In seinen 15 Jahren als Handball-Profi hat Nikolas Katsigiannis schon viel erlebt. „Aber dass wir statt zum Spiel in die Trainingshalle fahren, war auch eine neue Erfahrung“, sagt der neue Torhüter der Rhein-Neckar Löwen im Rückblick auf den vergangenen Dienstag, als wegen eines Corona-Falls beim Gegner RK Trebnje drei Stunden vor dem geplanten Abpfiff das Europaliga-Heimspiel abgesagt wurde.
Katsigiannis, den nicht nur wegen seines Namens alle „Katze“ nennen, konnte mit der neuen Aufgabenstellung aber gut leben. Zwar fand es der 38-Jährige einerseits natürlich schade, dass er so noch kein Comeback auf internationaler Ebene geben durfte, andererseits aber konnte er beim Training wesentlich mehr Bälle parieren, als es als Backup von Andreas Palicka im Spiel möglich gewesen wäre.
Gemischte Gefühle beim Comeback
„Jeder einzelne Wurf macht mich besser. Wichtig ist, dass ich wieder das Ballgefühl bekomme. Ich nerve geradezu meine Mitspieler im Training, dass sie noch werfen“, erzählt der erst vor eineinhalb Wochen als Ersatz für den langzeitverletzten Mikael Appelgren von den Löwen bis Saisonende verpflichtete Routinier.
Sein Debüt für die Badener am Donnerstag vergangener Woche hatte sich Katsigiannis doch etwas anders vorgestellt. 19 Minuten lang stand er im Tor, kassierte dabei 15 Treffer und kam nur auf zwei Paraden - auch, weil seinen Vorderleuten bei der überraschenden 23:28-Niederlage gegen den SC DHfk Leipzig zu viele Fehler unterliefen.
„Es war für mich eine interessante Gefühlswelt: Einerseits himmelhoch jauchzend, weil ich wieder bei einem Top-Club im Tor gestanden habe, andererseits die schnelle Erkenntnis, dass der Alltag Bundesliga ein hartes Geschäft ist“, erzählt der in Werne geborene Sohn einer Deutschen und eines Griechen.
In Reha-Einrichtung fit gehalten
Besondere Gefühle werden Katsigiannis auch an diesem Sonntag (16 Uhr) wieder überkommen. Denn dann kehrt er an seine alte Wirkungsstätte zurück: Die Löwen gastieren beim HC Erlangen, für den Katsigiannis fünf Jahre spielte und zum Publikumsliebling avancierte. Nachdem sein Vertrag im Juni bei den Franken geendet hatte, hielt er sich in einer Reha-Einrichtung in Duisburg fit für den Tag, an dem ein interessanter Club anfragen würde.
„Ich hatte Anfragen aus dem In- und Ausland, hatte auf diese Clubs aber keinen Bock.“ Das Zarten habe sich gelohnt. „Was Besseres, als von den Rhein-Neckar Löwen unter Vertrag genommen zu werden, kann nicht passieren“, sagt der fünfmalige deutsche Nationalspieler, der in der Saison 2015/16 auch beim THW Kiel spielte.
Mit Erlangen den Löwen drei Unentschieden abgetrotzt
Und der in den vergangenen Jahren mit Gastgeber Erlangen den Löwen drei Unentschieden abtrotzte. „Das steckt noch in den Köpfen“, weiß Katsigiannis und orakelt: „Das wird wieder ein harter Fight. Aber vielleicht kommt Erlangen für uns zum richtigen Zeitpunkt. Ein Sieg brächte einen richtigen Boost. Dann hätten wir 8:2 Punkte.“