Christoph Wysocki waren das frisch getankte Selbstvertrauen und die Kampfeslust nach zuletzt acht Siegen in Folge schon weit vor dem Sprungball des ersten Play-off-Halbfinalspiels zwischen den Rutronik Stars Keltern und dem BC Marburg anzusehen.
Der Trainer der Gäste hatte sein Hemd aus der Hose genommen, coachte modisch bewandert obendrein mit lässig herunterhängenden Hosenträgern.
Seine Mannschaft allerdings musste in der Dietlinger Speiterlinghalle früh den Gürtel enger schnallen.
Das erste Viertel war das, was am Ende ausschlaggebend war.Christian Hergenröther, Trainer Sterne Keltern
Die Gastgeberinnen, die mit Krystal Vaughn, Sanja Mandic, Jasmine Thomas, Kapitänin Emmanuella Mayombo und Alexandria Kiss-Rusk begannen, kamen gut in die Partie und hatten die Ärmel ebenfalls rechtzeitig zum Top-Spiel im Kampf um die deutsche Meisterschaft in der Damen-Basketball-Bundesliga (DBBL) hochgekrempelt.
Der Ball zirkulierte bei hohem Tempo offensiv schnell durch die Reihen. Thomas (zur Halbzeit 13 Punkte) und Co präsentierten sich außerdem früh äußerst treffsicher. Lohn war nach rund fünf Minuten eine 12:2-Führung, Wysocki sah sich zu einer ersten Auszeit gezwungen.
Als im ersten Viertel noch 1:50 Minuten zu spielen waren, hatte die aggressiv agierende Kelterner Defensive lediglich sieben Punkte zugelassen. Nach Ende der ersten zehn Minuten hieß es 26:11 für den Favoriten. „Wir waren direkt drin, Marburg hatte Probleme, ins Spiel zu kommen.
Das erste Viertel war das, was am Ende ausschlaggebend war“, analysierte Hergenröther nach dem 82:65 (46:29)-Erfolg, dem ersten in der best-of-three-Serie.
Wenn man gegen Marburg den Ball nicht laufen lässt, kriegt man keine guten Schüsse.Christian Hergenröther, Trainer Sterne Keltern
Auch in Abschnitt zwei zeigte sich der amtierende Pokalsieger, der diesen Durchgang mit 20:18 für sich entschied, wenig kompromissbereit, war zur Halbzeit unter anderem bei den Assists (17:7) und bei zeitweise 19 Punkten Differenz überlegen. „Wenn man gegen Marburg den Ball nicht laufen lässt, kriegt man keine guten Schüsse“, so Hergenröther.
Allerdings stabilisierte sich der BCM in der Folge; auch weil, so Kelterns Coach, „wir heute defensiv ein paar Aussetzer hatten“. Generell habe der Spielplan aber „ganz gut funktioniert – bis auf ein, zwei Sachen, auch im dritten Viertel, wo wir kurz die Kontrolle und den Fokus verloren haben“, so Hergenröther weiter.
Tayler Mingo sorgt per Dreier für den zwischenzeitlichen 20-Punkte-Vorsprung
Ernsthaft in Gefahr geriet der Vorsprung der Sterne zu keinem Zeitpunkt, die beiden letzten Viertel endeten 15:15- und 21:21-unentschieden.
Das Team aus Hessen wollte im Bestreben, den Rückstand zu verkürzen, zu oft mit dem Kopf durch die Wand, und Keltern brachte den BCM immer wieder an die 24-Sekunden-Marke, sodass überhastet abgeschlossen werden musste.
Im Schlussviertel gab Hergenröther, nach einem 9:4-Lauf der Gäste, letzte Anweisungen. Die Sterne brachten sich wieder auf Kurs. Tayler Mingo sorgte per Dreier für einen zwischenzeitlichen 20-Punkte-Vorsprung.
Und so steuerte Keltern in einem vom Endergebnis her deutlichen, bis aufs erste Viertel aber relativ ausgeglichenen Duell letztendlich souverän in Richtung erster Halbfinal-Heimsieg.
Im zweiten Halbfinal-Play-off muss Keltern erneut hellwach sein
Dass die Sterne im Rückspiel am kommenden Freitag, 16. April (19 Uhr), erneut ihr letztes Hemd geben müssen, daran erinnerte Hergenröther bereits am Sonntagabend. „Marburg hat nur den Anfang verschlafen, ist für mich im Moment der stärkste Gegner. Wir müssen wieder hellwach sein“, so Kelterns Cheftrainer.
Rutronik Stars Keltern: Vaughn 20 Punkte, Thomas 16/zwei Dreier, Kiss-Rusk 14, Cvitkovic 9/1, Mayombo 9, Mingo 5/1, Deura 4, Pokk 3/1, Mandic 2.