Vom Finale der Fußball-WM 2010 ist vor allem eine Szene in Erinnerung geblieben: In der 29. Minute setzt Hollands Nigel de Jong gegen Spaniens Xabi Alonso an zu einem …ja was eigentlich, an?
Schweren Foul, üblen Stoß oder besser zu einer brutalen Attacke durch einen Kung-Fu-Tritt? Dafür gab es natürlich…Gelb. Und die Verachtung der Weltöffentlichkeit auf dem Weg zum dann vergeigten Titel. Klar, die Holländer standen zum dritten Mal nach 1974 und 1978 im Finale und wollten durch Härte, vergleichbar mit der ihrer Meerespolder aus Beton, das spanische Tiki-Taka niederwalzen.
Vier Jahre später in Brasilien, Trainer war wie heute, Louis van Gaal, sollten subtilere Tricks helfen, im Viertelfinale 2014 weiterzukommen. Kurz vor Ende der Verlängerung gegen Costa Rica wechselte van Gaal den Torhüter. Für Elfmeterschießen schickte er Tim Krul in die Schlacht. „Er kam, pöbelte und siegte“, schrieb eine Zeitung. Krul redete auf die costaricanischen Schützen ein und fuchtelte mit den Händen, um sie zu verunsichern.
Der Schiedsrichter war so beeindruckt vom Schauspiel, dass er nur ermahnte. Die Show hatte Einfluss, Krul hielt zwei Elfmeter, sein Land kam weiter. Blöd nur, dass beim nächsten Elfer-Drama im Halbfinale gegen Argentinien van Gaal schon drei Mal gewechselt hatte, und Psycho-Krul von draußen das Aus miterlebte.
Bergkamps Tor des Monats
Nun treffen sich beide Nationen am Freitag erneut, wie erstaunlicherweise schon oft: 1974 brillierte Johann Cruyff beim 4:0 über die Südamerikaner. 1978 verhinderte nur ein Pfostenschuss den holländischen Titel, in der Verlängerung des Finales siegten die argentinischen Gastgeber. Nur 1998 waren Deutschland und die Nachbarn für einen Moment fußballerisch versöhnt. Zum Tor des Monats wurde Dennis Bergkamps Treffer im WM-Viertelfinale gegen Argentinien gewählt. In der 89. Minute nahm er einen Diagonalpass gefühlvoll, spitzelte den Ball durch die Beine des Gegenspielers und schloss aus spitzem Winkel mit dem Außenrist ab.
Solche Spielkunst verblasst bei der Erinnerung an Frank Rijkaards Spucken 1990 gegen Rudi Völler oder einem der grausamsten Spiele der WM-Geschichte, ausgerechnet beim Sommermärchen 2006. In Nürnberg holzten die Holländer Cristiano Ronaldo nieder, die Portugiesen revanchierten sich so gut es ging. Die dem russischen Schiedsrichter entgleitende Schlacht endet mit zehn gelben und vier gelb-roten Karten. Sowie einem 1:0 der Portugiesen. Immerhin war van Gaal damals nicht der Trainer.