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Am Wochenende wäre Rückrundenstart

Laufend im Standby-Modus: Fußballer der Verbands- und Landesliga halten sich fit

Die Fußballer der Verbands- und Landesliga würden an diesem Wochenende eigentlich in die Rückrunde starten - die Hoffnungen ruhen längst nur noch auf einer kompletten Hinrunde.

Hagen Essig (Reichenbach) im Zweikampf mit Jens Knaus (Oestringen), Fabio Scherer (Reichenbach) (von links).
Den Spitzenreiter in der Mangel: Die Reichenbacher Hagen Essig (links) und der bisherige Torgarant Fabio Scherer im Zweikampf mit Östringens Jens Knaus. Foto: Helge Prang/GES

Das Ballgefühl mag ein wenig einrosten, ja. Aber die Sorge, den Torriecher zu verlieren, die hat Fabio Scherer nicht. „Den hat man. Oder man hat ihn eben nicht“, sagt die Offensivkraft des TSV Reichenbach, dessen Riecher ihm bis zur zweiten Corona-Zwangspause ab Anfang November beste Dienste tat.

„Den Schwung hätte man natürlich gerne beibehalten“, sagt Scherer, der in den bislang sieben Spielen des Waldbronner Fußball-Landesligisten sechs Tore erzielte. Ob diese Runde noch weitere Treffer dazu kommen können, ist ungewiss. „Ein Funke Hoffnung auf den Restart ist noch da“, sagt dazu Marc Vonier, der Sportliche Leiter des Liga-Rivalen VfB Knielingen.

Letzte Saisonrettung? Das Ausspielen der Hinrunde

An diesem Wochenende würden die Clubs der Verbands- und Landesliga eigentlich in die Rückrunde starten, die auf keinen Fall mehr ausgetragen wird. Die letzte Saisonrettung sieht vor, die erste Halbserie zu Ende spielen, um die Saison nach der Hälfte werten zu können.

Spätestens Anfang Mai müsste dafür der Pflichtspielball wieder rollen, nach vierwöchiger Vorbereitung. Nach monatelanger Pause dürfte das eine „Herausforderung“ werden, ahnt Vonier. Weniger konditionell, wie Dietmar Blicker ergänzt, sondern vielmehr in fußballspezifischer Hinsicht.

Wiederbeginn nach derart langer Pause „wird sicher spannend“

Das „wird sicher spannend“, meint der Coach des Verbandsligisten ATSV Mutschelbach. „Aber ich denke, sie werden das runde Ding schon wieder rechtzeitig zum ersten Pflichtspiel irgendwie treffen“, sagt Blicker mit einem Schmunzeln.

„Das ist schon ungewohnt“, sagt Sören Hemmelgarn vom Verbandsligisten FC Friedrichstal, der noch nie so eine lange Fußball-Pause hatte. Scherer erinnert sich dagegen an einen monatelangen Verletzungsausfall während seiner Zeit in der KSC-Jugend. Damals sei das noch schlimmer gewesen: Scherer war zum Zuschauen verdonnert, während die anderen weiter kickten.

Die Jungs warten daheim, bis jemand sagt: es geht wieder los
Marc Vonier, Sportlicher Leiter VfB Knielingen

Jetzt ruht der Ball für alle. „Die Jungs warten daheim, bis jemand sagt: es geht wieder los“, beschreibt Knielingens Vonier die Situation. Zusammen auf dem Platz stehen, zusammen in der Kabine sitzen, „das fehlt am meisten“, sagt Keeper Hemmelgarn, für den die Verbandsliga-Runde mit dem FC bis zum Abbruch alles andere als gut lief.

Null Siege, ein Punkt und 6:22 Tore stehen für den Ex-Oberligisten zu Buche. Und dennoch wäre für den 24 Jahre alten Keeper ein Abbruch der Saison ohne Absteiger nicht die wünschenswerte Lösung. „Klar, wenn das so kommen sollte, sind wir auch froh, weiter Verbandsliga zu spielen“, sagt Hemmelgarn, ergänzt aber: „Tatsächlich aber ist es so, dass jeder die Runde sauber zu Ende spielen will.“

Hoffnungen beim Keller-Trio sind am Leben

Und für den Fall der Fälle hat der Torwart des Tabellenletzten die Hoffnung ebensowenig aufgegeben wie die Konkurrenten Spvgg Durlach-Aue und Fortuna Kirchfeld, die die Ränge vor den Germanen belegen. Auch Kirchfelds Sportlicher Leiter André Lang würde sich wünschen, die Hinrunde zu Ende zu spielen. „Und wenn wir es dann nicht schaffen, dann ist es so.“

Was auch für den TSV Reichenbach gilt - allerdings unter angenehmeren Voraussetzungen. Als Tabellendritter liegt die Mannschaft von Trainer Tim Kappler nur knapp hinter Landesliga-Spitzenreiter FC Östringen, bei acht ausstehenden Partien sei da „noch einiges möglich“, schätzt Scherer.

Wie verkraften die Mannschaften die lange Pause?

Sollte es noch einmal losgehen, ist die große Frage ja: Wie haben die Clubs die lange Pause verkraftet? „Die Saison fängt dann für alle praktisch neu an“, sagt Blicker, der mit dem ATSV in der Verbandsliga sechs Punkte hinter Spitzenreiter SV Spielberg (acht Spiele, achte Siege) rangiert. Sieben Partien blieben Mutschelbach, den Rückstand wettzumachen.

Konditionell sähe Blicker sein Team dafür gerüstet. Nicht nur beim ATSV erhalten die Spieler Trainingspläne insbesondere für den Ausdauerbereich. In Friedrichstal werden die Akteure von Coach Hicham Ouaki per App gesteuert auf Läufe geschickt, „der teaminterne Vergleich ist dabei schon auch ein Ansporn“, sagt Hemmelgarn. In Kirchfeld gibt es Lauf-Challenges und Kraftzirkel via Zoom.

„Aber das ersetzt alles nicht das Mannschaftstraining“, weiß Reichenbachs Abteilungsleiter Markus Selinger. Das Motto aller gibt Blicker vor: „Wir versuchen, die Jungs auf einem vernünftigen ‘Standby-Level’ zu halten.“

Kaderplanungen werden vorangetrieben

Derweil treiben die Clubs die Kader-Arbeiten für die kommende Runde voran, die meisten haben diese fast abgeschlossen. „Wir müssen zweigleisig planen, aber das ist für uns ja auch nichts Neues“, stellt Knielingens Vonier fest. Der Karlsruher Aufsteiger hatte bislang in sieben Spielen Gelegenheit, Landesliga-Luft zu schnuppern und dabei „leidvolle Erfahrungen“ machen müssen, wie Vonier angesichts von nur einem Sieg sagt. Doch auch beim VfB hoffen sie auf den Restart. Sie würden den Abstiegskampf gerne sportlich entschieden wissen.

Zunächst heißt es weiterhin: abwarten. „Es zieht sich“, sagt Scherer, der „sehnsüchtig“ auf die Rückkehr auf den Platz wartet. Und darauf, dass sein Torriecher wieder gebraucht wird.

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