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Frauen-Bundesliga

„Signalwirkung“: Spielerinnen stolz auf Rekordkulisse

Kein Torespektakel beim 0:0 zwischen der Eintracht und dem FC Bayern, aber eine einmalige Kulisse für die Frauen-Bundesliga. Die Zuschauerzahl setzt einen Rekord in einer Spielklasse, in der zuletzt im Schnitt nur gut 800 Fans zu den Spielen kamen.

Frankfurts Spielerinnen jubeln nach dem Spiel mit den Fans.
Frankfurts Spielerinnen jubeln nach dem Spiel mit den Fans. Foto: Sebastian Gollnow/dpa

Für Giulia Gwinn war es „superschön“, Lea Schüller fand die Kulisse „überragend“ und Laura Freigang „einfach nur sensationell“.

Mit glänzenden Augen haben die EM-Heldinnen von Eintracht Frankfurt und vom FC Bayern das torlose Auftaktspiel in der Frauen-Bundesliga am Freitagabend vor der Rekord-Zuschauerzahl von 23.200 Fans erlebt. 47 Tage nach dem gegen England verlorenen Finale von Wembley notierten auch Verantwortliche des Deutschen Fußball-Bundes im großen Frankfurter Stadion, dass die bei der Europameisterschaft ausgelöste Euphorie Wirkung zeigt. Die Kernfrage aber, wie nachhaltig sich das auf den Liga-Alltag auswirkt, bleibt.

Signalwirkung für die gesamte Liga

Siegfried Dietrich, Sportdirektor bei der Eintracht und langjähriger Macher im Frauenfußball, ist sich sicher: „Was wir hier erlebt haben, sendet eine Signalwirkung für die gesamte Liga aus.“ Die bisherige Besucherbestmarke von 2014 – 12.464 Fans bei VfL Wolfsburg gegen 1. FFC Frankfurt – wurde fast verdoppelt. In den Deutsche Bank Park kamen fast so viele Zuschauer wie zum Freitagabendspiel der Männer-Bundesliga zwischen Mainz 05 und Hertha BSC mit 25.300.

„Ich hatte zwischenzeitlich Gänsehaut. Wir haben es alle genossen“, sagte Frankfurts Torhüterin Stina Johannes, die gegen die Bayern-Asse um Gwinn, Schüller, Lina Magull und Klara Bühl nichts zuließ. „Hinter den Kulissen wurde ganz viel gearbeitet, dass das möglich ist. Dafür bin ich super dankbar“, betonte Nationalstürmerin Freigang.

„Das Interesse hat sich überall gesteigert“

Allerdings hatte es die Eintracht, die bei den Männern eine Riesen-Fanschar hinter sich weiß, sicherlich leichter als andere Clubs, die nun gefordert sind. So steht das zweite sogenannte Highlight-Spiel bereits am nächsten 24. September (17.55 Uhr) im Sinsheimer Stadion an. Dann fordert die TSG 1899 Hoffenheim, die schon bei den Männern in der Bundesliga um Zuschauer kämpfen muss, Meister VfL Wolfsburg. Die Partie wird zudem nicht nur bei MagentaSport, sondern auch in der ARD übertragen.

Die Wolfsburgerinnen gewannen am Samstag mit 4:0 gegen die SGS Essen. Zu dem verregneten Spiel kamen 3200 Besucher.

Vor dem Anpfiff des Auftaktspiels hatten viele Verantwortliche aus dem Frauenfußball im VIP-Zelt vor dem Stadion beim Kongress „FF27-Forum – Frauen im Fußball“ darüber diskutiert, wie der Schwung aus der EM mitgenommen werden kann. 2027 hofft der DFB auf die Ausrichtung der Weltmeisterschaft.

Nadine Keßler, die frühere Weltfußballerin vom VfL Wolfsburg und heutige Spitzenfunktionärin bei Dachverband UEFA, hat „große Hoffnungen“, dass sich die deutsche Bundesliga „weiter professionalisiert. Ich glaube, die Begeisterung ist auch in andere Länder übergeschwappt. Das Interesse hat sich überall gesteigert.“ Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg betonte: „Uns ist klar, jetzt müssen wir hartnäckig sein, nachhaltig dran bleiben.“

Neue Zielgruppen

DFB-Vizepräsidentin Sabine Mammitzsch berichtete stolz, dass das Interesse an Spielerinnen sichtbar gestiegen sei. Der Verband habe ein Plus von 150 Prozent an Erstregistrierungen bei Frauen und Mädchen in den Vereinen im Vergleich zum Vorjahr. Die Zahl der Spielerinnen habe sich um 25 Prozent erhöht.

Christian Keller, als Geschäftsführer des 1. FC Köln sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern erstklassig, erklärte auch, dass man neue Zielgruppen ansprechen wolle. „Der Frauenfußball ist ja ein anderes Stadionerlebnis“, sagte er und erinnerte an die Ausschreitungen von Kölner Fans beim Conference-League-Spiel in Nizza: „Wir haben da nicht das Bild abgegeben eines frauenfreundlichen, kindergerechten Sports.“ In Frankfurt blieb am Freitagabend auch das dort so beliebte Abbrennen von Pyrotechnik aus.

TV-Quote verdoppelt

Die erste TV-Übertragung der Frauen-Bundesliga in der neuen Saison hat ungefähr doppelt so viele Zuschauer gefunden wie im Durchschnitt der Vorsaison. Rund 200.000 Menschen schauten am Freitag die Partie Eintracht Frankfurt gegen Bayern München bei Eurosport, wie ein Sprecher sagte. Er verwies angesichts des geringen Niveaus auch auf die Sport-Konkurrenz durch die Basketball-Übertragung bei RTL.

Der Free-TV-Sender zeigt jeden Freitag eine Bundesliga-Begegnung. Der Zuschauer-Durchschnitt lag bei den 22 Übertragungen der abgelaufenen Spielzeit bei 100.000. Alle Live-Partien gibt es im Bezahl-Angebot von MagentaSport.

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