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Unschlagbar im Bodenkampf

Ringer Udo Ruggaber aus Wiesental kehrte stets mit der Goldmedaille zurück

Schon als Junior war Udo Ruggaber erfolgreich unterwegs im Ringen. Auch danach bei den Senioren sammelte der Wiesentaler national Titel und machte sich international ebenso einen Namen. Dennoch schmeichelt ihm ein ganz anderer Triumph am meisten.

Uwe Ruggaber /oben (Wiesental)  gegen Uwe Westendorf (Aalen/unten).

GES/ Ringen/ 1. Bundesliga: KSV Wiesental - KSV Germania Aalen, 09.11.1990
Uwe Ruggaber /oben (Wiesental) gegen Uwe Westendorf (Aalen/unten). GES/ Ringen/ 1. Bundesliga: KSV Wiesental - KSV Germania Aalen, 09.11.1990 Foto: Markus Gilliar GES/Markus Gilliar

Die Bilanz ist makellos. Vier Mal hat sich der Wiesentaler Udo Ruggaber bei deutschen Ringermeisterschaften der Männer der Konkurrenz gestellt, und stets ist er mit der Goldmedaille im Gepäck nach Hause gefahren.

„Er hat taktisch unheimlich klug gekämpft, war konditionell stark und stets fokussiert auf den jeweiligen Gegner“, rühmt der frühere Landestrainer Willi Ullrich die Qualitäten des Spezialisten im griechisch-römischen Stil: „Im Bodenkampf war Udo mit Abstand unbestritten der Beste.“

Der einstige Meister der Ausheber und Durchdreher sitzt in seiner Küche und lächelt, als er an seine Großtaten in den 1980er- und 1990er-Jahren erinnert wird.

Trotz der nationalen Titel im Erwachsenenalter, trotz der vierten WM-Plätze als Junior in Vancouver sowie als 22-Jähriger in Martigny in der Schweiz schmeichelt ihm ein in der bundesdeutschen Szene weniger beachteter Triumph mit am meisten: der erste Titel als Schüler.

Überschwänglicher Empfang nach Titel

Gemeinsam mit seinem Cousin Georg Schwabenland, dem späteren zweimaligen Freistil-Europameister, war der junge Ruggaber 1981 in München am Start gewesen. Beide eroberten in ihren Stilarten erste Plätze und wurden in der Heimat überschwänglich gefeiert.

„Es war großartig“, sagt Ruggaber: „Wir sind in Wiesental in einem Cabrio durch den Ort gefahren worden. Der Fanfarenzug hat gespielt, und die Leute am Straßenrand haben applaudiert.“

Nicht weniger spektakulär waren die Szenen, als der 74-Kilo-Athlet bei den Männern Premiere feierte. Schauplatz der nationalen Titelkämpfe 1987 war die Pestalozzihalle im benachbarten Graben-Neudorf. Die Fans aus der Region jubelten ausgelassen, als sich die Nordbadener den Sieg in der Landeswertung sicherten.

Rivalität zwischen KSV Wiesental und KSC Olympia Graben-Neudorf ruhte kurzzeitig

Goldjunge Ruggaber hatte daran freilich entscheidenden Anteil. „Die Zuschauer haben uns damals sehr unterstützt“, betont er und erwähnt nebenbei, dass die Rivalität zwischen seinem KSV Wiesental und dessen Bundesligakonkurrenten KSC Olympia Graben-Neudorf an jenem Wochenende ruhte.

Das aber ist Geschichte, die auch manch peinigendes Kapitel beinhaltet. Um das 74-Kilo-Limit als Weltergewichtler zu erreichen, mussten vor den Kämpfen schon mal 16, 17 Pfund Körpergewicht weichen. Auch die Duelle auf den Matten haben nicht nur Energie und Schweiß gekostet.

Mit dem Rucksack in fernen Ländern unterwegs

„Wenn es wehtut, musst Du weitermachen“, beschreibt der heute 54-Jährige den Alltag eines Leistungsträgers im Kraftsport und fügt an: „Ich habe aber immer auch gute Trainer gehabt.“ Als Vorbild nennt er den Wiesentaler Vereinskollegen Bernhard Rothardt und Walter Gehring als einen der prägenden Coaches: „Er hat mir geholfen, indem er Analysen meiner Gegner und Videos erstellt hat.“

Udo Ruggaber, ehemaliger Ringer aus Wiesental
Udo Ruggaber Foto: Heinz Forler

Schon während seiner Zeit als Top-Athlet hat Ruggaber nie einen Hehl daraus gemacht, dass er ausgetretene Pfade gerne einmal verlässt. Mit dem Rucksack war er wiederholt wochenlang in fernen Ländern unterwegs.

Mittlerweile hat er Indien, die Philippinen, Thailand, Bolivien sowie Chile besucht, dabei Armut, Mühsal und Gastfreundschaft kennengelernt. „Manchmal frage ich mich, welche Probleme die Menschen in Deutschland überhaupt haben“, sagt er und erklärt, dass er auch „andere Sichtweisen“ erfahren habe.

Ruggaber arbeitet aktuell als ausgebildeter Naturtherapeut

Der Vater zweier erwachsener Töchter lehnt sich auf seinem Küchenstuhl zurück. Er wirkt entspannt. Der ehemalige Soldat der Sportfördergruppe, gelernter Fliesenleger und Masseur arbeitet mittlerweile als ausgebildeter Naturtherapeut bei Inside out.

Der Verein mit Sitz in Stuttgart entwickelt Programme und Workshops zur politischen Bildung sowie zur Prävention vor Radikalisierung, Extremismus und gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit.

Ein Projekt war beispielsweise ein Camp mit jungen Jesiden. „Ich habe dabei viel gelernt. Das ist ein sehr erfüllender Job“, bemerkt Ruggaber. Obwohl er in seinem Leben immer mal wieder Entscheidungen getroffen habe, die „nicht gewöhnlich“ waren, beteuert er: „Ich bereue nichts.“

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