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Fußball: Neuaufbau in der A-Klasse

FV Grünwinkel steht nach der Meisterschaft ohne Mannschaft da

Dem FV Grünwinkel liefen nach dem Titelgewinn in der A-Klasse die Spieler weg. Der Meister verzichtete auf den Aufstieg und versucht einen Neustart.

Hohe Hürden: Der FV Grünwinkel hätte am Sonntag beim TSV Reichenbach II im Kreispokal antreten sollen, sagte das Spiel mangels Personal aber ab.
Hohe Hürden: Der FV Grünwinkel hätte am Sonntag beim TSV Reichenbach II im Kreispokal antreten sollen, sagte das Spiel mangels Personal aber ab. Foto: Helge Prang GES/Helge Prang

Vergeblich haben am Sonntag an der Vereinsgaststätte des TSV Reichenbach einige Zuschauer auf den Anpfiff der Partie zwischen der Zweitvertretung des TSV und dem FV Grünwinkel gewartet. Kurzfristig hatten die Gäste die Erstrunden-Partie im Kreispokal absagen müssen.

Auf Aufstiegsrecht verzichtet

„Wir hätten gerne gespielt, aber konnten aufgrund von Sommerurlaub und Verletzungen zahlreicher Spieler keine Mannschaft stellen“, begründet Thomas Dickemann, der geschäftsführende Vorstand des FV Grünwinkel, die Absenz. Die Partie wurde mit 3:0 für Reichenbachs Reserve gewertet.

Hinter den Kulissen hatte es in Grünwinkel seit Februar kräftig gebrodelt. Zwar gewann der Verein souverän die Meisterschaft in der Kreisklasse A, Staffel 1, aber er nahm dann sein Aufstiegsrecht nicht wahr. Vom Verzicht profitierte der KIT SC. „Es hätte keinen Sinn gemacht“, stellt Dickemann klar.

Wir wurden von den Spielern und dem Trainer an die Wand gestellt.
Thomas Dickemann, geschäftsführender Vorstand des FV Grünwinkel

22 Spieler und das Trainerteam um Domenico Rizzo haben den Verein nach der vergangenen Saison verlassen. Allein Rizzo folgten sieben Spieler zum ASV Durlach, zehn schlossen sich dem FC 21 an. „Wir wurden von den Spielern und dem Trainer an die Wand gestellt“, klagt Dickemann an. Elf Spieler hatten im Februar bereits eine Sammelkündigung für das Ende der Saison eingereicht.

Trainer Rizzo verwahrt sich gegen Vorwürfe

Rizzo verwahrt sich im Gespräch mit den BNN gegen diese Darstellung: „Diese Aussage kann ich so nicht stehen lassen. Das ist ein absolutes No-Go.” Der Verein habe ihm bei seiner Verpflichtung 2018/19 zugesagt, dass für den angestrebten Aufstieg in die Kreisliga das notwendige Geld vorhanden sei.

Dann aber seien Ende 2019 finanzielle Probleme zu Tage getreten mit der Folge, dass keine Aufwandsentschädigungen mehr bezahlt worden seien. Gespräche hätten so gut wie keine mehr stattgefunden. „Es war komplette Funkstille.” Im Januar sei für Rizzo dann klar gewesen, dass es für ihn in Grünwinkel keine Zukunft geben könne. „Ich arbeite erfolgsorientiert.” Mit den 18.000 Euro, die die FVG in Aussicht gestellt hatte, hätte sich kein konkurrenzfähiges Kreisliga-Team formen lassen. „Das funktioniert nicht”, sagt Rizzo.

„Wir hätten die Mannschaft aufgrund unserer Enttäuschung zu diesem Zeitpunkt abmelden können, aber haben uns entschieden, die Saison fortzusetzen“, sagt Dickemann. Der Verein habe versucht, die Spieler vom Bleiben zu überzeugen, aber die finanziellen Forderungen seien zu hoch gewesen. „Dies hätte unseren Rahmen gesprengt“, betont Dickemann. Zwar kam es dann coronabedingt zu keinem Spiel mehr. Aber er ist sich sicher, dass die Spieler die Saison wegen des Gewinns der Meisterschaft zu Ende gespielt hätten.

„Söldnermentalität” beklagt

„Leider nutzen viele Spieler die Vereine als Bühne, aber vergessen, was dahinter steckt“, sagt Dickemann. In diesem Zusammenhang spricht er von einer Söldnermentalität, die sich in den vergangenen Jahren im Amateurfußball entwickelt habe.

Nach zahlreichen Gesprächen hat sich der Verein entschlossen, dennoch in dieser Saison am Spielbetrieb in der A-Klasse anzutreten, aber das Team in der C-Klasse abzumelden. „Wir wollen die ursprünglichen Werte des Fußballs zeigen“, meint Dickemüller. Thomas Freymüller, bisheriger Trainer der zweiten Mannschaft, leitet ab sofort das Team. Der 17-Mann-Kader setzt sich aus Spielern der zweiten Mannschaft, jungen Akteuren der Alten Herren und Neuzugängen zusammen.

Klassenverbleib wäre ein Wunder

„Wenn wir den Klassenerhalt schaffen, dann schreiben wir Geschichte“, sagt Dickemann. Da der Verein gut aufgestellt sei, würde ein Abstieg laut Dickemann nicht schmerzen. Allerdings sind mit der Entwicklung im Club nicht alle zufrieden. Ein Vereinsmitglied und ehemaliger Teil des Vorstands bemängelte, dass sich der Club in eine negative Richtung bewegt und die Arbeit der vergangenen Jahre zerschlagen werde.

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