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Endstation im Viertelfinale des DHB-Pokals

Löwen liefern bei der Premiere ihres neuen Trainers dem THW Kiel großen Kampf

Es hat nicht viel gefehlt zum Einzug der Rhein-Neckar Löwen ins Final Four des DHB-Pokals. Am Ende eines packenden Viertelfinalduells mit dem THW Kiel mussten sich die Gastgeber in Heidelberg dem Favoriten aber mit 24:26 geschlagen geben und schieden aus.

 v.li.: Patrick Wiencek THW, 17, Uwe Gensheimer RNL, 3, Niclas Ekberg THW, 18, beim Sprungwurf, Wurf, Torwurf, Action, Aktion, Spielszene, 06.02.2022, Heidelberg Deutschland, Handball, DHB-Pokal, Viertelfinale, Rhein-Neckar Löwen - THW Kiel xozx
Flug-Kapitän: Uwe Gensheimer war mit sechs Toren erfolgreichster Werfer der Löwen gegen den THW Kiel mit Patrick Wiencek (links) und Niclas Ekberg (rechts). Foto: Oliver Zimmermann via www.imago-images.de imago images/foto2press

Die Hände in die Hüften gestemmt, den Blick auf den Boden gerichtet und mit etwas wackligen Knien, aber beifallumrauscht trottete Uwe Gensheimer vom Spielfeld des Heidelberger SNP Domes Richtung Umkleidekabinen.

Der Kapitän der Rhein-Neckar Löwen hatte, wie seine Kollegen, alles gegeben, hatte sich die Ovationen der 2.500 Zuschauer redlich verdient und war am Sonntagabend doch das personifizierte Befinden des Handball-Bundesligisten nach einem packenden Pokal-Fight, an dessen Ende Gensheimer buchstäblich und seine Mannschaft im übertragenen Sinn K.o. gegangen war.

Nach einem aufopferungsvollem Schlagabtausch über 60 Minuten mussten sich die Löwen im Viertelfinale des DHB-Pokals dem deutschen Meister THW Kiel zwar mit 24:26 (13:12) geschlagen geben.

Aber beim Debüt des neuen Trainers Ljubomir Vranjes und der überzeugenden Pflichtspiel-Premiere des ebenfalls frisch verpflichteten Torhüters Joel Birlehm war nicht nur nach Meinung von Gensheimer eine ganz andere Mannschaft zu sehen als noch im alten Jahr. „Aufgrund der Art und Weise, wie wir uns präsentiert haben, bin ich zuversichtlich. Aber natürlich sind wir mega enttäuscht, dass wir das Final Four nicht erreicht haben“, sagte Gensheimer.

Die Kieler zogen wie der SC Magdeburg und der HC Erlangen ins Hamburger Halbfinale ein. Den vierten Teilnehmer ermitteln Titelverteidiger TVB Lemgo Lippe und die MT Melsungen.

Gensheimer geht K.o.

„Das war ein geiles Handballspiel, sehr intensiv. Wir haben einen Riesenkampf hingelegt, aber hinten raus sind wir dann einfach auf dem Zahnfleisch gegangen“, meinte Gensheimer, der 40 Sekunden vor der Schlusssirene benommen zu Boden gegangen war.

Nachdem er mit einem Siebenmeter am Kieler Torhüter Dario Quenstedt gescheitert war, hatte er beim Nachfassen einen Schlag von einem Kieler Spieler abbekommen, der ihn in die Knie zwang.

„Das war einfach zu viel für mich“, gestand der Linksaußen, der aufgrund seiner Achillessehnenprobleme seit Weihnachten nur zwei Trainingseinheiten mit der Mannschaft hatte mitmachen können und nur für einen Kurzeinsatz vorgesehen war. „Aber Uwe war heiß, er wollte unbedingt durchspielen“, sagte Vranjes.

Trotz der nun auch dritten und letzten verspielten Chance auf einen Titel in dieser bislang so verkorksten Saison war der Auftritt der Löwen als Mut machender Neuanfang zu werten. „Ich bin sehr zufrieden damit, wie die Mannschaft gespielt hat. Sie stehen alle zusammen“, sagte Vranjes.

Geschäftsführerin Jennifer Kettemann sah sich bestätigt darin, den richtigen Mann für die zuletzt so verunsicherte Mannschaft geholt zu haben. „Wir haben Leidenschaft und Kampfgeist gesehen, wie gewünscht. Darauf lässt sich gut aufbauen“, sagte Kettemann.

Vranjes überrascht Kiel mit neuem Spielsystem

Es hat nicht viel gefehlt und Vranjes’ Plan, mit einem neuen Spielsystem den Druck vom eigenen Tor weg in Richtung Gegner zu verlagern, wäre gänzlich aufgegangen.

Der Schwede verzichtete in den Anfangsminuten komplett auf die bislang obligatorischen Spezialisten-Wechsel in Abwehr und Angriff. Nach sieben Minuten lagen die Löwen, bei denen Ymir Gislason und Mait Patrail bis dahin vorn und hinten agierten, mit 4:1 in Front.

Mit dieser Taktik habe Vranjes die Kieler schon überrascht, gab der Ex-Löwe Hendrik Pekeler zu. Vor allem der ehemalige Kieler Lukas Nilsson überzeugte auf der ungewohnten Position im zentralen Rückraum als Ballverteiler und Torschütze. Und Gensheimer begeisterte die Fans als Balldieb.

Die Gäste aber fanden nach und nach ins Spiel. Beim 5:5 nach 13 Minuten war der Ausgleich erzielt, beim 7:6 durch Sagosen vier Minuten später gingen sie erstmals in Führung. Die Löwen aber blieben dran und gingen durch den Treffer von Jannik Kohlbacher in der 30. Minute mit einem 13:12 in die Pause.

Sagosen dreht nach der Pause auf

Auch nach Wiederbeginn hatten die Löwen den besseren Start. Patrick Groetzkis erfolgreicher Gegenstoß brachte in Minute 35 die Zwei-Tore-Führung zum 15:13. Doch in der Folgezeit leisteten sich die Hausherren das eine oder andere schlechte Zuspiel oder ein paar Fehlwürfe zu viel. Ein 0:4-Lauf warf sie vorentscheidend zurück.

„Um zu gewinnen, muss man im Angriff cleverer spielen. Und dann fehlten uns auch einige Paraden“, sagte Vranjes. Die nachlassende Konzentration und schwindende Kraft der Löwen spielte vor allem dem Kieler Superstar Sander Sagosen in die Karten, der wie Gensheimer auf der Gegenseite insgesamt sechs Tore erzielte.

Rhein-Neckar Löwen: Gensheimer (6/1), Nilsson (4), Kohlbacher (4), Groetzki (4), Schmid (3/1), Kirkelökke (1), Patrail (1), Gislason (1).

THW Kiel: Sagosen (6), Ekberg (6/2), Duvnjak (4), M. Landin (3), Wiencek (3), Weinhold (2), Bilyk (2).

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