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Nach Apotheken-Aus

Medikamente werden in Dobel kostenlos nach Hause geliefert

Seit dem es in Dobel keine Apotheke mehr gibt, bekommen die Anwohner ihre Medikamente geliefert. Die Nachfrage nach dem Service sei in letzter Zeit gestiegen.

Rezept Sammelstelle auf dem Dobel - Apothekerin Steege präsentiert den Einwurf Kasten für die Rezepte.
Hier kann man Bestellungen abgeben: Apothekerin Nicole-Tina Steege präsentiert den Einwurf-Kasten für Rezepte in Dobel. Foto: Sabine Zoller

„Ich wohne seit 35 Jahren auf dem Dobel und habe kein Auto“, sagt Elke Recknagel. Die 85-Jährige nutzt bis zu zwei Mal wöchentlich den Service der Rezept-Sammelstelle im Heilklimatischen Kurort.

„Das ist eine prima Sache, denn seit wir hier auf dem Dobel keine Apotheke mehr haben, werden mir die Medikamente direkt nach Hause gebracht – und dafür nehmen die noch nicht einmal einen Pfennig!“

Gemeint ist der kostenfreie Lieferservice von Medikamenten, der in strukturarmen Gebieten mittlerweile bei 113 Gemeinden im Südwesten großen Anklang findet, aber nach Aussage von Peter Berthold von der Landesapothekenkammer in Baden-Württemberg auch an einige Bedingungen geknüpft ist.

„Damit die Arzneimittelversorgung funktioniert, verpflichten sich die Apotheker zur kostenfreien Auslieferung der Medikamente vor Ort.“

Modell muss von der Landesapothekenkammer genehmigt werden

Das Modell, das ausschließlich für Gemeinden in ländlichen Regionen eingerichtet werden kann, muss explizit von der Landesapothekenkammer genehmigt werden.

„Das basiert auf der Rechtsgrundlage des Paragraphen 24 der Apothekerbetriebsordnung“, so Berthold, der die Rezept-Sammelstelle auf dem Dobel bereits 2009 genehmigt hat. Damals schloss die einzige Apotheke in dem Höhenort ihre Pforten.

Um ein vom Arzt ausgestelltes Rezept schnell und einfach in Medikamente umzutauschen, richtete einst Alt-Bürgermeister Wolfgang Krieg eine „Rezept-Sammelstelle“ ein, die allerdings im Laufe der Jahre sukzessive in Vergessenheit geraten ist.

Wir leeren einmal täglich den Briefkasten mit den Sammelbestellungen der Rezepte.
Nicole-Tina Steege, Apothekerin

„Das lag auch an der schlechten Ausschilderung“, meint Apothekerin Nicole-Tina Steege aus Bad Herrenalb, die sich seit Beginn der Rezeptauslieferungen für die Menschen in strukturschwachen Regionen engagiert.

„Insbesondere jetzt in Corona-Zeiten ist der Service wichtiger denn je“, findet sie. Denn so könnten auch Menschen, die in Quarantäne sind, ihre Rezepte problemlos einlösen.

Drei Apotheken kümmern sich um die Lieferungen

Waren es zunächst drei Apotheken, die sich den Dienst für den Kurort teilten, so ist die Apothekerin seit 2019 mit ihren 14 Mitarbeitern alleine verantwortlich für den Service, der von montags bis samstags die Lieferung der Medikamente bis zur Haustür garantiert.

„Wir leeren einmal täglich den Briefkasten mit den Sammelbestellungen der Rezepte“, sagt Steege. „Direkt neben dem Eingang zur Sparkasse hängt unser Apotheken-Briefkasten, in den die Bestellungen eingeworfen werden können.“

Wer das bis 16 Uhr erledigt, erhalte bereits am nächsten Tag seine Medikamente kostenfrei durch den Fahrdienst der Apotheke. Das System, von dem vor allem auch weniger mobile Menschen profitieren, hat nun seit knapp einer Woche größeren Zulauf bekommen. Steege geht davon aus, dass vor allem die neuen Hinweisschilder dazu beigetragen haben.

Neue Hinweisschilder sollen mehr Aufmerksamkeit bringen

„Wir haben uns zu neuen Hinweisschildern entschlossen, um wieder auf die medizinischen Dienstleistungen des Dorfes aufmerksam zu machen“, erklärt Bürgermeister Christoph Schaack (parteilos).

Für Kundin Elke Recknagel ist der besondere Service eine lohnenswerte Institution. „Man wird gut beraten. Alles funktioniert einwandfrei und daher fühle ich mich durch den Service der Herrenalber Apotheke sehr gut aufgehoben.“

Notdienst

Wer darüber hinaus eine Notdienst-Apotheke an Sonn- oder Feiertagen benötigt, bekommt über die Hotline (0800) 0022833 eine kostenfreie Auskunft (via Festnetz).

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