Die Anzeigetafel im Pforzheimer Stadion im Brötzinger Tal war am Mittwochabend schon fünf Minuten vor Spielschluss aus. Allerdings nicht etwa, weil die Verantwortlichen des 1. CfR Pforzheim ob der Unterzahl des Fußball-Oberligisten im Derby gegen den FC Nöttingen gerne den Abpfiff gehört hätten.
Die 1.288 Zuschauer erlebten kampfstarke Pforzheimer – und letztlich glückliche Nöttinger, die dank des 1:1-Unentschiedens einen Punkt entführten.
Den ersten Aufreger gab es nach sieben Minuten. Nach einem langen Ball prallten Pforzheims Stanley Ratifo und FCN-Keeper Andreas Dups im Strafraum zusammen, eine Minute später handelte sich der CfR-Angreifer nach einem Foul an Timo Brenner die Gelbe Karte ein. Eine Aktion, die kurze Zeit später Folgen haben sollte.
1. CfR Pforzheim drängt Gäste aus Nöttingen tief in deren Hälfe
Die Gastgeber hatten früh mehr vom Spiel, drückten die Remchinger weit in deren Hälfte. Ein Umstand, der auch Nöttingens Co-Trainer Reinhard Schenker zu einer lauten Ansage animierte. „Das dauert zu lange, bis wir rausrücken“, rief er über den Platz.
Nach rund 20 Minuten war Pforzheim nicht nur optisch, sondern auch spielerisch klar überlegen. Nach Ablage von Willie Sauerborn verzog Robin Münst (24.), drei Minuten später traf Salvatore Catanzano den Ball nicht richtig. Die Gäste überstanden die Drangphase ohne Gegentreffer, die erste Halbchance bot sich dem FC Nöttingen durch Nikolaos Dobros, der an einer Hereingabe vorbeigrätschte (32.).
Die beste Pforzheimer Gelegenheit ließ eine Minute später Demarveay Sheron verstreichen, als er eine Catanzano-Hereingabe aus fünf Metern über das Tor setzte.
Stanley Ratifo muss den Platz mit Gelb-Rot früh verlassen
Einen Bärendienst erwies anschließend Ratifo seiner Mannschaft. Völlig unnötig zog er nahe der Außenlinie gegen Dups durch und sah konsequenterweise die Ampelkarte (35.).
Fünf Minuten später stürmte er aber wieder auf den Platz: Nachdem Salvatore Varese nach einer schönen Kombination uneigennützig auf Sauerborn quergelegt und dieser zur überfälligen 1:0-Führung eingeschoben hatte, ließ sich Ratifo, Oberkörper frei und zuvor über den Zaun springend, die Feierlichkeiten seiner Mitspieler nicht entgehen und sprang auf die Jubeltraube.
Nicht auszuschließen, dass die Aktion noch im Bericht des Schiedsrichters vermerkt wird und der CfR mit einer Geldstrafe rechnen muss.
Pforzheim lässt sich auch in Halbzeit zwei nicht beirren
Im zweiten Abschnitt waren es erneut die starken Pforzheimer, die sich Chancen erspielten, diese aber ebenso kläglich vergaben. Nöttingen tat sich extrem schwer, aus der Überlegenheit Profit zu schlagen. Die Unterzahl war dem CfR nicht anzumerken.
Allerdings verpasste es die Elf von Fatih Ceylan, einen ihrer Konter erfolgreich abzuschließen. Sauerborn ließ mit seinem Schuss die Latte erzittern. Die 1:0-Führung war deutlich zu wenig.
Die Jungs haben auch für Ratifo immer einen Schritt mehr gemacht, sind in den einen Zweikampf mehr gegangen.Fatih Ceylan, Trainer des 1. CfR Pforzheim
Das fand auch Ceylan nach der Partie: „Wir hätten die Chance zum 2:0, sogar zum 3:0 gehabt“, resümierte er. „Die Jungs haben auch für Ratifo immer einen Schritt mehr gemacht, sind in den einen Zweikampf mehr gegangen.“
FC Nöttingen erzielt 15 Minuten vor Spielende den Ausgleich
Statt die eigenen Chancen zu nutzen, kam es, wie es so oft kommt im Fußball: Nach einer Kombination bediente William Heers, der zuvor einen Lupfer über das Tor gesetzt hatte, den eingewechselten Riccardo Di Piazza, der den Ball zum überraschenden 1:1-Ausgleich ins Netz setzte (75.).
Pforzheim blieb aber gefährlich. Und hatte zum zweiten Mal Aluminium-Pech, als ein Distanzschuss von Serach von Nordheim an die Unterkante der Latte klatschte (88.). In der letzten Minute wehrte CfR-Schlussmann Kevin Rombach nochmals einen Schuss von Jimmy Marton ab, ehe der Schlusspfiff das 1:1 besiegelte.
Wenn man den Spielverlauf sieht, müssen wir natürlich mit dem einen Punkt zufrieden sein.Reinhard Schenker, Co-Trainer des FC Nöttingen
„Ich bin ein wenig hin- und hergerissen“, meinte Nöttingens Co-Trainer Reinhard Schenker. „Wenn man den Spielverlauf sieht, müssen wir natürlich mit dem einen Punkt zufrieden sein. Wenn ich aber sehe, dass wir 55 Minuten in Überzahl spielen, ist da ein bisschen Enttäuschung“, gab er nach der Partie zu.
Natürlich hätte auch Ceylan gerne die drei Punkte im heimischen Stadion behalten. „Wenn man so lange zu zehnt spielt, ist das 1:1 aber okay“, kommentierte er.
Bereits am Samstag geht es für die beiden Oberligisten weiter: Der FC Nöttingen erwartet dann den Freiburger FC (15.30 Uhr), der CfR tritt zeitgleich beim SV Oberachern an.
1. CfR Pforzheim: Rombach; Sheron, Macorig, von Nordheim, Gudzevic, Sauerborn (75. Rienhardt), Münst, Varese (75. Lulic), Türköz, Ratifo, Catanzano.
FC Nöttingen: Dups; Ulusoy, Kranitz (62. Hauser), Brenner, de Santis, Sollorz (46. Radel), Fassler (72. Di Piazza), Gür, Heers, Schiler (30. Marton), Dobros.
Schiedsrichter: Wilke (Merzhausen), Zuschauer: 1.288, Tore: 1:0 Sauerborn (40.), 1:1 Di Piazza (75.), Gelb-Rote Karte: Ratifo (35., wiederholtes Foulspiel).