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Start der Fußball-Bundesliga

SC Freiburg stellt sich trotz starkem Kader auf schwierige Saison ein

Dank einer starken vergangenen Saison hat sich der SC Freiburg überraschend für die Europa League qualifiziert. Trotzdem wachsen im Breisgau die Bäume weiterhin nicht in den Himmel.

Christian Streich, Trainer des SC Freiburg, geht hochmotiviert in die neue Saison.
Christian Streich, Trainer des SC Freiburg, geht hochmotiviert in die neue Saison. Foto: Tom Weller/dpa

Nach der erfolgreichsten Saison der Vereinshistorie kommt auf den Fußball-Bundesligisten SC Freiburg mit der Teilnahme an der Europa League eine Dreifachbelastung zu.

Die Verantwortlichen gehen durchaus realistisch in die neue Spielzeit, haben aber erneut einen starken Kader zusammengestellt.

Unser Mitarbeiter Michael Ihringer beantwortet vor dem Punktspiel-Auftakt beim FC Augsburg am Samstag (15.30 Uhr/Sky) die wichtigsten Fragen.

Hat sich am Saisonziel etwas geändert?

In Freiburg wachsen die Bäume nicht in den Himmel. So wie Finanzvorstand Oliver Leki Harakiri-Transfers nie durchwinken würde, so realistisch sind die Verantwortlichen, dass auf eine super Saison auch ein Durchhänger folgen kann. Sportdirektor Klemens Hartenbach: „Wir gehören zu den Mannschaften, denen im schlimmsten Fall bis zum letzten Spieltag der Abstiegskampf droht. Daran wird sich auch nichts ändern.“

Wie ist der neue Kader einzuschätzen?

Es ist der Stärkste, den der Sport-Club seit dem ersten Bundesliga-Abenteuer 1993 je aufbot. Jede Position ist mindestens zweifach besetzt. Exemplarisch steht dafür die Rechtsverteidiger-Position. Der Belgier Hugo Siquet, der im Winter verpflichtet wurde, aber bislang nur auf ein paar Einsatzminuten kam, hinterließ in der Vorbereitung mächtig Eindruck.

Beim 3:0 gegen Spaniens Erstligisten Vallecano überragte er mit einem Tor und zwei Vorlagen. Im internen Ranking ist er dennoch nur die Nummer drei hinter Stammspieler Lukas Kübler und dem aufstrebenden Kiliann Sildillia. Die frühere Stammkraft rechts, Jonathan Schmid, wird wegen einem Überangebot nur noch im Mittelfeld bei Bedarf eine Chance kriegen.

Welchen Job haben die für die Verpflichtungen zuständigen Klemens Hartenbach und Jochen Saier gemacht?

Einen herausragenden. Von den vier Neuzugängen sind mit dem Japaner Ritsu Doan (zuletzt PSV Eindhoven), dem Österreicher Michael Gregoritsch (FC Augsburg) und Matthias Ginter (Borussia Mönchengladbach), der zum erweiterten DFB-Kader zählt, drei Nationalspieler. Daniel Kofi-Kyereh gilt als Ausnahmespieler aus der Zweiten Liga (St. Pauli). Bei der „Kicker“-Leserumfrage unter 34.000 Teilnehmern wurde das SC-Management mit der Bestnote auf Platz eins unter den 18 Clubs bewertet.

Kann der SC Freiburg die Zusatzbelastungen mit mindestens sechs Englischen Wochen aufgrund der Europa League bewältigen?

Genau deshalb scheute man weder Geld noch Mühen, den Kader zu verstärken. Bei der Europacup-Teilnahme 2013 musste man nicht weniger als fünf Stammspieler ziehen lassen, der Substanzverlust machte sich in der Bundesliga bemerkbar. Hartenbach: „Die Stabilität der Leistungsträger, unsere Qualität und die Kadertiefe sind nun ganz anders.“

Kann Ginter in der Innenverteidigung Nico Schlotterbeck ersetzen?

„Nico ist auf und neben dem Platz ein extremer Verlust. Wir müssen jetzt alle eine größere Klappe kriegen, um diese eine große Klappe zu ersetzen.“ Lucas Hölers durchaus witzige Ein- und Wertschätzung seines Ex-Kollegen unterstreicht, dass der Neu-Dortmunder schon mit 22 Jahren nicht nur in der Abwehr die Kommandos gibt.

Ginter ist der ruhigere Vertreter. Was Organisation, Übersicht, Kopfballstärke, Spieleröffnung betrifft, darf man beide als gleich stark einschätzen. Schlotterbeck besitzt in seinem dynamischen Vorwärtsdrang und seiner Torgefahr im gegnerischen Strafraum wohl Vorteile, was Ginter mit seiner großen internationalen Erfahrung wettmacht.

Wo gibt es Probleme?

Der erste Pechvogel heißt Höler. Im Trainingslager in Schruns zog er sich einen Mittelfußbruch zu. Das Laufwunder, stets eine gut geölte Pressingmaschine, wird monatelang ausfallen. Im Sturm profitiert davon neben Neuzugang Michael Gregoritsch auch Publikumsliebling Nils Petersen, der sich mehr Einsatzminuten als in der Vorsaison erhofft. Das 20-jährige Talent Kevin Schade (vier Tore in 21 Bundesligaspielen) befindet sich nach einer schwerwiegenden Bauchmuskel-Verletzung und folgender Operation im Aufbautraining.

Hat Christian Streich, der im Januar 2012 erstmals das Profiteam coachte, noch die gleiche Leidenschaft wie all die Jahre zuvor?

Mit dem Anpfiff in Augsburg glüht Streich, kürzlich zu Deutschlands „Trainer des Jahres“ gewählt, für seinen Verein wie die Sonne vom südbadischen Himmel. Der reisefreudige Ur-Schwarzwälder wird in dieser Europacup-Saison hoch motiviert sein und international besser abschneiden wollen als 2013, als nach der Gruppenphase Schluss war.

2017 scheiterte man in der Qualifikation. Ob die charismatische Kultfigur, die über Freiburg hinaus höchste Popularitätswerte genießt und nur noch Einjahresverträge abschließt, die 16 Jahre vollmacht, die Volker Finke einst auf der SC-Bank absaß, darf indes bezweifelt werden.

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