Vito Voncina hatte gehofft, dass er nicht recht behalten würde. Der Vorsitzende des Fußballbezirks Baden-Baden schlug zu Beginn der Corona-Pandemie in Europa vor, die Saison 2019/20 erst im Frühjahr 2021 auf sportlichem Weg zu beenden. Daraus wurde bekanntlich nichts, die im März zunächst unterbrochene Runde wurde im Juni abgebrochen und die Tabellen nach Quotientenregel ermittelt – mit Aufsteigern, aber ohne Absteiger.
Größere Staffeln und mehr Spieltage waren die Folge. Dies erweist sich nun als weiteres Problem in ohnehin schwierigen Zeiten für den Amateursport. Offiziell halten die Fußballverbände im Südwesten zwar am Wunsch nach einem regulären Abschluss der Saison fest. Mit der Realität erscheint das nach der neuerlichen Zwangspause im November allerdings kaum vereinbar.
SV Oberachern muss noch 29 Punktspiele austragen
Extrembeispiel ist dabei die aus 21 Mannschaften bestehende Oberliga. Zwischen elf und 13 von insgesamt 40 schwankt die Anzahl der Partien, die die jeweiligen Teams bislang absolviert haben. Der SV Oberachern etwa hätte bis Sommer 2021 noch 29 Punktspiele zu absolvieren, hinzu kommt noch mindestens eine Pokalpartie. Selbst im Fall einer Verlängerung der Runde bis Juli wäre dies kaum umsetzbar, zumal weiterhin mit coronabedingten Pausen zu rechnen ist.
Voncina schlägt einfache Runde mit Play-offs vor
Vor diesem Hintergrund sind Meister und Aufsteiger ohne zahlreiche Englische Wochen wieder nicht regulär zu ermitteln, es droht ein erneuter Saisonabbruch und eine Wertung nach Quotientenregel. Mit dem Unterschied zum Juni 2020, dass dann dank geänderter Satzung auch Absteiger auf diesem Weg ermittelt werden können. Davon hält Voncina freilich nichts. Stattdessen schlägt der Funktionär aus Gaggenau vor, nur eine einfache Runde zu spielen und – falls möglich – Auf- und Absteiger in Play-offs auf dem Sportplatz auszuspielen.
Oberstes Ziel ist, mindestens die Hinrunde zu Ende zu spielen.Christian Dusch, SBFV-Vizepräsident
Konkret entschieden werden solche Szenarien allerdings erst nach einem Austausch mit den Vereinen, betont Christian Dusch, Vizepräsident und Spielausschussvorsitzender des Südbadischen Fußballverbands (SBFV). „Oberstes Ziel ist, mindestens die Hinrunde zu Ende zu spielen“, sagt Dusch, der klare Entscheidungen anstrebt. Zunächst kümmert sich die SBFV-Führung aber um die nähere Zukunft. So beschäftigte sich der Verbandsspielausschuss und das Präsidium mit der Frage, ob – unabhängig von politischen Vorgaben – in diesem Jahr überhaupt noch Spiele angesetzt werden. Endgültig muss dies der Verbandsvorstand entscheiden.
Bis zum 30. November gilt zunächst das Trainings- und Spielverbot. Dass sich daran nach dem nächsten Bund-Länder-Treffen am 16. November etwas ändert, hält Dusch für „unwahrscheinlich“. Selbst wenn im Dezember ein Wiedereinstieg möglich ist, käme vor Weihnachten nur noch maximal ein Spieltag in Betracht, weil eine zweiwöchige Vorbereitungszeit vorgesehen ist.
Die Stimmungslage an der Basis ist ähnlich wie in der Verbandszentrale, berichtet Baden-Badens Bezirkschef Voncina nach einer Telefonkonferenz mit den Vereinen. Auch ein Austausch mit den fünf weiteren Bezirksvorsitzenden in Südbaden habe das gleiche Bild ergeben. Gerade die Kollegen der Bezirke Schwarzwald und Hochrhein weisen darauf hin, dass im Winter ein Spielbetrieb schwierig sei.
Wenn wir wieder anfangen, müssen wir erst Nachholspiele absolvieren.Vito Voncina, Bezirksvorsitzender
Bei einem Wiedereinstieg will Voncina zunächst einmal die Tabellen bereinigen. „Wenn wir wieder anfangen, müssen wir erst Nachholspiele absolvieren.“ Wichtig ist Voncina, dass es in Südbaden zu einer einheitlichen Lösung kommt, die nicht nur die Männer, sondern auch die Frauen und vor allem Junioren umfasst. Denn hier sieht Voncina das größte Problem.
Wir müssen darauf achten, dass wir die Jugendlichen nicht verlieren.Fritz Keller, DFB-Präsident
„Wir müssen darauf achten, dass wir die Jugendlichen nicht verlieren“, sagt er. Darauf zielt auch ein Appell der DFB-Führung um Präsident Fritz Keller. „In Verbindung mit den bewährten Hygienekonzepten ist es wichtig, vor allem Kindern und Jugendlichen schnell wieder die Möglichkeit zu bieten, ihren Bewegungsdrang gemeinsam im sportlichen Trainingsbetrieb auszuleben“, sagt Keller.