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Nach der Verbandsentscheidung

Handballer der Region Pforzheim begrüßen den Saison-Abbruch

Die Entscheidung über den Abbruch der Handball-Saison von der Baden-Württemberg-Oberliga (BWOL) abwärts ist mittlerweile verdaut. Die Vereinsverantwortlichen haben damit Gewissheit und treiben unterdessen ihre Planungen voran.

Warten auf die Wiederaufnahme des Trainings- und Spielbetriebs: Ein Handball liegt auf dem Spielfeld, während im Hintergrund ein Handballspieler die Halle verlässt
Abbruch ohne Wertung: Für die Handballer von der Oberliga abwärts wird in dieser Saison definitiv nicht mehr gespielt werden. Welche Folgen das besonders für die Jugend haben wird, ist derzeit noch schwer abschätzbar. Foto: Eibner/imago images

Eigentlich brennen sie alle darauf, bald wieder Harz an den Fingern und den Ball in den Händen zu haben – und doch herrscht bei den Handballern in der Region Pforzheim großes Verständnis für die Entscheidung der Verbände in Baden-Württemberg, die Saison von der Oberliga abwärts abzubrechen und ohne Wertung in die Historie einfließen zu lassen.

Bereits am vergangenen Donnerstag war diese Entscheidung verkündet worden. Inzwischen ist die Nachricht verdaut und zumindest ein positiver Aspekt ist gewonnen: Es gibt endlich Planungssicherheit.

Philip Kunz, Abteilungsleiter Handball beim Verbandsligisten TV Ispringen, kann damit gut leben. „Natürlich ist es schade, dass wir diese Saison nicht mehr spielen können, wir waren echt gut in Schuss“, sagt er. „Aber es ist gut, jetzt damit abschließen zu können. Für mich war das ab der zweiten Verlängerung des Lockdowns eigentlich absehbar.“

Verantwortliche zeigen viel Verständnis

In die gleiche Kerbe schlägt auch Rainer Sorg, Vorsitzender des Oberligisten HC Neuenbürg. „Froh sind wir sicherlich nicht, weil jeder gerne wieder Handball spielen würde“, kommentiert er den Entschluss. „Aber es ist gut, Gewissheit zu haben. Wir sind beruhigt, einen Knopf dran machen zu können und in die Zukunft zu blicken.“

In dieser Zukunft liegt unter anderem die Wechselperiode, und die wird sicherlich nicht so, wie sie die Verantwortlichen aus den Vorjahren kennen. „An und für sich verhandeln wir wie in jedem Jahr auch“, sagt Sorg, „allerdings ist es allgemein betrachtet sicherlich keine normale Phase. Viele Jungs wissen selbst nicht so recht, wo sie landen und wie es weitergeht. Einige Vereine müssen erst einmal ihre Finanzen überprüfen, bevor Verträge unterschrieben werden können“, erklärt der HCN-Vorsitzende.

Für die Vereine wäre eine Fortsetzung der Saison sicherlich kontraproduktiv gewesen.
Wolfgang Taafel, Vorstand und Handball-Abteilungsleiter der TGS Pforzheim

Den finanziellen Aspekt sieht auch Wolfgang Taafel, Vorstand und Handball-Abteilungsleiter der TGS Pforzheim: „Für die Vereine wäre eine Fortsetzung der Saison sicherlich kontraproduktiv gewesen“, sagt er und erklärt: „Kosten, beispielsweise für die Hallen und Schiedsrichter, wären angefallen ohne jegliche Chance, das durch Zuschauer kompensieren zu können“.

Er stehe voll hinter dieser Entscheidung und hoffe, dass für die Dritte Liga, in der die erste Mannschaft der TGS spielt, der gleiche Entschluss gefasst wird. Denn nur „um des Durchziehens Willen“ weiterzuspielen, das würde er nicht für richtig halten.

Dritte Liga wartet noch auf Entscheidung

Da die Entscheidung in der Dritten Liga und der Jugend-Bundesliga-Handball (JBLH) nach wie vor aussteht, gibt es nicht nur für Taafel, sondern auch für Wolfgang Lipps, Vorsitzender der SG Pforzheim/Eutingen, noch verbleibende Fragezeichen. „In dieser Situation ist es sicherlich nachvollziehbar, dass die Entscheidung von der BWOL abwärts so gefallen ist“, betont auch er. „Wir müssen der Lage eben Rechnung tragen.

Und diese Entscheidung ist ja nicht nur in Baden-Württemberg so gefallen, sondern in vielen anderen Verbänden ebenfalls.“ Nichtsdestoweniger wünscht auch er sich – genau wie Taafel, Kunz und Sorg –, dass alle bald zurück in die Halle können, Spieler wie Fans.

Ideenreichtum ist gefordert

Genau wie die erste Mannschaft der TGS darf auch der Kader der „Ersten“ der SG sowie die A-Jugend derzeit unter Auflagen trainieren, weil ihnen der Profi-Status zugeordnet wurde. Für alle anderen Teams ist indes Ideenreichtum gefordert. Sowohl in Ispringen als auch in Neuenbürg und bei den Pforzheimer Vereinen steht Online-Training derzeit hoch im Kurs.

Beim HCN, der neben der Oberliga-Mannschaft auch zwei Teams – die „Zweite“ der Männer sowie die Frauen-Mannschaft – in der Landesliga stellt, werden die Trainings via Videokonferenz „gut angenommen. Aber natürlich sehnen sich alle danach, wieder in die Halle zu können, nach dem Training auch mal wieder eine halbe Stunde zusammen zu sitzen“, sagt Sorg. Gleiches, erklären Lipps und Taafel, gelte bei ihnen für die Teams, die eben derzeit nicht gemeinsam trainieren dürfen. In Ispringen messen sich die Spieler zudem mit einer Handyapp in Laufduellen.

Kaderplanung teils abgeschlossen

Ihre Kaderplanung haben die Verantwortlichen unterdessen schon weit vorangetrieben. Viel Bewegung sei nicht im Spiel, auch weil gerade Studenten noch nicht wüssten, wie sich das nächste Semester gestalten wird. Der eine oder andere, sagt Philip Kunz, habe durchaus andere Dinge für sich entdeckt und die freien Wochenenden schätzen gelernt – ohne im Umkehrschluss aber erwogen zu haben, dem Handball künftig fernzubleiben.

Sollte Fußball als Freiluftsport vor uns wieder ins Training einsteigen dürfen, sehe ich gerade im Jugendbereich schon eine Problematik.
Philip Kunz, Handball-Abteilungsleiter beim TV Ispringen

Welche Auswirkungen der Lockdown am Ende haben wird, könne man allerdings erst sehen, wenn das Training wieder starten darf – da sind sich alle einig. Vieles hängt jedoch davon ab, welche Entscheidungen die Politik trifft. „Sollte Fußball als Freiluftsport vor uns wieder ins Training einsteigen dürfen, sehe ich gerade im Jugendbereich schon eine Problematik“, meint Kunz. Bisher gebe es keine Austritte, deshalb bleibt er zuversichtlich.

Weil er immer positiv eingestellt sei, lässt sich auch Sorg den Optimismus nicht nehmen, was die kommende Runde anbelangt. „Es wird sicher nicht alles gut“, meint er. „Aber es wird auf jeden Fall besser.“

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