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Ehemalige Faustball-Weltmeisterin

Silke Hagino aus Bretten ist auch mit 1,65 Metern ganz groß

Es begann in der Schule mit der Faustball-AG und endete mit dem Weltmeister-Titel. Dabei brachte Silke Hagino gar nicht die perfekten Voraussetzungen als Angreiferin für diese Sportart mit. Doch die Brettenerin überzeugte mit Fleiß und Talent.

Silke Hagino, Faustball Bretten
Schlagkräftig: Die Faustballerin Silke Hagino bei der Heim-EM 2004 in Seebergen im Trikot der deutschen Nationalmannschaft. Foto: Harald Muckenfuß

Als Silke Hagino Ende der 80er-Jahre mit dem Faustball-Spielen begann, boomte der Sport in Deutschland. Es gab nach Schätzungen fast 50.000 aktive Spielerinnen und Spieler, mehr als doppelt so viele wie heute.

„Beim TV Bretten hatten wir im Nachwuchsbereich drei bis vier Mannschaften pro Jahrgang“, erinnert sich die heute 41-Jährige an ihre Anfangszeit.

Sie hatte es damals auch mit Turnen, Schwimmen und Tischtennis probiert – Faustball faszinierte sie aber von allem am meisten. Es sollte sich lohnen, dass sie sich dafür entschied.

Für eine Angreiferin war Hagino eigentlich viel zu klein

Heute darf sich Hagino Weltmeisterin nennen, auch wenn Spötter immer wieder behaupten, es wäre in keiner Ballsportart so einfach, diesen Titel zu gewinnen. Die oben genannte Zahl zeigt jedoch, dass der Wettbewerb an der Spitze groß war.

Und die Voraussetzungen für eine solch erfolgreiche Karriere bei der „nur“ 1,65 Meter großen Brettenerin auf den ersten Blick nicht die allerbesten. „Die Konkurrenz auf dem Weg in die Nationalmannschaft war teilweise über 1,80 Meter groß“, berichtet Hagino.

Was ihr an Körperlänge fehlte, musste sie mit Überblick und einem guten Spielverständnis ausgleichen.

Mit dem TV ging es bis in die Bundesliga

Besonders beim Aufschlag hatte sie einen Nachteil. „Ich habe nicht so den Wumms draufgehabt wie andere“, gibt die zweifache Mutter zu. Zur Hauptangreiferin in der Nationalmannschaft reichte es nicht, aber das war auch nicht der Anspruch. Mit dem TV Bretten arbeitete sich die Angreiferin schon in jungen Jahren bis in die Bundesliga nach oben.

In der badischen Auswahl machte Hagino in Ländervergleichen und Sichtungslehrgängen auf sich aufmerksam. Zuerst spielte sie in der Juniorinnen-, dann in der Frauen-Nationalmannschaft, mit der sie 2006 ihre Karriere mit dem Weltmeister-Titel im schweizerischen Jona krönte.

Frühes und bitteres Karriereende nach Knieverletzungen

„Das waren ganz tolle Erlebnisse“, sagt Hagino rückblickend. „Dadurch, dass es in unserem Sport nicht so viele gibt, ist das eine ganz besondere Gemeinschaft, alles ist sehr familiär.“ Mit vielen Team-Kolleginnen und auch Rivalinnen aus ihrer aktiven Zeit ist sie heute noch befreundet.

Dem harten Training, der hohen Belastung und auch ihrer Ungeduld nach Verletzungen musste die Weltmeisterin schließlich Tribut zollen. Mit Anfang 30 machte das Knie nicht mehr mit.

„Das war sehr bitter für mich, sich vom Sport verabschieden zu müssen, auch weil der Abschied erzwungen war“, sagt Hagino. Sie habe eine Weile damit hadern müssen. Mittlerweile hat sie aber ihren Frieden damit geschlossen und schaut gerne auf die Zeit zurück.

Hagino dankt ihrem Förderer Harald Muckenfuß

Heute hält sich Hagino mit Fahrradfahren fit. Sie ist Lehrerin für Geografie, Ethik und – natürlich – Sport am Karlsruher Otto-Hahn-Gymnasium, der Eliteschule, auf dem die Profis von morgen ausgebildet werden. Dass für eine Faustball-AG keine Luft bleibt, weil die Talente in ihren Sportarten stark genug beansprucht sind, bedauert sie.

Denn auch Hagino stellt fest, dass Faustball nicht mehr den Zulauf hat, wie damals, als sie begann. Dankbar ist sie ihrem langjährigen Trainer, Mentor und Förderer, Harald Muckenfuß, dem Gesicht der Randsportart in der Region, der noch heute die Nachwuchsmannschaften des TVB betreut.

Mit solchen Persönlichkeiten steht und fällt eben alles.
Silke Hagino, Faustball-Weltmeisterin

„Mit solchen Persönlichkeiten steht und fällt eben alles“, ist die Brettenerin überzeugt, die selbst Trainerin war und bis zuletzt der Abteilungsleitung des Vereins angehörte.

Ihren Weg zum Faustball fand Hagino über die Faustball-AG, die noch immer an den beiden Brettener Gymnasien angeboten wird. Wäre das nicht so gewesen, hätte es wohl nie für einen Weltmeister-Titel gereicht. „Ohne Harald Muckenfuß wären die Erfolge so nicht möglich gewesen“, ist Hagino überzeugt.

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