Skip to main content

Mit Teamgeist zum Titel

Handballer Nico Schöttle aus Birkenfeld feiert U19-Europameisterschaft

So ganz glauben kann es Nico Schöttle auch am Montag noch nicht. Mit der deutschen U19-Handball-Nationalmannschaft hat er sich am Sonntagabend überlegen den Titel geschnappt.

Die deutsche U19-Nationalmannschaft feiert den EM-Titel in Kroatien.
Riesiger Jubel: Die deutsche U19-Nationalmannschaft hat sich überlegen den EM-Titel in Kroatien gesichert. Foto: Anze Malovrh/imago images

Es war alles, aber ganz sicher kein gewöhnlicher Sonntag für Nico Schöttle. Als seine Teamkollegen der deutschen U19-Handball-Nationalmannschaft gegen 18.20 Uhr am Spielfeldrand Arm in Arm die Sekunden herunter zählten, stand es eigentlich schon längst fest: Mit einem äußerst dominanten 34:20(19:14)-Sieg hat sich die DHB-Auswahl um Schöttle im Finale gegen Gastgeber Kroatien den Europameistertitel gesichert.

„So ganz verarbeitet habe ich das noch nicht“, sagt der 18-Jährige, der auch in der kommenden Saison bei der SG Pforzheim/Eutingen spielt, aber vor wenigen Wochen seinen ersten Profivertrag beim TVB Stuttgart unterschrieben hat, am Montagnachmittag.

Wann auch: Um sechs Uhr ging’s zum Frühstück, anschließend mit dem Flieger von Zagreb nach Frankfurt und von dort aus mit dem Auto zurück in die Heimat, nach Birkenfeld.

Nico Schöttle wird in der Hauptrunde gegen Portugal „Man of the match“

Hinter Schöttle liegen aufregende, aber auch anstrengende zwölf Tage. Der Spielplan der U19-EM war dicht gedrängt, Zeit zur Regeneration blieb kaum. „Das hinterlässt schon Spuren“, gesteht er, „aber ich kam mit der Belastung zum Glück gut zurecht“.

Tatsächlich hatte sich der 18-Jährige im Turnierverlauf mächtig gesteigert, wie er selbst sagt. Sieben Tore gingen in den drei Spielen der Gruppenphase auf sein Konto, in der Hauptrunde blühte er dann richtig auf. Beim 34:30 gegen Portugal wurde Schöttle zum „Man of the match“ im deutschen Team gekürt. Auf seine sieben Tore aus dieser Partie ließ er am darauffolgenden Tag gegen Kroatien sechs weitere folgen.

Das Halbfinale gegen Spanien sei zwar nicht gerade sein Spiel gewesen – „die spanische Abwehr lag mir nicht so“ –, dafür sprangen andere beim 31:30-Sieg in die Bresche. Genau dieses Miteinander hat die DHB-Auswahl während der EM auch ausgezeichnet.

So eine Team-Entwicklung habe ich noch nie gesehen.
Martin Heuberger, U19-Nationaltrainer

„Ich habe schon einige Turniere erlebt“, sagte Bundestrainer Martin Heuberger nach dem Titelgewinn. „Aber was mit diesen Jungs passiert ist in den letzten zwei, drei Wochen – so eine Team-Entwicklung habe ich noch nie gesehen.“ Jeder habe für jeden gekämpft. Erst recht, als Fynn Nicolaus (TVB Stuttgart, Schulter) und Niclas Heitkamp (SC DHfK Leipzig, Knie) verletzt abreisen mussten.

Genau das unterstreicht auch Schöttle. „Wir haben in den vergangenen ein, zwei Monaten so viel Zeit miteinander verbracht, waren ständig auf einem Haufen. Dieser Teamgeist, der da ganz nebenbei entstanden ist, hat es wirklich ausgemacht.“

Mit vollem Fokus spielt sich die DHB-Auswahl im EM-Finale in einen Rausch

Auch im Finale, in dem es erneut gegen Hauptrundengegner Kroatien ging. „Als ich am Sonntagmorgen aufgewacht bin, musste ich erst mal meinen Zimmerkollegen Niko Bratzke (VfL Eintracht Hagen, Anm. d. Red.) anschauen, um mir bewusst zu machen, dass wir wirklich im Finale stehen und zu den besten beiden Teams in Europa zählen“, erzählt Schöttle.

Die Anspannung sei schon groß gewesen, bei der Videoanalyse und im Taktik-Training aber dem vollen Fokus gewichen. „Wir wollten diesen EM-Titel unbedingt“, sagt Schöttle – und das zeigte die Mannschaft. Ein offensiv wie defensiv konsequenter Auftritt, bei dem der Birkenfelder erneut fünfmal traf und gute 40 Minuten auf dem Feld stand, bescherte dem Team letztlich in überdeutlicher Manier den Titel.

Am Dienstagabend werde ich auf jeden Fall in Pforzheim in der Halle bei meiner Mannschaft vorbeischauen.
Nico Schöttle, U19-Europameister aus Birkenfeld

Wie es für den 18-Jährigen jetzt, da er wieder zuhause ist, weitergeht? „Am Dienstagabend werde ich auf jeden Fall in Pforzheim in der Halle bei meiner Mannschaft vorbeischauen“, sagt er. „Und beim Physio. Der soll schauen, ob mein Körper wirklich heil geblieben ist.“ Dann will er schnellstmöglich wieder mit der SG Pforzheim/Eutingen auf der Platte stehen.

Die Goldmedaille wird unterdessen – gemeinsam mit dem Trikot – eingerahmt und einen Ehrenplatz im Hause Schöttle erhalten. Eines steht aber auch so fest: Diesen 22. August wird Nico Schöttle wohl nicht mehr vergessen. „Ein EM-Finale zu gewinnen und dann auch noch mit 14 Toren – das erlebt man vermutlich nur einmal im Leben.“

nach oben Zurück zum Seitenanfang