Die Vorfreude auf den anstehenden Start in die Hallensaison vor der eigenen Haustür ist groß bei Mikaelle Assani. „Ich fühle mich gut und bin gespannt, was ich drauf habe“, sagt die Leichtathletin der LG Region Karlsruhe. Freilich wird die weltbeste Weitspringerin des Jahres 2021 in der Altersklasse U20 nicht in ihrer alten Heimat die ersten Wettkämpfe absolvieren, sondern in ihrer neuen.
Dank eines Stipendiums hat die 20-Jährige unmittelbar nach dem Gewinn des Titels bei der U23-DM Ende Juli ein Studium des Bio-Ingenieurwesens an der University of Nebraska in Lincoln aufgenommen und sich dem dortigen Hochschulteam angeschlossen.
Nach einigen Anlaufschwierigkeiten in des Wortes doppelter Bedeutung und einem anfänglichen „Kulturschock“ sei sie in ihrer neuen Welt inzwischen angekommen, sagt Assani im Telefongespräch mit dieser Redaktion.
Platz fünf bei der Wahl zur deutschen Nachwuchsleichtathletin 2021
„Es war anfangs schwer für mich, sportlich und akademisch den Rhythmus zu finden in dem für mich fremden Land“, gibt die Dritte der U20-EM des vergangenen Jahres zu. In der Windlotterie von Tallinn, in der die Konkurrentinnen mehr Glück hatten als sie, hatte Assani Nerven behalten und mit 6,62 Metern im letzten Versuch noch Bronze gewonnen.
Ich hatte gehofft zu gewinnen.Mikaelle Assani, Weitspringerin
In der Qualifikation war sie sogar zwei Zentimeter weiter geflogen. Die 6,64 Meter hat keine Konkurrentin weltweit regulär übertroffen. Ihre Spitzenresultate reichten dennoch nicht, um bei der Publikumswahl zur deutschen Nachwuchsleichtathletin 2021 über Platz fünf hinauszukommen. Ein Ergebnis, das Assani nicht so ganz befriedigt. „Ich hatte gehofft zu gewinnen“, räumt die Karlsruherin ein.
Mit verkürztem Anlauf im Test 6,26 Meter gesprungen
Ihre Enttäuschung hält sich aber in Grenzen. Assani blickt lieber voraus als zurück und sagt vor ihrer Premiere im College-Trikot: „Wo ich leistungstechnisch stehe, kann ich nicht genau sagen. Die 6,26 Meter aus verkürztem Anlauf bei einem Test-Wettkampf Anfang Dezember aber lassen darauf schließen, dass das Training gut angeschlagen hat.“
Die Nationalmannschaftsathletin, die wegen des Auslandsstudiums den Status als offizielles DLV-Kadermitglied verlor, will sich zunächst für die US-College-Meisterschaften im März qualifizieren und bis Anfang Juni auch im Freien für ihr Uni-Team starten.
Danach plant sie die zumindest temporäre Rückkehr nach Karlsruhe und zu ihrem Trainer Udo Metzler, um sich auf die U23-DM und die DM der Aktiven vorzubereiten. Insgeheim träumt Assani davon, sich für die EM in München zu qualifizieren und hofft auf eine weitere Steigerung: „6,70 Meter wären auf jeden Fall schön.“
Trainingsmöglichkeiten in Karlsruhe „nicht zufriedenstellend“
Noch ist unklar, ob die Rückkehr nach Deutschland ein Intermezzo sein wird oder von Dauer. Die ungleich besseren Trainingsbedingungen in Lincoln im Vergleich zu Karlsruhe, wo die Springer statt in einer warmen Halle in einem zugigen Zelt im Stadion Trainingssprünge machen müssen, sprächen für einen längeren Aufenthalt in den USA.
Man fühlt sich von der Stadt Karlsruhe im Stich gelassen.Mikaelle Assani, Weitspringerin
Assani, die während ihres Heimaturlaubs über Weihnachten auch die provisorische Anlage im Carl-Kaufmann-Stadion testete, sagt desillusioniert: „Das Training im Zelt ist nicht zufriedenstellend. Man fühlt sich von der Stadt Karlsruhe im Stich gelassen.“