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Corona-Pademie

Zahl der Intensivpatienten in Baden-Württemberg überschreitet bisherigen Höchststand

Die vierte Corona-Welle schlägt sich mit voller Wucht in den Krankenhäusern nieder. Am Donnerstag wurden mehr Covid-Patienten auf den Intensivstationen behandelt als je zuvor.

Mangelndes Verständnis für den Ernst der Lage: Während sich die Intensivstationen mit Corona-Patienten füllen, schlägt ein Freiburger Experte vor, der Bevölkerung die mathematischen Modelle des Pandemieverlaufs besser zu vermitteln.
Intensivstationen unter Druck: Derzeit werden in baden-württembergischen Kliniken so viele Corona-Patienten behandelt, wie nie zuvor. Foto: Marijan Murat picture alliance/dpa

Die Corona-Lage in den baden-württembergischen Kliniken verschärft sich weiter. Mittlerweile liegen nach Angaben der Intensivmediziner-Vereinigung Divi 655 Covid-Patienten auf den Intensivstationen – so viele wie nie zuvor.

Am 29. Dezember 2020, also während der zweiten Welle, hatte das Divi-Register 642 Covid-Intensivpatienten gemeldet, danach entspannte sich die Lage in den Kliniken bis zum März dieses Jahres. In der darauffolgenden dritten Corona-Welle stieg die Zahl der Corona-Intensivpatienten erneut zeitweise auf mehr als 600.

Seit Mitte Oktober nimmt die Zahl der Covid-Intensivpatienten wieder rasant zu, sie machen mittlerweile rund ein Drittel der Patienten aus, die auf den Intensivstationen behandelt werden.

So viele Intensivbetten sind in der Region noch frei

Im Stadtkreis Karlsruhe wurden mit Stand Donnerstagmittag 27 Covid-Patienten intensivmedizinisch behandelt, acht Intensivbetten waren noch frei. In Pforzheim lagen 17 Covid-Patienten auf den Intensivstationen, dort waren noch fünf Betten frei und in Baden-Baden wurden acht Covid-Patienten intensivmedizinisch behandelt (zwei freie Betten).

Eine schnelle Entspannung ist, anders als in der zweiten und dritten Welle, derzeit nicht absehbar. In den vergangenen Tagen lag die 7-Tage-Inzidenz regelmäßig deutlich über 500. Es gibt jedoch einen Hoffnungsschimmer: Zuletzt stagnierte die 7-Tage-Inzidenz, zugleich fiel der R-Wert unter 1. Der R-Wert gibt an, wie viele Menschen ein Infizierter ansteckt. Liegt dieser Wert unter 1, geht die Zahl der Ansteckungen zurück.

Weil von der Infektion bis zur Erkrankung mehrere Tage vergehen, wird sich eine mögliche Entspannung der Corona-Situation allerdings erst mit Verzögerung in den Krankenhäusern bemerkbar machen. Zudem müssen Corona-Patienten laut Divi im Schnitt 20 Tage auf den Intensivstationen behandelt werden.

Die Belastung der Krankenhäuser in der Corona-Pandemie lässt sich nicht nur anhand der Belegung der Intensivstationen ablesen. Daneben gibt die so genannte Hospitalisierungsinzidenz wieder, wie viele der gemeldeten Covid-Fälle in den vergangenen sieben Tagen in Krankenhäusern – und nicht nur auf Intensivstationen – behandelt werden mussten. Diese lag am Donnerstag laut Robert Koch-Institut in Baden-Württemberg bei 6,4.

Besonders häufig werden demnach Menschen wegen einer Corona-Infektion im Krankenhaus behandelt, die 80 Jahre oder älter sind. In dieser Altersgruppe lag die Hospitalisierungsinzidenz am Donnerstag bei fast 25 – und damit etwa sechs Mal so hoch wie bei den 35- bis 59-Jährigen.

Ein Grund dafür ist nach Einschätzung des RKI der nachlassende Impfschutz bei älteren Menschen, da diese sehr früh geimpft wurden. Wie hoch der Anteil der Geimpften und Ungeimpften unter den Hospitalisierten oder den Intensivpatienten ist, veröffentlicht das Sozialministerium Baden-Württemberg nicht mehr.

Die Hospitalisierungsinzidenz hat als Grenzwert für Corona-Beschränkungen mittlerweile eine politische Dimension – aber zugleich eine deutliche Schwachstelle.

Hospitalisierungsinzidenz bildet Belastung der Krankenhäuser ab - aber nur unzureichend

Die tagesaktuelle Hospitalisierungsinzidenz berücksichtigt viele Krankenhauseinweisungen überhaupt nicht. Der Grund: Teilweise dauert es mehrere Wochen, bis eine Aufnahme ins Krankenhaus gemeldet wird. Die vom Robert Koch-Institut ausgewiesene Hospitalisierungsinzidenz enthält außerdem nur Krankenhausaufnahmen, bei denen auch die Corona-Infektion in den vergangenen sieben Tagen gemeldet wurde. Damit fällt die Hospitalisierungsinzidenz systematisch zu niedrig aus.

Wie stark die Abweichungen sein können, zeigt eine Schätzung des Robert Koch-Institutes der bundesweiten Hospitalisierungsinzidenz, die einmal wöchentlich aktualisiert wird. Demnach dürfte die tatsächliche Hospitalisierungsinzidenz fast doppelt so hoch liegen wie zuletzt gemeldet.

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