Der Blick auf die Wetterprognose stimmt Carl Dohmann in diesen Tagen nicht optimistisch. Wenn der Top-Geher des SCL Heel Baden-Baden am Dienstag um 8.30 Uhr bei den Leichtathletik-Europameisterschaften in München am Start des 35-Kilometer-Rennens steht, wird das Thermometer nicht viel mehr als 20 Grad anzeigen. Und beim Zieleinlauf gegen 11 Uhr ist es wohl nur wenig wärmer.
Dohmann hoffte also vergeblich auf ein Hitzerennen, das ihm liegt und bei der WM 2019 in Katar den siebten Rang brachte – damals noch über die inzwischen abgeschafften 50 Kilometer. Auch deshalb wären hohe Temperaturen für ehemalige Langstrecken-Geher wie Dohmann von Vorteil.
Wenn es mild ist, knacke ich vielleicht meine Bestzeit.Carl Dohmann, Geher aus Baden-Baden
Doch der 32-Jährige sieht auch positive Aspekte. „Wenn es mild ist, knacke ich vielleicht meine Bestzeit.“ Diese liegt seit der deutschen Meisterschaft im April in Frankfurt bei 2:30:59 Minuten. Eine schnelle Zeit wäre auch hilfreich mit Blick auf die WM 2023 in Budapest, für die die Norm verschärft wurde und nun bei 2:29:40 liegt – schneller als der deutsche Rekord.
Unabhängig von der Norm bietet sich Dohmann auch die Möglichkeit, sich über die Weltrangliste zu qualifizieren. Für seinen Trainingskollegen Nathaniel Seiler (TV Bühlertal) reichte es in diesem Jahr nicht für WM und EM.
Pendelstrecke in Münchens Zentrum
Der in Freiburg lebende Dohmann freut sich auf die Heim-EM in München, die zwei Kilometer lange Pendelstrecke im Zentrum der bayerischen Metropole mit Start und Ziel am Odeonsplatz sei „ideal zum Zuschauen und gut gelegen für die Außenwirkung“.
Einen Wettbewerb hat Dohmann bislang noch nicht absolviert in München, er erinnert sich aber an einen Vorbereitungslehrgang im Olympiapark vor der U20-EM in Serbien vor 13 Jahren. Diesmal checkte Dohmann nach seiner Zuganreise am Sonntag in einem Hotel am Olympiapark ein. Nur wenige Meter vom Zentrum der European Championships entfernt.
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Der zweifache Olympia-Starter Dohmann hat freilich zunächst den eigenen Wettkampf im Sinn. Es soll besser laufen als bei der WM vor wenigen Wochen in Eugene (USA), und es kann auch nur besser laufen nach dem 40. und letzten Platz. Mit 2:45:44 Stunden kam Dohmann mehr als 22 Minuten hinter dem italienischen Weltmeister Massimo Stano (2:23:14) ins Ziel.
Atembeschwerden wegen Corona
Ursache waren nicht zuletzt Atembeschwerden, die ziemlich sicher auf eine vorherige Corona-Infektion zurückzuführen sind. Untersuchungen an der Freiburger Uni-Klinik bestätigten dies. Inzwischen fühlt sich Dohmann wieder fit und bereit. „Die Werte waren unauffällig, mit Herz und Lunge ist alles in Ordnung“, berichtet er.
Als weiteren Grund für den Einbruch in Eugene nennt Dohmann das Höhentrainingslager, das er wegen der kurz nach der WM anstehenden EM erst kurz vor der Reise in die USA absolviert hatte. „Das Höhentraining hat mich kurzfristig ermüdet.“
Ich habe schon den Anspruch, nicht nochmal Letzter zu werden.Carl Dohmann, nach Platz 40 bei der WM
Ein konkretes Ziel für den Wettkampf in München hat Dohmann nicht, dies hänge von verschiedenen Faktoren ab. Nicht zuletzt von der Konkurrenz, die vermutlich kleiner sein wird als bei der WM, bei der einige Geher über 20 und 35 Kilometer starteten. Dies ist in München aufgrund des Zeitplans schwierig.
„Ich habe schon den Anspruch, nicht nochmal Letzter zu werden und um vordere Plätze zu kämpfen.“ Am Haarschnitt wird es jedenfalls nicht liegen, wie Dohmann versichert: „Ich gehe in München zum Friseur wegen der Wettkampffrisur.“