An diesem Samstag startet der ATSV Mutschelbach in die Vorbereitung auf die neue Saison. Trainer Dietmar Blicker bittet um zehn Uhr zu einem ersten Aufgalopp, begrüßt ein paar neue Gesichter, dafür sind ein paar „alte“ nicht mehr dabei. Trainingsstart eben, nichts Besonderes. Eigentlich. Doch beim ATSV ist der Auftakt diesmal auch der Aufbruch in eine wirklich ganz neue Liga.
Personelle verjüngt, positiv aufgeregt, gespannt und doch gelassen – so blickt der Club seiner Premierensaison in der Fußball-Oberliga Baden-Württemberg entgegen, die für die nicht einmal 2.000 Einwohner zählende Gemeinde am 6. August mit dem Heimspiel gegen den FSV Hollenbach beginnt.
Derbys und Highlight-Spiele
„Wir freuen uns total drauf“, sagen Blicker sowie der Vorsitzende Jörg Konstandin unisono. Und zwar auf die fünfthöchste Spielklasse ganz allgemein, auf Derbys gegen Nöttingen, den CfR Pforzheim oder Oberachern und Highlight-Spiele wie gegen die Stuttgarter Kickers und den SSV Reutlingen im Besonderen.
„Mutschelbach statt Offenbach“ – so fasste ein Stuttgarter Fan plakativ das Scheitern der Schwaben in der Aufstiegsrelegation zusammen. Statt Regionalliga und Duelle mit dem hessischen Traditionsclub geht es für die Stuttgarter Kickers eben in die Fußballprovinz nach Karlsbad, wo sich Mutschelbach erstmals in seiner Geschichte auf die Oberliga-Landkarte gespielt hat. Dort ist der ATSV nun eben der klare Außenseiter.
„Wir spielen gegen den Abstieg, es geht nur um den Klassenverbleib“, sagt Blicker, der sich seine Chefrolle am Seitenrand nun gleichberechtigt mit seinem bisherigen Assistenten Marco Kratzer teilt. Auch für das Duo wird die Oberliga eine reizvolle Herausforderung, als Außenseiter wird sich der ATSV künftig taktisch neu orientieren müssen.
Wir werden aber nicht nur mauern, sondern auch Risiko eingehen.Dietmar Blicker, ATSV-Trainer
„Wir werden aber nicht nur mauern, sondern auch Risiko eingehen“, sagt Blicker und formuliert selbstbewusst: „Wir werden ein ekliger Gegner sein.“ Umgewöhnen muss sich Team und Umfeld aber schon. 26 Siege, nur zwei Niederlagen, 80 Punkte, 95:24 Tore – so lautete die starke Aufstiegsbilanz des Clubs. Jetzt könne es schon passieren, „dass du 150 Kilometer einfach fährst und fünf eingeschenkt bekommst“, weiß Blicker.
Die Fahrtstrecken und -kosten sind auch ein markanter Unterschied der Spielklasse. Konstandin rechnet alleine dafür mit rund 10.000 Euro, dazu kommen unter anderem gestiegene Ausgaben für VIP-Bereich und gegebenenfalls für Security bei Spielen mit erhöhtem Risiko. Man habe neue Sponsoren gewinnen können, bestehende Partner hätten ihr Engagement teilweise erhöht, sagt Konstandin, der mit seinem Unternehmen zu einem der sechs „Exklusiv-Partner“ zählt. Die moderne Piston-Arena immerhin ist ohne weitere Maßnahmen oberligatauglich, im Juli werden noch 15 vereinseigene Security-Kräfte geschult.
Kleinerer Kader-Etat als in der Verbandsliga
Der Etat für den Kader der ersten Mannschaft habe sich im Vergleich zur Verbandsliga-Saison um 30 Prozent verringert, berichtet Konstandin. „Ich will mit einem Plus da rausgehen“, sagt er mit Blick auf die wirtschaftliche Seite. „Die große Freude über den Sprung in die Oberliga gibt uns die Energie, die zahlreichen Teams im Männer-, Frauen- und Nachwuchsbereich weiterhin mit großem Enthusiasmus zu unterstützen“, betont Konstandin.
Zwei 19-Jährige und zwei 20-Jährige finden sich unter den sechs Neuzugängen. „Wir haben uns enorm verjüngt“, sagt Blicker, der andererseits auf eine eingespielte Truppe bauen kann: „Alle Schlüsselspieler sind geblieben.“ Man wolle und müsse die Aufgaben über den Teamspirit lösen. Blicker hat ein gutes Gefühl: „Die Mannschaft freut sich wirklich, der Underdog zu sein.“