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„Immer öfter ein Ritt auf der Rasierklinge“

Noch führen die Quellen im Albtal noch genug Wasser – doch im Sommer kommen die Sorgen

Noch rauschen die Quellen im Albtal und schütten genug Wasser für die Versorgung der Gemeinden aus. Doch die Hitze- und Trockenperioden in den Sommern werden immer häufiger. Das bereitet den Verantwortlichen der 18 Gemeinden Sorgen.

Mann vor unterirdischer Quelle
Beruhigender Anblick für Wassermeister Wilfried Seitz: Die Niederschläge des Frühjahrs haben dafür gesorgt, dass die Eschenbrunnenquelle der Mannenbach-Wasserversorgung im Eyachtal derzeit  ausreichend Wasser liefert. Foto: Birgit Graeff-Rau

„Wenn’s im Überlauf der Quelle rauscht, ist das für den Wassermeister das schönste Geräusch, dann ist nämlich genug Wasser da“, sagt Wilfried Seitz, Wassermeister und technischer Betriebsleiter des Wasserwerks im Eyachtal. Aus den Quellen des Zweckverbands Mannenbach werden rund 45.000 Einwohner in 18 Orten, darunter Dobel, die Bad Herrenalber Höhenorte Rotensol und Neusatz sowie einige Bereiche von Karlsbad versorgt.

Aktuell schütten die sechs gefassten Quellen im Eyachtal gut 180 Liter Wasser pro Sekunde. „Das ist wirklich beruhigend“, so der Wassermeister. Allerdings ist die Schüttung trotzdem nicht so hoch, wie es für die Verbraucher nach dem gefühlt langen und schneereichen Winter scheint, ergänzt der Verbandsvorsitzende Martin Steiner.

Wenn es regnet, muss ich mir weniger Sorgen machen.
Martin Steiner, Vorsitzender Zweckverband Mannenbach

„Im Moment ist der Wasserverbrauch noch niedrig und die Quellen können ausreichend liefern“, sagt er. Im Jahr 2020 lag der Verbrauch in den Mitgliedsgemeinden des Verbands im Schnitt bei 129 Litern pro Kopf und Tag. Jetzt werde der Verbrauch steigen, wenn Blumen gegossen und Pools gefüllt werden. Als Verbandsvorsitzender schlagen zwei Herzen in Steiners Brust.

„Ich freue mich natürlich auch über warmes, sonniges Wetter, aber wenn es regnet, muss ich mir weniger Sorgen machen.“ Sorgen macht man sich im Zweckverband seit dem Jahr 2003, erinnert sich Wassermeister Wilfried Seitz. Damals fiel im Sommer über 90 Tage lang kaum Regen.

Hitze- und Trockenperioden gibt es immer häufiger

Die Schüttung der Quellen im Eyachtal ging auf rund 112 Liter pro Sekunde zurück. „Das deckte sich noch gerade so mit den Bezugsrechten der Gemeinden“, erklärt Seitz. Seinerzeit als „Jahrhundertsommer“ tituliert, sollten sich diese andauernden Hitze- und Trockenperioden wiederholen.

Schon zwei Jahre später ging die Schüttung von im Frühjahr 211 Litern pro Sekunde auf 92 Liter pro Sekunde im September zurück. Damit lag der Wert unterhalb der Bezugsrechte. Im Jahr 2018, als der Sommer praktisch von April bis Oktober dauerte, lag der Wert im Spätsommer gerade einmal bei 78 Litern pro Sekunde.

Es ist immer häufiger ein Ritt auf der Rasierklinge.
Wilfried Seitz, Wassermeister

Im vergangenen Sommer kam man haarscharf an einem Gießverbot vorbei. „Es ist immer häufiger ein Ritt auf der Rasierklinge“, betont der Wassermeister. „Wir denken darüber nach, eine Kooperation mit einem größeren Versorger einzugehen, damit wir in Zeiten der Knappheit zuschalten können“, informiert Martin Steiner. Sein Rat an die Verbraucher: Jetzt, wo die Quellen ausreichend schütten, das Wasser aus dem Hahn benutzen und das gesammelte Wasser in der Zisterne für mögliche Trockenperioden aufbewahren.

Neun Quellen versorgen Bad Herrenalb

Auch bei den Herrenalber Quellen, die die gesamte Stadt versorgen, verzeichnet man nach Auskunft von Stadtwerke-Geschäftsführerin Karina Herrmann einen Rückgang der Schüttung. Neun Quellen versorgen die Haushalte, es gebe noch einige mit geringerer Schüttung, die man im Notfall zuschalten könne.

Zwar nähren sich die Quellen überwiegend aus den Niederschlägen, dennoch sei das große Problem die immer häufiger fehlende Schneeschmelze nach dem Winter. „Das Grundwasserreservoir wird immer geringer. Wenn es dann mal regnet, versorgt sich die Natur erst einmal selbst, bevor das Wasser bis in die tieferen Schichten durchsickert“, sagt Wassermeister Stefan Nofer.

Sanfte, stundenlange Landregen sind ihm am liebsten, denn bei kurzen Starkregen läuft das Wasser in die Bäche ab. In einem sind sich alle einig: Die Menschen müssen mit dem lebenswichtigen Trinkwasser viel sorgsamer umgehen.

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