Fußball ist im Fernsehen zwar zu sehen – nur leider Ameisenfußball. Als gäbe es hier nicht ohnehin genügend von den Tieren. Nur mit viel Mühe erkennt man im Geflirre den anderen Fußball: Achtelfinale, Deutschland gegen Paraguay.
Ohnehin bekomme ich von der Fußball-WM 2002 kaum was mit. In der 9. Klasse fährt an meiner Schule die ganze Klasse drei Wochen zum Landwirtschaftspraktikum auf einen Bauernhof am Rand des Südschwarzwalds.
Kühe melken, Unkraut jäten – und eben all die Ideen, auf die mehrere Dutzend einkasernierte Pubertierende halt so kommen. Dass ich mir eine Glatze rasiere, nur weil ich wissen will, wie das aussieht und mich hier niemand für einen Nazi hält, gehört noch zu den weniger spektakulären.
Der Siegtreffer kurz vor Schluss ist nicht nur für das DFB-Team eine Erlösung
Internet gibt’s nicht, nur einen uralten Fernseher ohne Antenne. Mit dem versuchen zwei Mitschüler und ich, ein Bild zu empfangen. Wir schwitzen, dabei ist es halb neun morgens – gespielt wird in Südkorea. Mit im Zimmer sitzt unser Sportlehrer und lästert über das miese Bild.
In der zweiten Halbzeit hat jemand einen Draht als Antenne ergattert. Nun erkennen wir in Großaufnahme Spieler. Immerhin verpassen wir nicht viel, das Spiel ist lausig. Das Tor zum 1:0 von Oliver Neuville kurz vor Schluss hören wir mehr als wir es sehen und sind vor allem froh, dass es keine Verlängerung gibt.
Das Viertelfinale gegen die USA schenken wir uns.