Als die Saison 2019/20 zwei Spieltage vor dem geplanten Rundenende abgebrochen wurde, lag Volleyball-Drittligist TSG Blankenloch auf Rang drei. Elf Monate später ist auch die Saison 2020/21 praktisch Geschichte.
Die TSG machte nur vier Spiele, das letzte Ende Oktober. Offiziell ist der Spielbetrieb weiter ausgesetzt, mit einem Restart rechnet aber Torsten Kirchhardt nicht mehr.
BNN-Redakteur Reinhard Sogl unterhielt sich mit dem Spielertrainer des Tabellenzweiten über die Situation, die Herausforderungen und die Aussichten.
Wie bewerten Sie den mutmaßlichen Saisonabbruch?
KirchhardtNoch ist ja nichts offiziell, in der Dritten Liga gab es noch keine Entscheidung. Inoffiziell ist die Saison aber wohl schon abgesagt, aber wir müssen noch abwarten, ob es Vereine gibt, die von der Dritten in die Zweite Liga aufsteigen möchten.
Hat die TSG Blankenloch ihr Aufstiegsinteresse bekundet?
KirchhardtNein. Wir sind ja froh, dass wir in der Dritten Liga spielen. Das ist ein ganz guter Kompromiss für uns.
Ist der Saisonabbruch alternativlos?
KirchhardtIch sehe es so und hoffe es auch, denn wir haben ja sogar einen Spieler an den SSC Karlsruhe ausgeliehen. Benjamin Loritz dürfte gar nicht mehr für uns spielen.
Seit wann steht für Sie fest, dass die Saison nicht zu Ende gespielt werden kann?
KirchhardtDas hat sich schon bei unserem letzten Heimspiel Ende Oktober gegen Speyer angedeutet. Da war es für mich schon recht sicher, dass die Saison abgebrochen wird. Da waren schon so viele Spiele verlegt worden, die man meiner Meinung nach nie mehr hätte nachholen können.
Hätte es keinen alternativen Spielmodus gegeben, beispielsweise nur eine Einfachrunde?
KirchhardtDas wurde auch immer wieder besprochen. Aber es wäre einfach schwierig gewesen. Manche Mannschaften hatten schon sechs Spiele, andere erst eines oder zwei. Das hätte sich auch in die Länge gezogen.
Die TSG hat vier Spiele absolviert, steht damit in der Tabelle mit zehn Punkten auf Rang zwei. Wie fällt Ihre Bilanz dieser Minisaison aus?
KirchhardtFür uns ganz okay. Es ist natürlich schwer, diese Saison zu vergleichen. Der TV Rottenburg auf Platz eins hat auch zehn Punkte, aber ein Spiel mehr. Wir hatten halt zwei Gegner aus dem unteren Tabellendrittel, Feldkirchen und Speyer, aber gegen die muss man auch erst mal gewinnen. Die nächsten Spiele wären interessanter geworden. Die hätten dann eher eine Aussage erlaubt, wo man gestanden hätte.
Trainieren Sie eigentlich weiterhin?
KirchhardtAktuell dürfen wir nicht, es ist ja alles gecancelt. Es dürfen nur die Zweitligisten und die Erstligisten trainieren, weil die offiziell als Profis geführt werden. Aber die Dritte Liga zählt offiziell als Hobby-Liga.
Wie ist die Meinung innerhalb des Teams zum Saisonabbruch?
KirchhardtDer Großteil, mit dem ich geredet habe, war dafür, die Runde abzusagen. Das Risiko ist einfach zu groß, irgendwo hinzufahren und alle möglichen Kontakte zu haben. Offiziell darf man sich nur mit einer Person treffen und wir würden Sport treiben, das beißt sich irgendwie.
Wie halten Sie Kontakt?
KirchhardtWir treffen uns ab und zu online und reden über Gott und die Welt, aber eigentlich wenig über Volleyball. Was uns allen ein bisschen fehlt.
Viele Mannschaften aller möglichen Sportarten bieten Online-Training an. Wie ist es bei Ihnen?
KirchhardtBei uns gar nicht. Wir spielen Volleyball wegen des Gemeinschaftserlebnisses, um eben Leute zu treffen, miteinander zu reden. Das Online-Meeting, das wir vielleicht einmal im Monat machen, ist schon etwas ganz anderes, als wenn man sich persönlich trifft.
Wenn es jetzt heißen würde, am Tag X im März gibt es den Restart, das wäre dann wohl schwierig.
KirchhardtDas wäre schwierig, aber vielleicht würde es uns gar nicht so arg treffen, da wir doch viele erfahrene Spieler haben, die nicht so viele Wiederholungen vor dem ersten Spiel brauchen, weil sie eben schon zehn oder 20 Jahre spielen. Das ist vielleicht ein Vorteil zu einer jungen Mannschaft, die das Training vorher braucht.
Blicken Sie denn schon auf die kommende Saison?
KirchhardtBisher war das noch kein Thema. Dieser Tage will ich anfangen, die Jungs abzuklappern. Zuletzt war der Stand, dass alle dabei sind in der nächsten Runde. Wir haben das mal kurz angesprochen, dass man sich nach so einer abgebrochenen Saison eigentlich nicht verabschieden kann, seine Volleyballkarriere so nicht an den Nagel hängen kann. Dass sich unsere zwei Routiniers Philipp Lintner und Steffen Schad nicht „rausmogeln“ können aus dem Volleyballbetrieb. Das sehen die auch so, sie sind Sportsmänner.
Werden Sie sich auf die neue Saison vorbereiten wie 2020 nach dem Abbruch?
KirchhardtDa wir auch eine ganze Reihe junger Spieler haben, muss ich zusehen, dass wir die am besten integrieren. Block stellen, Abwehrsysteme sind so Kleinigkeiten, mit denen man speziell mit den jungen Spielern arbeiten muss. Da muss man in der Vorbereitung speziell auf sie zugehen.
Was wird sich ändern in der neuen Saison?
KirchhardtInteressant könnte die Liga-Stärke werden. Offiziell gibt es keinen Aufsteiger aus der Regionalliga und, was man so hört, gibt es in der Dritten Liga keinen Absteiger. Das heißt, wir haben wieder die bisherige Anzahl an Mannschaften plus eventuell Absteiger aus der Zweiten Liga. Wenn zwei Teams dazu kämen, wäre das dann schon ein enormer Mehraufwand und schwierig, die ganzen Spieltage auch vernünftig zu besetzen. Wir sind halt eine ältere Mannschaft mit Spielern, die Kinder und auch andere Hobbys haben. Und die Frau hat auch gern ein gemeinsames Wochenende.
Was bereitet Ihnen Sorge?
KirchhardtOb man überhaupt wieder spielt. Ob man eine Saison beginnt, wann man sie beginnt, ob man eventuell wieder Beachvolleyball spielen darf wie im letzten Jahr. Da sind schon so kleine Ängste, dass man wieder nicht an den Ball kann oder wenn, womöglich nur kurz und dann wird die Saison wieder unterbrochen.
Könnte da womöglich der eine oder andere Spieler sich auch sagen: Ich komme auch ohne Volleyball gut zurecht?
KirchhardtDas kann ich mir bei meiner Mannschaft fast nicht vorstellen. Jeder würde schon gern an den Ball gehen, da sagt keiner, er will darauf verzichten.