Skip to main content

Ehrenamt im Sport

Roland Helfer ist beim Luftsportverein Karlsruhe seit einer Ewigkeit am Steuerknüppel

Seit 65 Jahren geht Roland Helfer in die Luft. Der Segelfluglehrer hält seit 1984 als Vorstand des Flugsportvereins 1910 den Steuerknüppel des FSV in der Hand und den Betrieb auf dem Flugplatz in Rheinstetten am Laufen.

Roland Helfer
Roland Helfer (links), erster Vorstand des Flugsportvereins 1910 Karlsruhe, und sein Stellvertreter Dieter Ruchser vor dem Start zu einem Rundflug in den französischen Seealpen. Foto: Leo Streit

Rund 50.000 Ehrenamtliche helfen in nordbadischen Clubs dabei, ein Sportangebot für knapp 790.000 Menschen auf die Beine zu stellen. Wie der Badische Sportbund Nord (BSB) in seiner Studie „Sozialrendite des Vereinssports“ beziffert, leisten die Ehrenamtlichen 8,5 Millionen Arbeitsstunden im Jahr, was einer Wertschöpfung von circa 130 Millionen Euro entspreche.

An dieser Stelle würdigen die Badischen Neuesten Nachrichten jeden Freitag die Leistung von Menschen, die mit ihrem Engagement mit für eine lebendige und vielfältige Sportlandschaft sorgen. In dieser Folge: Roland Helfer (75) vom Flugsportverein 1910 Karlsruhe.

Seit 65 Jahren ist der leidenschaftliche Pilot bereits dem Fliegen verfallen, er ist selbst seit seinem 23. Lebensjahr Segelfluglehrer, war auch Motorseglerlehrer und hat bereits 14.000 Flüge absolviert. 1984 übernahm er das Amt des ersten Vorsitzenden beim 400 Mitglieder starken FSV, das er immer noch bekleidet – neben vielen anderen Aufgaben.

Wie ich dazu gekommen bin:

Als ich zehn Jahre alt war, habe ich von meinem Vater zum Weißen Sonntag einen Rundflug mit dem Segelflugzeug geschenkt bekommen. Das Elternhaus war in Forchheim, der Flugplatz lag also gewissermaßen vor der Haustür und da war es doch naheliegend, dass ich mal mitfliege. Ich habe also mein Geschenk eingelöst und war sofort fasziniert: Für mich war klar: Das mache ich weiter - inzwischen seit 65 Jahren.

Ich war an jedem Wochenende auf dem Platz, bin anfangs mitgeflogen, habe die Seilrückholfahrzeuge gefahren und die Schleppwinde zum Start gezogen. Mit 16 durfte ich dann endlich selbst das Segelfliegen erlernen und alleine fliegen. Als dann Leute für Verwaltungsaufgaben gesucht wurden, hat man auch mich angesprochen.

Ich habe als Jugendleiter angefangen, war danach Abteilungsleiter Segelflug, seit 1984 erster Vorsitzender des FSV 1910 und seit 1996 auch Vorsitzender der Luftsportgemeinschaft Rheinstetten. Die LSG ist der Dachverein, der den Flugplatz betreibt und in dem der FSV 1910 Karlsruhe, der LSV Albgau und die Akademische Fliegergruppe am KIT zusammengeschlossen sind.

Was ich mache:

In der Summe sind es bis zu 54 Aufgaben, die mir im Laufe der Jahre irgendwie zugeflogen sind. Das fängt an bei der ureigenen Arbeit als erster Vorsitzender wie zum Beispiel Mitgliederverwaltung oder die Beantragung von Sportfördermitteln und Zuschüssen, geht weiter über die Koordinierung der Anfragen von Fremdlandungen bis hin zum Erstellen und Aktualisieren der Vereinschronik. Dass man die früheren Mitglieder wie auch den Karlsruher Flugpionier Paul Senge nicht vergisst, ohne deren Arbeit wir nicht da wären, wo wir sind, ist für mich eine Herzensangelegenheit. Nicht zuletzt bin ich seit vielen Jahren als ehrenamtlicher Fluglehrer tätig. Klar, ich hätte manche Aufgaben nicht übernehmen müssen, aber wer hätte es dann gemacht?

