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Meinung

von Stefan Meister

Mein besonderer WM-Moment

Wie ein Treffer in der Nachspielzeit bei der Fußball-WM 2006 die Nation wach küsste

Mit dem Anpfiff der Fußball-WM veröffentlichen die BNN täglich die Rubrik „Mein besonderer WM-Moment“, in der sich Redakteurinnen und Redakteure zurückerinnern. Dieses Mal erinnert sich Stefan Meister.

Erlösung: Während Artur Boruc (rechts) enttäuscht ist, jubelt Oliver Neuville nach seinem Treffer gegen Polen.
Erlösung: Während Artur Boruc (rechts) enttäuscht ist, jubelt Oliver Neuville nach seinem Treffer gegen Polen. Foto: imago images

„Jaaaaaa“, hallte es durch Langensteinbach. Es ist bis heute der lauteste kollektive Schrei, den ich gehört habe. Noch immer habe ich den Hall zwischen Fachwerkhäusern und Rathaus aus dem Sommer 2006 in den Ohren. Es klang wie eine Erlösung.

Hunderte lagen sich auf dem Rathausplatz in den Armen. Es herrschte Ekstase. Deutsche Fahnen wurden geschwenkt, Bierbecher flogen durch die Gegend. Noch nie hatte ich Menschen nach einem Blick auf eine Videoleinwand so erleichtert gesehen.

Erfolg gegen Polen war der Urknall bei der Sommermärchen-WM

Doch was war passiert? Nach einem Zuspiel von Bernd Schneider startete Flügelflitzer David Odonkor in der zweiten Vorrundenpartie zwischen Deutschland und Polen bei der Fußball-WM über die rechte Seite und bediente in der Mitte Oliver Neuville. Der Akteur von Borussia Mönchengladbach stand goldrichtig und grätschte den Ball am polnischen Torhüter Artur Boruc vorbei ins kurze Ecke.

Zuvor hielt Boruc phänomenal oder die Latte rettete für die Polen. Zwei Ersatzspieler küssten die Fans und eine Nation wach. Die Stoßgebete wurden erhöht. Deutschland siegte in letzter Sekunde mit 1:0.

Obwohl das erste Spiel gegen Costa Rica bereits gewonnen wurde, war der Erfolg gegen Polen für mich der Urknall des Sommermärchens 2006. Immer wenn ich über den Rathausplatz schreite, denke ich zurück an den Hall und die jubelnden Menschen. Fußball wird dort längst nicht mehr geschaut. Doch die Erinnerung bleibt.

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