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Jens Kehrer im Porträt

Wie ein Ex-Fußballer aus Kronau zu einem der besten Motoball-Keeper der Welt wurde

Der in der Region sehr verwurzelte Motoball rühmt sich gerne als die „schnellste Mannschaftssportart der Welt“. Jens Kehrer hat darin mit dem MSC Ubstadt-Weiher Maßstäbe gesetzt. National wie international sammelte der Torhüter Titel und Medaillen.

Jens Kehrer - MSC Ubstadt-Weiher
Abgewehrt: Jens Kehrer, hier in einem Spiel der Motoball-Bundesliga war viele Jahre der Fels in der Brandung beim MSC Ubstadt-Weiher. Foto: Simone Kochanek

Jens Kehrer kann sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Wie viel er in seiner Laufbahn als Auswahltorhüter verdient habe, will sein Gegenüber wissen. Die Antwort kommt prompt. „Mit Motoball kann man kein Geld verdienen, im Gegenteil“, sagt der 38-Jährige.

Zwar gibt es nach besonderen Erfolgen Prämien für die Vereine, diese Erlöse werden allerdings beispielsweise für die Instandhaltung der Maschinen, die Pflege der Anlage oder die Renovierung des Clubhauses benötigt. Die Kasse des Kronauers wurde durch die Paraden und Reflexe nicht gefüllt, wohl aber die persönliche Ehrentafel. 2005, 2013 und 2015 errang der Keeper mit der deutschen Nationalmannschaft jeweils den EM-Titel. Zudem sicherte er sich bei Europameisterschaften vier Silber- und vier Bronzemedaillen.

Dass sich Kehrer in der Szene den Ruf des „erfolgreichsten deutschen Motoballspielers“ erworben hat, ist auch in seinen nationalen Triumphen im Team mit Aktiven wie André Retich, Kevin Gerber oder Olivier Bongeot begründet; neun Mal krönte er sich zum Deutschen Meister, acht Titel gewann der 1,78 Meter große Keeper mit dem MSC Ubstadt-Weiher, einen mit Taifun Mörsch. Und im Pokalwettbewerb nahm er nach gelungenen Finalauftritten mit den MSC-Kollegen drei Mal die Trophäe entgegen.

2015 als bester Torwart der EM ausgezeichnet

„Es gibt viele schöne Erinnerungen“, berichtet der Chemiekant, der mit Lebenspartnerin und Kind unlängst sein Haus in Kronau bezogen hat. Eine dieser Sternstunden erlebte Kehrer 2015 bei der EM in Kuppenheim. Nach dem 4:3-Sieg im Endspiel, bei dem er im Elfmeterschießen gegen Russland drei Mal den 1,2 Kilogramm schweren Ball mit einem Durchmesser von 40 Zentimetern abgewehrt hatte, wurde er als bester Torhüter des Turniers ausgezeichnet.

„Das war mein Ziel. Das wollte ich einmal erreichen“, erklärt der Schlussmann. Die Auszeichnung tröstete ihn auch etwas über die Enttäuschung hinweg, die er zwei Jahre zuvor bei der Europameisterschaft in Frankreich erlebt hatte. Obwohl der Badener nach Meinung von fast allen Fachleuten auch dort der überragende Keeper war, kürten die Juroren im Nachbarland ihren Landsmann zur Nummer eins.

Mit Motoball kann man kein Geld verdienen, im Gegenteil.
Jens Kehrer über seine Sportart

Auf die Frage, wie es mit der Karriere weitergeht, zuckt Kehrer mit den Schultern. Eigentlich wollte er mit einem Abschiedsspiel einen Schlussstrich ziehen, doch die Pandemie hat dafür gesorgt, dass auch dieser Termin gestrichen werden musste. Im September 2021 ist im russischen Vidnoe die Europameisterschaft geplant. Ob sie überhaupt ausgetragen werden kann und ob die deutsche Auswahl daran teilnehmen wird, steht derzeit in den Sternen. Kehrer hat Bundestrainer Holger Schmitt jedenfalls angeboten „eventuell auszuhelfen“.

Kehrer ist noch immer als Fußballtorhüter aktiv

Die Motoball-Karriere des Keepers begann eher durch einen Zufall, obwohl sein Vater als Schiedsrichter Spiele der angeblich „schnellsten Mannschaftssportart“ leitete. Teenager Jens hütete das Tor der Nachwuchsfußballer vom VfR Olympia Kronau. Als sich der Motoball-Torwart verletzte, sollte er einspringen. Zunächst zögerte er, gab aber wenig später sein Einverständnis und machte schließlich die Erfahrung: „Das hat mir dann doch sehr viel Spaß gemacht.“

Den Fußballkollegen ist der Kronauer trotz seines Engagements auf dem Motoballplatz treu geblieben. Bevor die Amateure zur Corona-Pause verpflichtet wurden, trug der Schlussmann das Trikot des Kreisligisten FC Germania Karlsdorf. Die Aufgaben für die Torleute in den beiden Sportarten unterscheiden sich wenig, erklärt Kehrer und fügt an: „Auch die Trainingsabläufe sind ähnlich.“ Im Motoball-Stadion trägt er allerdings Knieschoner, auf die er bei Fußballspielen verzichtet.

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