicht warm wird

Trotz seiner erst 24 Jahre hat Niklas Kolbe im Fußball schon einiges an Erfahrungen gesammelt. Und bei den Stuttgarter Kickers kommen seit seinem Wechsel im vergangenen Sommer täglich neue hinzu.

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Lautstark: Niklas Kolbe hat sich bei den Stuttgarter Kickers schnell zurechtgefunden. Seine Kommandos auf dem Platz finden auch bei noch erfahreneren Mitspielern Gehör. Foto: imago images/Sportfoto Rudel

Ein Leisetreter ist Niklas Kolbe nicht. Wenn es darum geht, Mitspieler an- und Gegenspieler zurechtzuweisen, nimmt der 24-jährige Fußballer aus Ellmendingen kein Blatt vor den Mund. „Auf dem Platz bin ich nochmal emotionaler“, sagt der Verteidiger der Stuttgarter Kickers, der bis zu seinem Wechsel im Sommer des vergangenen Jahres neun Jahre lang für den FC Nöttingen spielte.

Der Tapetenwechsel hat ihm trotz Corona-Pandemie und Saison-Unterbrechung in der Oberliga gut getan, zumal er mit den „Blauen“ seit geraumer Zeit ganz normal trainieren kann. Sein Trainer Ramon Gehrmann hält große Stücke auf ihn, im Frühjahr verlängerte der 1,96 große Innenverteidiger seinen Vertrag um weitere zwei Jahre.

Im Gespräch mit unserem Redaktionsmitglied Frank Seyen spricht Kolbe, der in Pforzheim studiert, über den Ist-Zustand bei den Kickers rund um das Aufstiegs-Theater, die Unterschiede zu seinem Ex-Verein und Heimat-Verbundenheit.

Viele Oberliga-Spieler haben seit Wochen und Monaten nur selten den Ball am Fuß gehabt, in Stuttgart werden die Kickers als Profi-Mannschaft eingestuft. Wie sieht aktuell Ihr Trainings-Alltag aus?
Niklas Kolbe

Wir werden einmal in der Woche getestet und trainieren dreimal in der Woche als Mannschaft, ganz normal.

Wie intensiv ist normalerweise, ohne Corona-Pandemie, das Trainingspensum bei den Stuttgarter Kickers?
Kolbe

Das hängt oft von den Spieltagen ab. Aber normalerweise hat man bis auf montags jeden Tag Programm, dienstags oder mittwochs auch zweimal am Tag. Und nach Spielen am Samstag ist sonntags auslaufen angesagt.

Das ist in jedem Fall ein anderer Aufwand als in Nöttingen. Was unterscheidet beide Vereine noch voneinander?
Kolbe

Bei den Kickers spielen wir zu 90 Prozent mit einer Dreierkette. Und die Trainingszeiten sind völlig andere. In Nöttingen trainiert man abends, bei den Stuttgarter Kickers morgens. Der Aufwand ist auch ein anderer, gerade für mich, weil ich nicht nur fünf Minuten ins Training fahren muss, sondern 45 Minuten. Und die Infrastruktur ist natürlich auch eine andere. Wir haben ein separates Trainingszentrum. Eine Gemeinsamkeit ist hingegen, dass es bei den Kickers wie auch in Nöttingen sehr familiär zugeht.

Inwieweit besteht noch Kontakt zum FCN seit Ihrem Wechsel im vergangenen Sommer?
Kolbe

Ich habe schon noch regelmäßig Kontakt mit ein paar Spielern, speziell zu Ernesto De Santis. Man telefoniert und schreibt sich.

Und wie verhält es sich mit Ihrem Heimatverein TuS Ellmendingen?
Kolbe

Das war eigentlich immer mein Sonntags-Programm, dort mit Kumpels hinzugehen. Viele Freunde spielen dort, das hat einfach was, sich dort regelmäßig zu treffen.

Können Sie die Enttäuschung vieler Amateurkicker verstehen, die nicht trainieren und wenn dann erst wieder in der neuen Saison spielen dürfen?
Kolbe

Auf jeden Fall. Einfach nur zu kicken macht wieder Spaß, es ist eine Ablenkung. Und für Ellmendingen ist es doppelt schade, die waren ja bis zum Abbruch unangefochten Erster.

Aktuell herrscht noch Unklarheit darüber, in welcher Liga die Stuttgarter Kickers in der kommenden Saison antreten werden. Wie stellt sich für Sie die Situation dar?
Kolbe

Wir als Spieler können das ja nicht ändern. Ich finde, man sollte so viele wie möglich zufrieden stellen und ich würde mir wünschen, dass es in der neuen Saison – in welcher Liga dann auch immer – wieder ganz normal und geplant abläuft. Aber generell würde ich lügen, wenn ich sage, dass ich nicht gerne in der Regionalliga spielen würde.

Was hat es eigentlich mit der Rückennummer 18 auf sich, die Sie bereits in Nöttingen hatten und mit der Sie nun auch bei den Stuttgarter Kickers wieder auflaufen?
Kolbe

Ich war schon in der Jugend sehr groß und die größten Trikots waren damals die mit den Nummern 18 und 19. Seither trage ich die 18, die war eigentlich immer frei.

Trotz Ihrer erst 24 Jahre kamen in den bisher 135 Pflichtspielen schon einige namhafte Stürmer auf Sie zugerannt. Wer waren bisher die härtesten Gegenspieler?
Kolbe

Wenn ich den DFB-Pokal hinzunehme, dann war das sicherlich damals Lukas Hinterseer vom VfL Bochum. Und ansonsten, damals noch zu Saarbrücker Zeiten, Kevin Behrens und Patrick Schmidt.

Was hat im vergangenen Sommer den Ausschlag für einen Wechsel zu den Stuttgarter Kickers gegeben – trotz einiger Angebote von Regionalligisten?
Kolbe

Das Gesamtpaket, das die Kickers geschnürt hatten, hat einfach zu den Vorstellungen, die mein Vater und ich hatten, optimal gepasst – also Hauptaugenmerk Studium und trotzdem noch attraktiv Fußball spielen. Gerade das Studium fertig zu machen, ist erstmal das Wichtigste für mich. Und auch wenn Stuttgart nicht gerade um die Ecke ist, kann ich einige Vorzüge genießen.

Welche sind das?
Kolbe

Ich kann bei wichtigen Vorlesungen auch mal später ins Training kommen oder früher gehen, kann mir das einfach ein Stück weit einteilen.

War das auch ein Grund für die Vertragsverlängerung?
Kolbe

Ich habe das auch ein bisschen abhängig von meinem Studium gemacht. Das geht noch eineinhalb Jahre. Und ich bin der Letzte, der sagt, er muss jetzt auf Teufel komm raus den Verein noch einmal wechseln, um alles zu probieren, damit es vielleicht für noch weiter oben reicht. Ich fühle mich wohl bei den Kickers.

Das klingt nicht nach einer schnellen Rückkehr in heimische Gefilde…
Kolbe

Nöttingen und Ellmendingen bleiben meine Heimatvereine. Aber ich wollte dort nicht mein Leben lang spielen, ich wollte einfach andere Erfahrungen sammeln. Ich bin gerne bei meinen Freunden und meiner Familie, bin sehr heimatverbunden. Stuttgart ist für mich, dass sage ich auch meinen Mitspielern und Trainern immer, eine Stadt, in der ich mich nicht so wohlfühle. Es ist doch alles ein bisschen zu groß. Man wird abwarten müssen, wo es mich in ein paar Jahren auch beruflich hin verschlägt.

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