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Fragen und Antworten

Andere Behörde, andere Zahlen: Warum sich die Infektionszahlen für den selben Ort unterscheiden können

Es sind die Infektionszahlen, die in der Corona-Pandemie maßgeblich dafür sind, ob wir Feste feiern dürfen oder uns mit Freunden treffen können, ob Schulen und Geschäfte schließen. Doch unterschiedliche Angaben stiften Verwirrung.

Abstrich für einen Corona-Test: Bis ein Infizierter in die offiziellen Statistiken eingeht, können Tage vergehen. Unterschiedliche Zahlen für die selben Orte sorgen zusätzlich für Verwirrung.
Abstrich für einen Corona-Test: Bis ein Infizierter in die offiziellen Statistiken eingeht, können Tage vergehen. Unterschiedliche Zahlen für die selben Orte sorgen zusätzlich für Verwirrung. Foto: Moritz Frankenberg/dpa

So intensiv wie selten zuvor bestimmen Zahlen unser Leben. Es sind die Infektionszahlen, die in der Corona-Pandemie maßgeblich dafür sind, ob wir Feste feiern dürfen oder uns mit Freunden treffen können, ob Schulen und Geschäfte schließen.

Doch wie kommen sie überhaupt zustande und und warum melden verschiedene Behörden unterschiedliche Zahlen für den selben Landkreis? Die Antworten auf die wichtigsten Fragen im Überblick.

1.747 Neuinfektionen an einem einzigen Tag in Baden-Württemberg: Haben sich diese Menschen wirklich alle am Freitag angesteckt?

Nein. Bis ein Corona-Infizierter überhaupt Krankheitssymptome entwickelt, vergehen im Durchschnitt etwa fünf bis sechs Tage. Dann dauert es noch einmal mindestens 24 Stunden, bis der Erkrankte untersucht und auf das Coronavirus getestet wurde. Bis die Infektion dann in die Corona-Statistik einfließt, vergehen teilweise noch einmal mehrere Tage. Die veröffentlichten Zahlen bilden daher nach Angaben des Robert-Koch-Instituts die Infektionen von vor fünf bis zehn Tagen ab.

Was passiert, nachdem ich bei meinem Hausarzt einen Corona-Test gemacht habe?

Bei einem Test wird in der Regel ein Abstrich aus der Mund- oder Nasenschleimhaut genommen und für eine PCR-Untersuchung in eines der rund 250 registrierten Labore in Deutschland geschickt. Dort wird das im Abstrich enthaltene Gen-Material nach wissenschaftlichen Kriterien mehrmals vermehrt, bis das Erbgut des Coronavirus nachgewiesen werden kann - oder eben nicht.

Der PCR-Test gilt als sehr genau, dauert allerdings auch mindestens 24 Stunden. Deshalb sind seit Mitte Oktober auch Schnelltests in der nationalen Teststrategie des Robert-Koch-Instituts vorgesehen. Diese Tests weisen nicht das Erbgut, sondern spezielle Eiweiß-Bausteine des Coronavirus nach. Das geht mit etwa 15 Minuten zwar schnell, ist allerdings auch deutlich unzuverlässiger.

Welche Behörde wird zuerst informiert, wenn ich positiv getestet wurde?

Positive Befunde muss das untersuchende Labor innerhalb von 24 Stunden an das zuständige Gesundheitsamt melden. In der Regel geschieht dies per Fax. Übermittelt werden neben dem Ergebnis Kontaktdaten und Informationen darüber, ob der Infizierte beispielsweise in einem Pflegeheim oder einer Klinik arbeitet.

Werden noch weitere Behörden informiert?

Ja. Die Gesundheitsämter vor Ort müssen die Infektionen spätestens am nächsten Arbeitstag anonymisiert an das Landesgesundheitsamt in Stuttgart melden. Dies geschieht elektronisch in mehreren Schritten: Zunächst werden Grunddaten wie Alter, Wohnort, Geschlecht übermittelt, in einem zweiten Schritt dann Gesundheitsdaten, Informationen zum Infektionsweg, Krankenhausaufenthalt oder Tod. Unterschiede gibt es, wie häufig die Gesundheitsämter die Daten melden: Einige, zum Beispiel der Enzkreis, machen das mehrmals täglich, andere wie der Kreis Rastatt einmal pro Tag zu einem festen Zeitpunkt.

Das Landesgesundheitsamt meldet die Fälle, die bis 16 Uhr eingegangen sind, dann anschließend elektronisch an das Robert-Koch-Institut.

Warum unterscheiden sich die Infektionszahlen, die die örtlichen Gesundheitsämter veröffentlichen, teilweise von denen des RKI?

Ein wichtiger Grund ist die Meldefrist bis 16 Uhr. Die Gesundheitsämter sind seit Beginn der Corona-Pandemie meist bis spät in den Abend hinein mit der Erfassung der Infizierten und der Kontaktverfolgung beschäftigt, sodass die Zahl der bekannten Infektionen noch zunehmen kann.

Diese fließen dann allerdings erst am nächsten Tag in die Veröffentlichung des Landesgesundheitsamtes ein. Bis die Daten dann vom Robert-Koch-Institut veröffentlicht werden, ist bereits der übernächste Tag angebrochen.

Gibt es noch weitere Gründe, die zu unterschiedlichen Zahlen führen können?

Ja. RKI und Landesgesundheitsamt beziehen sich bei ihren Veröffentlichungen ausschließlich auf Infektionen, die von einem Labor per PCR-Test bestätigt wurden. „Stellenweise übermitteln die Gesundheitsämter jedoch auch Fälle ohne Laborbestätigung“, teilt das Landesgesundheitsamt auf Anfrage mit.

Auch bei der 7-Tage-Inzidenz kann es zu Abweichungen kommen, weil für deren Berechnung die Einwohnerzahl eine Rolle spielt. Das Landesgesundheitsamt greift hier auf den Stand zum 31. Dezember 2019 zurück, manche Kommunen nutzen laut LGA jedoch andere Werte. Zudem arbeiten die lokalen Gesundheitsämter parallel mit mehreren Systemen, wie Jürgen Hörstmann, Sprecher des Enzkreises, erläutert: Eines für die interne Erfassung, um sofort mit der Kontaktverfolgung beginnen zu können - und eines, um die Daten nach Stuttgart zu melden. Dabei kann es zu unterschiedlichen Datenständen kommen.

Warum sind die gemeldeten Infektionen am Wochenende meist niedriger?

Das liegt einerseits daran, dass einige Labore und Gesundheitsämter an den Wochenenden nur eingeschränkt arbeiten. Nicht alle Gesundheitsämter melden dann auch Infektionszahlen. Angesichts drastisch steigender Fallzahlen ist das aber immer seltener der Fall. Im Verbreitungsgebiet der BNN melden alle Gesundheitsämter auch am Wochenende.

Mit welchen Problemen kämpfen die Gesundheitsämter vor Ort?

Neben Personalmangel und hoher Arbeitsbelastung verursachen unvollständige Daten Schwierigkeiten. Labore sind dazu angehalten, Testergebnisse und begleitende Angaben so schnell wie möglich weiterzugeben. Eine Meldung darf wegen einzelner fehlender Angaben nicht verzögert werden - doch genau das sorgt mitunter in den Gesundheitsämtern für Probleme.

Weil Informationen „zuweilen nur rudimentär erfasst werden, kann es sein, dass wir Menschen erst am kommenden Werktag erreichen können, obwohl die Meldung bereits Samstag eingegangen ist“, erklärt Enzkreis-Sprecher Jürgen Hörstmann.

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