Skip to main content

Sportkreisjugend-Vorsitzender fürchtet negative Folgen

Was bedeutet der erneute Lockdown aus sportlicher Sicht für Kinder?

Kinder und Jugendliche leiden unter der Corona-Krise besonders. Was bedeutet der erneute Lockdown aus sportlicher und gesellschaftlicher Sicht für den Nachwuchs?

Stefan Moch, Kreisjugendleiter Sportkreis Bruchsal
Im Einsatz für die Jugend: Stefan Moch vom Sportkreis Bruchsal. Foto: Heinz Forler

Kinder und Jugendliche in Bruchsal und Umgebung bleiben trotz der Corona-Pandemie in Bewegung – aber nicht organisiert in Vereinen. Das hat Stefan Moch, Vorsitzender der Sportkreisjugend, festgestellt. Über die negativen Folgen der Krise sowie die sich bietenden Chancen hat der Kronauer mit unserem Mitarbeiter Heinz Forler gesprochen.

Eine Studie der Uniklinik Münster hat während der Pandemie zunehmenden Bewegungsmangel bei Kindern und Jugendlichen mit „alarmierenden Folgen“ für Körper und Psyche festgestellt. Wie ist die Situation im Sportkreis Bruchsal?
Moch

Da gibt es offenbar geteilte Meinungen. Bei der jüngsten Online-Sitzung des Sportkreises war eine Studie von Alexander Woll, dem Leiter des Karlsruher Instituts für Sport und Sportwissenschaft am KIT, ein Thema. Über 1.700 Kinder und Jugendliche im Alter von vier bis 17 Jahren wurden befragt. Das Ergebnis ist überraschend. Im Lockdown haben die Befragten einerseits mehr Zeit vor dem Fernseher, dem Computer und mit dem Handy verbracht und weniger organisierten Sport betrieben. Andererseits haben sie sich insgesamt aber mehr bewegt als in ihrem Alltag vor der Krise.

Und wie sind Ihre Erfahrungen?
Moch

Nach meinen Beobachtungen spielen die Kinder hier in Kronau derzeit häufiger auf den Straßen als noch zu Jahresbeginn. Ich beobachte sie beispielsweise beim Hockeyspielen, Inline-Skaten oder Kettcar-Fahren. Sicher gibt es aber Unterschiede zwischen den Städten und dem ländlichen Raum.

Der Vereinssport ruht. Welche Folgen sind dadurch zu erwarten?
Moch

Ich weiß, dass Vereine eine Austrittswelle fürchten, insbesondere bei Heranwachsenden bis sieben Jahre. Manche Kinder suchen anderswo eine Ersatzbefriedigung. Vielleicht kann die Krise den Clubs aber auch eine Chance eröffnen, neue Angebote zu machen. Beim VfR Kronau zum Beispiel filmen Trainer Übungen und verschicken die Aufnahmen an die Eltern, damit die Kinder nach der Vorlage zu Hause üben können. So geht der Kontakt zwischen Mitgliedern und Vereinen nicht ganz verloren.

Wie sind die Perspektiven junger Athleten, die sich den Leistungssport zum Ziel gesetzt haben?
Moch

Kaderathleten wie die bei den Rhein-Neckar Löwen dürfen die Hallen nach wie vor nutzen. Sie sind im Vorteil gegenüber jenen jungen Sportlern, die die Aufnahme in die Kader derzeit anstreben. Die Schere zwischen den beiden Gruppen wird in Zukunft größer werden. Insgesamt wirkt sich das wohl nachteilig auf die spätere Qualität des Sports aus.

Im nächsten Jahr stehen die siebten Mini-Olympics auf dem Programm. Wie ist der aktuelle Stand?
Moch

Die Veranstaltung für junge Leute im Alter von drei bis 16 Jahren ist vom 25. bis 27. Juni in Bruchsal vorgesehen. Im vergangenen Jahr waren rund 1.600 Jungs und Mädchen dabei. Stand heute kann ich nicht sagen, ob die Mini-Olympics 2021 stattfinden werden. Normalerweise beginnen wir mit den Vorbereitungen im August des Vorjahres. Wenn wir erst kurz vor dem Termin Grünes Licht für die Mini-Olympics erhalten, wird das für die Sportkreisjugend ein Kraftakt werden. Wir wissen aber, dass wir Unterstützer – vor allem die Stadt Bruchsal – haben und dass sich die Kinder danach sehnen, sich in Wettkämpfen zu messen.

Das Landeskinderturnfest in Künzelsau ist bereits auf 2022 verschoben. Waren die Kollegen zu voreilig?
Moch

Ein Landeskinderturnfest mit rund 5.000 Teilnehmern ist eine größere Nummer als die Mini-Olympics. Eine solche Veranstaltung braucht wesentlich mehr Vorlauf. Dennoch bedaure ich, dass das Turnfest nicht wie geplant im Juli 2021 stattfinden kann.

Aktionen wie der Bewegungspass oder das Konzept „Pfiff“ liegen zwangsläufig lahm. Welche Auswirkungen kann das haben?
Moch

Sportkonzepte wie „Pfiff“ zur Förderung der Selbstregulation von Kindern im Kindergarten- und Grundschulalter oder der Bewegungspass, bei dem Vereine ein Bewegungsangebot im Kindergarten oder im Club machen können, fehlen derzeit natürlich. Das werden insbesondere Turn- und Sportvereine über Jahre noch schmerzhaft spüren.

nach oben Zurück zum Seitenanfang