Es wird schon etliche Erinnerungen wachrufen bei Giuseppe Ricciardi, wenn er an diesem Samstag (15.30 Uhr) das Stadion an der Kreuzeiche betritt. Der Sportdirektor des Fußball-Oberligisten 1. CfR Pforzheim lief drei Spielzeiten lang für den dort heimischen SSV Reutlingen auf, war in dieser Zeit Kapitän – und er hat absoluten Legendenstatus.
Im Trikot der Reutlinger machte Ricciardi im August 2015 sein größtes Spiel, das den Fans des Karlsruher SC schmerzhaft in Erinnerung geblieben sein dürfte. Mit 3:1 gewann der Oberligist in der ersten Runde des DFB-Pokals gegen den Zweitliga-Club. Alle drei Tore hatte Ricciardi vom Elfmeterpunkt aus geschossen.
„Das war schon verrückt, das vergisst glaube ich keiner“, sagt Ricciardi am Donnerstag und lacht. „Aber davon einmal abgesehen: Ich hatte eine sehr schöne Zeit in Reutlingen, viele tolle Erlebnisse. Das hat mich ganz klar geprägt, keine Frage.“ Denn nicht nur als Spieler (2013 bis 2016), sondern auch als Sportlicher Leiter (2017 bis 2019) war Ricciardi in Reutlingen aktiv.
Für Giuseppe Ricciardi ist es die erste Rückkehr in vereinsfremder Funktion
Am Samstag wird es das erste Mal sein, dass er in verantwortlicher Position auf der anderen Seite ins Kreuzeiche-Stadion zurückkehrt. Und er weiß, was ihn und seine Mannschaft dort erwartet. „Das hat schon richtig Profi-Atmosphäre dort“, erklärt er.
Vorbereitet ist der 37-Jährige jedenfalls auf alle Eventualitäten: „Es könnte schon sein, dass es auch ein paar Sprechchöre gegen mich gibt“, sagt er ganz offen. „Aber das lässt mich kalt.“
Für ihn und den 1. CfR Pforzheim geht es am Wochenende darum, die beiden Negativerlebnisse der vergangenen Woche – das Pokal-Aus gegen Bruchsal nach Elfmeterschießen und das 0:4 in der Liga gegen Freiberg – vergessen zu machen. Keine leichte Aufgabe.
Reutlingen hat noch kein Heimspiel in dieser Saison gewonnen. Die werden es mit aller Gewalt versuchen.Giuseppe Ricciardi, Sportdirektor des 1. CfR Pforzheim
Schon gar nicht, wenn der Gegner mit dem Rücken zur Wand steht. „Reutlingen hat noch kein Heimspiel in dieser Saison gewonnen“, weiß Ricciardi. „Die werden es mit aller Gewalt versuchen. Vor allem, weil sie eigentlich zuletzt sowohl gegen Walldorf als auch gegen Neckarsulm hätten gewinnen müssen.“
CfR-Sportdirektor erwartet ein erfahrenes Team mit jeder Menge Biss
Blenden lässt man sich vom 18. Tabellenplatz und den zu diesem Zeitpunkt aus SSV-Sicht doch enttäuschenden sechs Punkten der Reutlinger nicht. „Das ist eine Mannschaft mit jeder Menge Erfahrung“, betont Giuseppe Ricciardi.
Mit einigen von ihnen – beispielsweise Pierre Eiberger, Denis Lübke und Tom Schiffel – hat er selbst noch zusammengespielt, Luca Wöhrle und Tim Schwaiger lotste er in seiner Funktion als Sportlicher Leiter zum SSV. Auch von den Fans, da ist sich Ricciardi sicher, sind ihm viele noch bekannt. „Ich lasse mich einfach überraschen und bin echt gespannt, wie das wird“, sagt er.
Das Freiberg-Spiel war eines der schlechtesten, wenn nicht sogar das schlechteste, das wir gemacht haben, seit ich hier bin.Giuseppe Ricciardi, Sportdirektor des 1. CfR Pforzheim
Mit dem CfR wollen er und Coach Fatih Ceylan jedenfalls zurück in die Erfolgsspur. „Das Freiberg-Spiel war eines der schlechtesten, wenn nicht sogar das schlechteste, das wir gemacht haben, seit ich hier bin“, sagt er. „Da hat der Esprit gefehlt, die Luft war einfach raus.“ Vielmehr solle sich sein Team an dem Spiel gegen Walldorf orientieren, das mit 3:1 gewonnen wurde. „Daran wollen wir anknüpfen“, betont Ricciardi.
Salvatore Catanzano bleibt dem 1. CfR Pforzheim erhalten
Abgesehen von Kevin Rombach, der aufgrund einer Zerrung wohl zwei bis vier Wochen ausfällt, wird Ceylan alle Spieler zur Verfügung haben. Darüber hinaus hatte Ricciardi zuletzt noch eine positive Nachricht zu verkünden. Offensivkraft Salvatore Catanzano, der im Sommer 2020 vom SKV Rutesheim an die Enz gewechselt war, hat seinen Vertrag frühzeitig verlängert.
Ein Zeichen für die Kontinuität, die Ricciardi einbringen möchte. „Wir wollen unserem Stamm halten, da ist noch eine Menge Entwicklungspotenzial“, sagt er. Nicht nur Catanzano, sondern das ganze Team wird an diesem Samstag alles in die Waagschale werfen, um die drei Punkte aus Reutlingen mitzunehmen. „Ich für meinen Teil freue mich auf jeden Fall riesig“, betont Giuseppe Ricciardi.