Als beim erstmals online ausgespielten Europapokal die besten Mannschaften im Finale den Sieger ermittelten, waren die erfolgsverwöhnten Spieler der Ooser Schachgesellschaft (OSG) Baden-Baden nur noch in der Zuschauerrolle.
Der deutsche Rekordmeister (14 Titel) qualifizierte sich zwar in der Vorrunde als Zweiter seiner Gruppe hinter Ladya Kasan (Russland) für die Play-offs der besten 18 von 90 gestarteten Vierer-Teams, dort schied die an Position eins gesetzte OSG allerdings als Letzter seiner Sechser-Gruppe aus.
„Die Leistung war schwach. Wir hätten bereits in der Vorrunde ausscheiden müssen“, sagte der OSG-Vorsitzende Patrick Bittner, der das Abschneiden im ungewohnten Schnellschach auf der Internet-Plattform Tornelo relativierte. „Wir sitzen lieber am Brett. Die Mega-Enttäuschung ist es nicht, unsere Jungs sind nicht richtig in Form.“
Zudem lag der Fokus nicht unbedingt auf dem Online-Turnier. So befindet sich Baden-Badens Top-Spieler Maxime Vachier-Lagrave, der erst in den Play-offs zum Einsatz kam, gerade in der Vorbereitung auf das Kandidatenturnier für die Weltmeisterschaft. Sein Vereinskollege Etienne Bacrot, ebenfalls beim Online-Europapokal aktiv, unterstützt ihn dabei als Sekundant.
WM-Kandidatenturnier im April
Ab dem 19. April wird das vor einem Jahr wegen der Corona-Pandemie abgebrochene Kandidatenturnier im russischen Jekaterinburg fortgesetzt, spätestens am 28. April soll der Herausforderer des seit 2013 amtierenden Weltmeisters Magnus Carlsen (Norwegen) feststehen. Aktuell führt der französische Großmeister Vachier-Lagrave die Tabelle gemeinsam mit dem Russen Ian Nepomniachtchi an.
Den Titel beim Online-Europapokal holten überraschend die Schachfreunde Deizisau mit dem 16 Jahre alten Top-Talent Vincent Keymer und Teamkapitän Sven Noppes, der in dieser Funktion auch in Baden-Baden tätig ist. Als zweiter deutscher Finalist landete der Hamburger SK auf dem sechsten Platz.
Die OSG war bereits früher im Europapokal dabei, verzichtete aber seit einigen Jahren auf diesen Wettbewerb. „Der Auslosungsmodus hat uns nicht gepasst“, erklärt Bittner. Der Termin für die geplante Bundesliga-Endrunde in Berlin, bei der ein deutscher Meister 2021 ermittelt werden soll, ist unterdessen weiter vakant. „Ich bin skeptisch, ob die Endrunde überhaupt noch stattfindet“, sagt Bittner.