Nicht nur die Veranstalter von Konzerten, Straßenfesten und sonstigen Events hat die Corona-Krise stark getroffen, auch Sportvereine leiden unter der Absage ihrer Sportveranstaltungen. Anders als etwa Fußballvereine, die in einer normalen Saison jede Woche ein Spiel haben, konzentriert sich bei Reitvereinen die gesamte Planung auf je ein oder zwei Turniere im Jahr. Nur drei – statt der üblichen rund 30 – pferdesportlichen Veranstaltungen wurden im Landkreis Karlsruhe in diesem Jahr ausgetragen, unter anderem ein Turnier in Heidelsheim.
Durch deren Wegfall fehlen teilweise enorme Umsätze in den Vereinskassen – aber auch auf emotionaler Ebene reißen die Absagen enorme Löcher. Dennoch gibt es auch Veranstalter, die der Krise etwas Positives abgewinnen können.
Anette Krämer-Händel, Turnierleiterin beim Reitverein Forst:
„Natürlich sind wir fürchterlich traurig, dass unser Pfingstturnier komplett dem Lockdown zum Opfer gefallen ist. Es wäre dieses Jahr das 80. Pfingstturnier gewesen, es gab in Forst immer ein Turnier – außer im Zweiten Weltkrieg. Allein daran sieht man ja schon, was es braucht, um unser Turnier nicht stattfinden zu lassen. Finanziell ist es ein herber Verlust – wir haben keine Umsätze aus dem Wirtschaftsbetrieb, der vom Verein ja immer selbst gestemmt wird, keine Eintrittsgelder, wobei wir sonntags immer große Einnahmen haben, keine Sponsorengelder. Darüber hinaus ist das gesamte Vereinsleben zum Erliegen gekommen, unser Reiterheim ist geschlossen, eine Weile war die komplette Reitanlage gesperrt. Was uns aber noch viel größere Sorgen bereitet, ist die Gefahr, dass auch nächstes Jahr kein Pfingstturnier stattfinden kann. Bei den steigenden Fallzahlen momentan haben wir große Angst. Unser Turnier lebt zum großen Teil vom Sonntag, denn zum Nachtspringen kommen dann immer enorm viele Zuschauer. Wir können nur beten, dass wir die Chance bekommen werden, unser Turnier durchzuführen.
Andrea Kunzmann, professionelle Turnierorganisatorin und Turnierveranstalterin in Oberderdingen:
„Normalerweise haben wir in Oberderdingen ein viertägiges Springturnier, das die einzige Einnahmequelle des Vereins darstellt. Hauptsächlich durch den Wirtschaftsbetrieb nehmen wir das Geld ein, das den Verein durchs ganze Jahr bringt. Dieses Jahr war machbar, auch dank zweier Sponsoren, die uns auch ohne Turnier durch eine Spende unterstützt haben. Allerdings darf jetzt nichts passieren – der Traktor kaputt gehen etwa – und wir können keinerlei Investitionen tätigen. Noch einmal schaffen wir das nicht, nächstes Jahr muss das Turnier unbedingt wieder stattfinden. Im hessischen Viernheim habe ich ein Turnier im August organisiert, das unter Corona-Bedingungen stattgefunden hat. Wir mussten jedoch zu Lasten der Reiter ein hohes Nenngeld erheben, damit wir alles finanzieren konnten. Es waren wirklich extrem erschwerte Bedingungen, zumal die Hälfte des Vereins nicht hinter dem Turnier stand und auch nicht geholfen hat. Wir haben aber die Gewinngelder zu 100 Prozent ausbezahlt und unser Ziel, ein Plus zu erzielen, auch erreicht.“
Oliver Süß, 1. Vorsitzender Reit- und Fahrverein Graben:
„Neben unserem traditionellen Reitturnier im Juli gibt es bei uns ja noch eine weitere Großveranstaltung im Oktober, die nächstes Wochenende stattgefunden hätte – unser Oktoberfest mit etwa 1.000 Gästen. Die fehlenden Veranstaltungen merkt man deutlich: nicht nur in finanzieller Hinsicht, sondern besonders beim organisatorischen Aspekt. Es läuft da doch jedes Jahr viel nebenher, was die Pflege der Anlage angeht und es bringt Struktur in den Jahresablauf. Wobei ich mich auch in dieser Hinsicht nicht beklagen kann: Den ganzen Sommer über wurde in Kleingruppen extrem fleißig gearbeitet, gestrichen, kleinere Reparaturen durchgeführt und vieles mehr, so dass bei uns dieses Jahr sogar mehr an und auf der Anlage gearbeitet wurde als in jedem „normalen“ Jahr. Mein Fazit ist daher: Es ist zwar ärgerlich, dass das Turnier und das Oktoberfest nicht stattgefunden haben, mir hat beides immer Spaß gemacht zu organisieren, und die zusätzlichen Einnahmen kann man auch jederzeit gut gebrauchen, aber es wurde durch Corona auch keine größere Lücke gerissen.“