Wenn Tischtennis-Bundesligist ASV Grünwettersbach an diesem Dienstag (19 Uhr) beim deutschen Meister 1. FC Saarbrücken aufschlägt, wird auch Trainer Joachim Sekinger in der Mannschaftsbox sitzen. Das ist eigentlich selbstverständlich und doch auch wieder nicht, denn Sekinger macht den Job im Nebenamt.
Sein Geld verdient der Ingenieur bei einer Firma in Rüppurr, für den ASV opfert der Softwareentwickler Freizeit und Urlaub. An diesem Dienstag reicht ein halber Tag Urlaub, denn Saarbrücken ist nicht Bremen oder Düsseldorf und mit dem Wagen ja in zwei Stunden erreichbar.
Sehr erfolgreiche eineinhalb Jahre
Der Aufwand übers Jahr ist immens und Sekinger will sich solchen Stress wie Doppelspieltage am Wochenende mit womöglich Reisen quer durch die Republik über den Sommer hinaus nicht länger antun. „Jo wird nach der Saison als Coach aufhören“, sagt ASV-Manager Martin Werner, der den schon länger gereiften Entschluss Sekingers versteht und bedauert: „Er hat in den letzten eineinhalb Jahren sehr erfolgreich gearbeitet. Ich glaube nicht, dass noch mehr möglich gewesen wäre.“
Der Nachfolger, der möglichst bald bekanntgegeben werden soll, tritt in überraschend große Fußstapfen. Sekinger, der nach zwei Jahren als Co-Trainer unter Rade Markovic im Sommer 2019 den Chefposten übernahm, führte den ASV vor einem Jahr sensationell zum Pokaltriumph, erreichte auch in dieser Saison wieder das Final Four und liegt in der Tabelle der Bundesliga aktuell mit 16:12 Zählern auf Rang fünf. Nur eine Position und zwei Punkte hinter Saarbrücken und den Play-off-Plätzen.
Vor dem Duell mit dem Meister ist Sekinger nicht bang, das ASV-Urgestein gibt sich kämpferisch: „Saarbrücken ist nominell stärker, aber wir wollen unbedingt gewinnen.“ So, wie es dem ASV vor einem Jahr im Pokal-Halbfinale und im Hinspiel im Herbst (jeweils 3:2) gelungen war. „Warum also am Dienstag nicht wieder?“, fragt Sekinger.
Unvereinbarkeit von Haupt- und Nebenjob
Die Antwort darauf, warum er ab Sommer nicht mehr im Amt beim ASV, bleibt der Grünwettersbacher nicht schuldig. Der 46-Jährige, der vom Verband der Deutschen Tischtennistrainer zum Trainer des Jahres 2019 nominiert worden war, verweist auf die auf Dauer Unvereinbarkeit von Haupt- und Nebenberuf.
Es sei für ihn zu fordernd, sich als Trainer nach seiner Ingenieurs-Arbeit in Vollzeit in dem Maße einzubringen, wie er es für eine Profi-Mannschaft für nötig hält.
Rückkehr zu späterem Zeitpunkt denkbar
„Ich verlange ja auch von den Spielern, dass sie sich hundertprozentig vorbereiten. Es geht einfach nicht mehr“, sagt Sekinger und gibt zu: „Als ich die Entscheidung zum Rückzug getroffen habe, ging es mir nicht gut.“ Schließlich sei der Draht zu den Spielern ja bestens, der ASV sein Verein und Tischtennis seine Leidenschaft.
Eine Rückkehr ins Amt zu einem späteren Zeitpunkt sei denkbar, sofern er seine Arbeitszeit reduzieren könnte und das größere Engagement beim ASV entsprechend entlohnt würde. Wegen der Corona-Folgen gibt der Etat eine solche Lösung aber nicht her.