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Sogar ein Nationalspieler im Team

Trotz Derby-Niederlage: Faustball-Dorfverein TV Waldrennach spielt weiter Bundesliga

Ein Dorf mit gerade einmal 800 Einwohnern mischt die Bundesliga auf. Der TV Waldrennach gehört zu den besten Faustballclubs Deutschlands und hat sogar einen Nationalspieler in seinen Reihen.

Spektakuläre Ballwechsel: Im Derby gegen Calw zogen Schlagmann Markus Kraut (links) und seine Teamkollegen vom TV Waldrennach den Kürzeren. Dennoch sollte es zum Ligaverbleib reichen.
Spektakuläre Ballwechsel: Im Derby gegen Calw zogen Schlagmann Markus Kraut (links) und seine Teamkollegen vom TV Waldrennach den Kürzeren. Dennoch sollte es zum Ligaverbleib reichen. Foto: Harry Rubner

Auch ein Neuling wird von der Atmosphäre in der Halle sofort gepackt. Faustball fasziniert mit schnellen Ballwechseln, taktischen Raffinessen und vor allem vollem Körpereinsatz der Spieler. Diese lassen sich auch nicht davon abhalten, wenn der Ball einmal an der Decke in eine komplett andere Richtung gelenkt wird. Zuschauertribünen werden ebenso nur als zusätzliche Herausforderung betrachtet.

So geschehen am Samstagabend in der Stadthalle Neuenbürg. Beim Kampf um den Klassenverbleib sprang Oliver Kraut bei einer Aktion in den Zuschauerbereich, um den gegnerischen Punktgewinn zu verhindern.

Auch mit der Holzverkleidung der Hallenwand machte der Nationalspieler des TV Waldrennach an diesem Abend mehrfach Bekanntschaft. „Die Spieler sehen danach schon mal etwas angeschlagen aus“, gibt Trainer Stefan Maier zu.

Dieses Mal hatte sich der Einsatz seiner Mannschaft allerdings nicht gelohnt. Der TVW musste sich im Derby gegen den TSV Calw 1:5 (10:12, 7:11, 11:9, 4:11, 6:11, 8:11) geschlagen geben. Auch wenn die Enttäuschung in den Gesichtern der Spieler zunächst deutlich abzulesen war, konnten sie wenig später schon wieder entspannt dreinblicken.

Denn durch die Ergebnisse der Konkurrenz kann Waldrennach die Planungen für ein weiteres Jahr in der Ersten Bundesliga angehen. „Da müsste jetzt schon sehr viel schief laufen“, weiß Trainer Maier vor dem abschließenden Duell beim Tabellenvorletzten TV Unterhaugstett am kommenden Samstag (16 Uhr) in Bad Liebenzell.

Unser großes Ziel von Beginn an war, in der Liga zu bleiben.
Stefan Maier, Trainer des TV Waldrennach

„Was mich allerdings ein bisschen ärgert, ist die Tatsache, dass wir gegen Calw eigentlich nie unser eigentliches Potenzial abrufen“, fügte Maier an. In einem Trainingsspiel vor der Saison habe man das „Löwenrudel“ 5:1 schlagen können. „In der Runde haben wir jetzt aber zweimal 1:5 verloren, das ist die Realität“, so der TVW-Trainer weiter.

Die Fehleranalyse war schnell abgeschlossen: „Wir waren am Schlag nicht so effektiv. Raphael Schlattinger hat da heute den Unterschied gemacht“, würdigte Maier die Leistung des Schweizer Nationalspielers. „Unser großes Ziel von Beginn an war, in der Liga zu bleiben – und wenn wir das trotz der Niederlage jetzt geschafft haben, ist das okay. Da wir über die gesamte Saison so viele Sätze gewonnen haben, auch gegen Spitzenmannschaften, ist das am Ende auch verdient, wenn wir in der Liga bleiben.“

Waldrennach: Ein 800 Einwohner-Dorf lebt den Faustball-Sport

Anders als bei anderen Vereinen setzt der TV Waldrennach nämlich vorwiegend auf Eigengewächse. Lediglich Schlagmann Jeremy Wuhrer kam von außerhalb dazu, hält dem Verein nun aber auch schon seit vielen Jahren die Treue. „Die anderen haben bereits in der Jugend zusammengespielt.“, betont Maier. „Das ist viel wert für einen Ort mit 800 Einwohnern. So einen Erfolg aus eigener Kraft zu schaffen, ist nicht selbstverständlich.“

Was mich allerdings ärgert, ist die Tatsache, dass wir gegen Calw eigentlich nie unser eigentliches Potenzial abrufen
Stefan Maier, Trainer des TV Waldrennach

Die Top-Mannschaften der Liga setzen dagegen immer wieder auf starke Spieler aus anderen Vereinen.

„Das muss man erst einmal kompensieren, ist zugleich aber auch unsere Stärke. Der Zusammenhalt im gesamten Verein zeichnet uns aus“, so Maier weiter. „Wir bekommen alle kein Geld, deshalb sollte der Spaß auf jeden Fall im Vordergrund stehen.“ Lächelnd schiebt er nach: „Wenn sich ein Spieler anbietet, lehnen wir natürlich nicht ab.“

Im Feld soll es ebenfalls zurück in die Erste Bundesliga gehen

Als der Trainer der Bundesliga-Truppe dies erzählt, hat er einen Blick immer auf das Spielfeld. Dort fliegen die Faustbälle hin und her. Nicht nur der Nachwuchs nutzt die Gunst und spielt sich die Bälle über die Leine zu.

Alle Altersklassen sind zu diesem Zeitpunkt aktiv zu beobachten. Maier kennt sie alle: „Unsere gesamte Sportart zeichnet sich durch das Familiäre aus. Man kennt auch die Leute der anderen Vereine sehr gut und schätzt sich.“

Während die Hallensaison nun auf die Zielgerade geht, blickt Maier voraus. Im Sommer steht die Feldsaison an. Nach dem Abstieg in die Zweite Liga sind die Ziele des TV Waldrennach natürlich klar: Man möchte schnellstmöglich auch hier zurück ins Oberhaus, um seinen Ruf als eine der Faustball-Hochburgen zu untermauern und weiter Werbung für eine spektakuläre Sportart zu machen.

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