
Im Prinzip hätte man sich die ganze Chose sparen können. Den (erneuten) sportlichen Offenbarungseid der deutschen Nationalmannschaft. Der selbst gewählte Abgang von Oliver Bierhoff – der Mann hinter „La Mannschaft“ – sei an dieser Stelle als willkommener Kollateralschaden bewusst ausgeklammert. Nicht aber das würde-, weil letztlich rückgratlose Rumgeeiere zahlreicher Verbände um die „One Love“-Binde.
Die Tränen von wahlweise Neymar, Cristiano Ronaldo oder Harry Kane. Die bisweilen peinlichen Auftritte und teils noch peinlicheren Äußerungen von FIFA-Boss Gianni Infantino. Die Schmiergelder für korrupte Verbandsfunktionäre.
Ja, die ganze irrwitzige – um nicht zu sagen vollkommen bescheuerte – Idee einer Weltmeisterschaft in einem Land wie Katar, in dem bis dato weniger Bälle, sondern vielmehr universelle Menschenrechte mit Füßen getreten wurden.
Denn: Die elementarste aller Fragen und quasi Daseinsberechtigung des Turniers war schon vor dem Eröffnungsspiel beantwortet: Argentinien wird Weltmeister.
Superrechner spuckte Argentinien als Weltmeister aus
Wie alle vier Jahre orakelten auch im Vorfeld der Wüsten-WM unzählige Experten durch das Internet. Nicht selten kamen die Prognosen halbseiden daher: Brasilien holt den sechsten Stern – lächerlich. Nicht so die Expertise der FIFA, in diesem Fall aber nicht die latent kriminelle Fußball-Vereinigung, sondern die Macher der gleichnamigen Computerspiel-Reihe. Es waren zugegebenermaßen weniger hellseherische Fähigkeiten, die Glaskugel war vielmehr ein Superrechner, der alle 64 WM-Spiele „ultrarealistisch“ durchsimuliert hat.
Genau dieses Prozedere hat im Übrigen schon bei den vergangenen drei WWWeltmeisterschaften den richtigen Sieger korrekt vorhergesagt: Spanien 2010, Deutschland 2014, Frankreich 2018. Und weil die digitalen Auguren schonmal dabei waren, haben sie obendrein noch schnell weitere Titel vorab vergeben. Bester Torschütze: Messi. Bester Spieler: Messi. Bester Torhüter: nicht Messi. Aber dafür sein Teamkollege Emiliano Martinez.
Das computerbasierte Verfahren des kalifornischen Spieleherstellers könnte in Zukunft also viel Zeit und – je nach Ausrichterland – Ärger ersparen. Aber was ist eigentlich mit Frankreich? Die Equipe Tricolore ist bereits im Halbfinale gegen Argentinien ausgeschieden. In der Simulation.