Der Weg in die Bucht von Tokio ist für das Trio der Rheinbrüder Karlsruhe geebnet, die letzten Meter der Vorbereitung auf die Olympischen Sommerspiele in Japan stehen an.
„Am 25. Juli fliegen wir nach Naka, beziehen dort noch mal ein Trainingslager, tja, und dann“, sagt Koch kurz und knapp, „dann ist der Wettkampf“.
Am 2. August starten die Kanu-Wettbewerbe im „Sea Forest Waterway Tokio“, also direkt vor der Metropole. Gepaddelt wird in der Bucht von Tokio in einem Kanal zwischen zwei künstlichen Inseln, die auf dem Abfall Tokios entstanden sind. Trennwände und Pumpsysteme machen die Regattastrecke unabhängig von den Gezeiten.
In Kienbaum wird Kondition gebolzt
Derzeit bereiten sich Canadierfahrerin Koch und Kajakfahrerin Brüßler in Kienbaum mit dem Nationalteam auf das Großereignis vor, vor den Toren Berlins wird an Grundlagen und Kondition gearbeitet. „Das ist viel Umfang und man ist immer ordentlich kaputt. Aber so soll es ja sein, das passt schon“, sagt Brüßler.
Ab der kommenden Woche ist noch mal für zehn Tage etwas Durchschnaufen angesagt. Brüßler trainiert dann in heimatlichen Gewässern im Karlsruher Rheinhafen. Koch wiederum zusammen mit ihrer Zweierpartnerin Lisa Jahn in Berlin.
„Anschließend beginnt mit dem Trainingslager in Duisburg die unmittelbare Wettkampfvorbereitung“, berichtet die 23 Jahre alte Koch, die in Tokio mit Jahn über die 500 Meter starten wird.
Am 6. August finden die Vorläufe statt, am darauffolgenden Tag die Finals. Die Canadier-Frauen sitzen erstmals mit im olympischen Boot.
Brüßler geht Stand jetzt im Zweier ins olympische Rennen
Brüßler wird Stand jetzt ebenfalls im Zweier ins Rennen gehen, den aktuellen Planungen zufolge mit Caro Arft (Essen). Für sie wird es schon ab dem 2. August ernst. „Die Aufregung steigt jetzt noch nicht“, berichtet die 27-Jahre alte Vize-Weltmeisterin von 2019: „Aber die Freude nimmt auf jeden Fall zu.“
Bei Fazloula, der am 2. und 3. August im Kajak-Einer über 1.000 Meter gefordert sein wird, sieht der Zeitplan bis zu seinem Karriere-Highlight ein wenig anders aus. Der gebürtige Iraner, der 2015 über die Balkanroute nach Deutschland geflüchtet war, gehört dem IOC-Flüchtlingsteam an.
Dieses wird bereits am 11. Juli in Doha zusammenkommen. Kennenlernen, Einkleiden, Trainieren stehen in Katar auf dem Programm, ehe Fazloula und seine neuen Teamkollegen bereits am 13. Juli in Richtung Tokio abheben werden. Zunächst sind sie an der Waseda University untergebracht, später wechseln sie ins Olympische Dorf.
Fazloula bei der Eröffnungsfeier mit dabei
Am 23. Juli hat Fazloula dann seinen ersten offiziellen Einsatz, wenn er bei der Eröffnungsfeier mit dem Flüchtlingsteam ins Nationalstadion einlaufen wird – unter der olympischen Flagge und gleich hinter der griechischen Delegation, die traditionell den Anfang macht. Anschließend hat der 28 Jahre alte Kanute noch eineinhalb Wochen Zeit, bis es für ihn auf dem „Sea Forest Waterway Tokio“ ernst wird.
Die Tage bis zum Abflug nach Doha verbringt Fazloula in Karlsruhe, wo er täglich zwei bis drei Einheiten absolviert. An diesem Donnerstag hat der junge Mann aber erst einmal eine außersportliche Herausforderung vor der Brust: Fazloula legt in seiner Ausbildung zum Sport- und Fitnesskaufmann seine letzte mündliche Prüfung ab.
Über seine Form sagt der mehrfache Asien-Vizemeister: „Ich bin wirklich sehr gut drauf, nur vom Kopf her bin ich gerade etwas müde.“
Erstes Ringe-Feeling bei der Einkleidung
Der Tokio-Trip nimmt indes auch bei Brüßler und Koch allmählich konkrete Formen an, zuletzt zum Beispiel bei der Einkleidung für die Spiele. „Das war das erste Mal, wo man gemerkt hat: Okay, es geht los, man ist wirklich dabei“, berichtet Brüßler von den Vorboten eines olympischen Feelings.
Das wird sich spätestens dann auch richtig einstellen, wenn das Team in Naka etwas nördlich von Tokio sein finales Kurz-Trainingslager aufschlägt. „Da können wir uns dann akklimatisieren und uns an die Zeitverschiebung gewöhnen.“