Was der „Lohn“ für mich ist:

Es erfüllt mich mit großer Befriedigung, wenn ich sehe, was wir im Team so alles in die Wege geleitet haben und weiter in die Wege leiten zum Wohle des Flugsports in Karlsruhe und der Region. Es ist ein schönes Gefühl zu sehen, wie es uns gelingt, unseren Flugzeugpark auf hohem Niveau zu halten und zu aktualisieren und auch die Infrastruktur am Segelfluggelände immer weiter zu verbessern.

Mein schönster Moment:

Den ersten Alleinflug, mit 16 Jahren, wenn man den Knüppel in der Hand hat und keiner etwas dazu sagt, den vergisst man nie. Und ein Highlight war auch die Überquerung des Alpenhauptkamms 1972 von Zell am See nach Lienz in Osttirol über den Großglockner allein mit dem Motorsegler.

Mein schlimmster Moment:

Der Absturz 2012. Vor einem Gewitter ist ein Pilot von uns noch gestartet, die Maschine ist dann mit ihm und drei Gästen an Bord in den angrenzenden Wald gestürzt. Alle vier Insassen starben.

Was ich mir zum Ziel setze:

Wir wollen der CO2-Neutralität so nahe wie möglich kommen und den kompletten Betrieb auf Batteriebetrieb umstellen. Zwei Rückholer für die Segelflugzeuge betreiben wir bereits mit Elektromotor. Batteriegetriebene Sportflugzeuge sind bislang leider noch nicht am Markt für Vereine verfügbar.

Worauf ich stolz bin:

Als der alte Flugplatz 1999 für das neue Messegelände aufgelöst wurde, haben wir mit der Gemeinde Rheinstetten eine sehr gute Nachfolgelösung gefunden und in der Nachbarschaft ein neues Segelfluggelände errichten können.

Wie lange ich das noch machen will:

Bei der Mitgliederversammlung im März 2023 habe ich gesagt, dass ich noch fünf Jahre im Amt bleiben möchte, sofern ich gesundheitlich weiter fit bin. Dann bin ich 80 und würde den Job des ersten Vorstands gerne in jüngere Hände übergeben. Ich strebe einen geregelten Übergang an. Sage aber nie: Macht doch jetzt, was ihr wollt. Wenn der Verein zerfallen würde mangels Nachfolger, würde mir das in der Seele weh tun.

Wie viel Zeit ich investiere:

Bis zu 400 Arbeitsstunden kommen im Jahr schon zusammen. Vor allem am Jahresende und in den Wintermonaten fällt viel Verwaltungsarbeit an. Richtig viel zu tun war, als 1999 der alte Flugplatz geschlossen wurde und wir auf der Suche waren nach einer Alternative. Meiner Frau muss ich sehr dafür danken, die mir die notwendige Zeit dazu gab. Da haben ich und meine Mitstreiter jede Woche zwei bis drei Gespräche geführt, bis wir eine Lösung gefunden hatten.

Protokoll: Reinhard Sogl

Jetzt den Regionalsport-Newsletter „Sportplatz“ abonnieren

Wir haben die Sport-Region im Blick: Für den „Sportplatz“ sind wir in den Hallen und auf den Plätzen in der Umgebung unterwegs, blicken hinter die Kulissen und rücken Clubs wie Sportlerinnen und Sportler ins Rampenlicht. Mit unserem neuen Regionalsport-Newsletter kommen die „Local Heroes“ jede Woche am Freitag kostenlos direkt in Ihr E-Mail-Postfach. Jetzt anmelden.

nach oben Zurück zum Seitenanfang