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Porträts und Charaktere

Warum die Ettlinger Ausstellung „Menschenbilder“ von Emil Wachter ein Meilenstein ist

Im Ostflügel des Ettlinger Schlosses ist eine Ausstellung mit Werken von Emil Wachter eröffnet worden. Bei der Vernissage gab es einen besonderen Gast.

Menschen stehen vor einem Gemälde.
Erwin Vetter, Marguerite Derycke und Dorothee Bode (von links) stehen vor einem Bild Wachters, das Deryckes Großmutter 1944 in Flandern zeigt. Bode ist die Tochter des Künstlers. Foto: Ulrich Krawutschke

Die Ausstellung „Emil Wachter. Menschenbilder – Portraits und Charaktere“ ist am Freitag im Schloss Ettlingen eröffnet worden. „Emil Wachter ist einer der ganz Großen und war für Ettlingen ein Glück“, erklärte Erwin Vetter, Ettlinger Ehrenbürger und Ehrenvorsizende des „Freundeskreis Emil Wachter“ im Asamsaal bei der Eröffnung, zu der viele Besucher kamen. Und diese sollten noch eine ganz besondere Überraschung erleben.

Denn es war nicht nur eine Ausstellungseröffnung. Gefeiert wurde vor allem, dass die in der Emil-Wachter-Stiftung zusammengefasste umfangreiche Sammlung von Werken des berühmten Künstlers nun endgültig ihren Platz im Ostflügel des Ettlinger Schlosses gefunden hat.

Wachters Bilder finden nach fünf Jahren Platz im Schloss Ettlingen

Seit mehr als fünf Jahren, federführend von Museumsleiterin Daniela Maier und dem damaligen Sport- und Kulturamtsleiter Robert Determann vorangetrieben, liefen die Planungen dafür. „Es war ein weiter Weg, jetzt aber sind wir am Ziel“, sagte Eberhard Oehler, der Vorstandsvorsitzende des Förderkreises der Emil-Wachter-Stiftung, in seiner Begrüßung.

Oberbürgermeister Johannes Arnold (Freie Wähler) zitierte dazu die Heilige Katharina von Siena: „Nicht Beginnen wird belohnt, nur das Durchhalten“. Der OB freute sich, dass Ettlingen dem Werk Wachters nun „eine Heimat im Schloss gegeben hat“.

Er hob dabei vor allem Vetter hervor, der „mit liebenswerter Penetranz für einen würdigen Ort für die Sammlung gekämpft hat“. Frei geworden war dieser, weil die Touristinfo Ettlingen an den Erwin-Vetter-Platz umgezogen ist.

Künstler hat die Glasfenster in Herz Jesu in der Alexiuskapelle gestaltet

Arnold hob auch das gute Verhältnis zu Rheinstetten hervor, wo der studierte Theologe und tiefgläubige Emil Wachter 1921 in Neuburgweier geboren und auf dem dortigen Friedhof 2012 auch begraben wurde. Emil Wachter habe in Ettlingen ein immenses Werk hinterlassen wie etwa die Glasfenster in Herz-Jesu und in der Alexiuskapelle sowie das Deckengemälde in St. Martin. Arnold zog damit einen Bogen zu Cosmas Damian Asam und dessen Werk im Asamsaal.

Vetter dankte Stadt und Förderverein dafür, dass sie nie nachgelassen haben, der Stiftung mit rund 300 Ölgemälden, mehr als 1.000 anderen Gemälden, Zeichnungen, Wandteppichen und vielem mehr eine Heimat zu geben. Auch der Gemeinderat habe mit seiner Zustimmung ein Zeichen gesetzt, denn von vielen anderen Räten werde als Erstes bei der Kultur gestrichen, in Ettlingen mit seiner kulturellen Vielfalt nicht. Dies freue ihn besonders, weil Emil Wachter bei einem ihrer Gespräche zu ihm gesagt habe: „Erwin, kümmere dich um mein Werk.“

Dorothee Bode, Tochter von Emil Wachter und Vorstandsvorsitzende der Stiftung, die mit ihrer Schwester Simone Hellinger gekommen war, dankte kurz ihren Vorrednern für einen „schönen Tag für unsere Familie und auch für Ettlingen“.

Überraschungsgast kommt aus Flandern

Ihr vorbereitetes Redemanuskript steckte sie schnell ein, denn sie hatte kurzfristig eine Überraschung parat: Aus Terdeghem im französischen Flandern war zur Ausstellungseröffnung Marguerite Derycke gekommen. Sie hatte 2023 zufällig erfahren, dass ein deutscher Soldat 1944 in Terdeghem einige Gemälde geschaffen hat, darunter auch eines mit der gemalten Figur ihrer Großmutter.

„Ein flandrisches Mütterchen“ heißt das Bild und der Soldat war der damals 23-jährige Emil Wachter, wie nachfolgende Recherchen ergaben. Das Bild hängt nun in der neu eröffneten Ausstellung im Schloss und war mit Anlass für deren Thema „Menschenbilder“. Die bewegende Geschichte ist auch im Buch „Begegnungen“ niedergeschrieben.

Menschenbilder und Porträts als Urthema

Eine intensive Einführung in die Ausstellung und das Werk Wachters gab Museumsleiterin Daniela Maier, die ihre erste Begegnung mit Wachter 1989 bei einer Ausstellung als Aushilfe im Museum hatte. Für sie schließt sich nach 35 Jahren mit Unterbringung der Stiftungssammlung im Ostflügel des Schlosses ein Kreis. Menschenbilder und Porträts seien für Emil Wachter ein Urthema gewesen, „im menschlichen Gesicht spiegeln sich Himmel und Hölle … und das ganze Spektrum des Geschaffenen“ hat es Wachter 2001 zusammengefasst.

Von vielen Begegnungen mit Menschen, die er gemalt hat, berichtete Maier, unter anderem vom ausgestellten Triptychon „Lots Haus“, das auf der Genesis basiert und die sündige Geschichte von Sodom und Gomorrha zum Thema hat. Die Feierstunde wurde von der Saxofonistin Lilly Hornung musikalisch ausgestaltet.

Die Ausstellung „Menschenbilder – Porträts und Charaktere“ im Ostflügel des Schlosses ist bis 28. April jeweils mittwochs und sonntags von 11 bis 18 Uhr zu sehen.

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