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Unterbringung wird schwieriger

„Handlungsnot“: Ettlingen will Sparkassen-Containerhaus zu Flüchtlingsunterkunft machen

Der Platz für Flüchtlinge wird in Ettlingen immer knapper. Möglichkeiten in städtischen Wohngebäuden seien ausgeschöpft – nun soll ein Übergangs-Containerhaus der Sparkasse Karlsruhe übernommen werden.

Containergebäude in der Stadt
Unterkunft an prominenter Stelle: An der Haltestelle Schloss/Erbprinz will die Stadt Ettlingen Flüchtlinge im bislang von der Sparkasse genutzten Containergebäude unterbringen. Foto: Rainer Obert

„Wir haben Handlungsnot“, betont Ettlingens Oberbürgermeister Johannes Arnold (Freie Wähler) mit Blick auf die Flüchtlingszuweisungen der Vergangenheit und im Blick voraus. Es sei nicht davon auszugehen, dass der Flüchtlingsstrom abreißt. Doch die Möglichkeiten, in städtischen Gebäuden Wohnraum zu schaffen, sei quasi erschöpft.

Seit Kriegsbeginn seien 586 Menschen aus der Ukraine in Ettlingen aufgenommen worden, davon 438 direkt von der Kommune und 148 privat. „Unsere liegenschaftlichen Ressourcen sind erschöpft“, so Arnold.

Die Belegung von Hallen will man aber weiter vermeiden. Ein Ventil soll nun das Containerhaus der Sparkasse sein, das an der Haltestelle Schloss/Erbprinz viele Monate Hauptfiliale der Sparkasse Karlsruhe war, bevor diese wieder ins sanierte Gebäude am Marktplatz einziehen konnte.

Flüchtlinge in Ettlingen: Container-Bau würde zwei weitere Jahre stehen

„Die Container-Filiale soll zwei Jahre angemietet werden“, wurde der Gemeinderat informiert. Der Punkt stand nicht auf der Tagesordnung, doch erhoffte sich die Stadt grünes Licht im Vorgriff, um handeln zu können. Der Verwaltungsausschuss müsste dann in nächster Sitzung nachträglich absegnen.

Die vorgelegten Zahlen zu in Sozialunterkünften wohnenden Menschen waren eindrücklich. 841 Obdachlose und Asylsuchende in 86 Unterkünften (davon 65 einzeln angemietete Wohnungen) zähle man nämlich insgesamt inzwischen in Ettlingen. In etwa die Einwohnerzahl von Schluttenbach in Sozialunterkünften. „Das ist unvorstellbar viel.“ Neben den Ukraine-Flüchtlingen 270 sonstige Asylsuchende und 133 Obdachlose im herkömmlichen Sinne. Angesichts der Situation wurde es still im Gremium.

Zwar seien aktuell noch 40 freie Plätze frei. Doch steige seit August die Zuteilung von Flüchtlingen wöchentlich. Und bis Jahresende wurde mit rund 600 weiteren Menschen im Landkreis gerechnet. Etwa zehn Prozent entfielen in der Regel auf Ettlingen.

ass die Container an der Stelle stehen, ist nicht schön, aber es ist allgemein akzeptiert.
Johannes Arnold, Oberbürgermeister Ettlingen

Nach neuester Prognose seien für Ettlingen zwar „nur“ 18 weitere Personen zu erwarten. Der Ausblick auf 2023 lasse aber keine Entspannung, sondern „weiterhin hohen Zuweisungszahlen“ erwarten. Gemeinderat Lorenzo Saladino (CDU) schilderte zum Thema Eindrücke einer Fahrt kürzlich nach Serbien. Er erzählte von Flüchtlingskindern, die an der Autobahn spielen und Menschen, die in Zelten wohnen. Eine weitere massive Flüchtlingsbewegung sei zu erwarten.

Für Ettlingen betonte OB Arnold, dass beim Thema Sparkassen-Container schnell gehandelt und der Vertrag mit dem Anbieter geschlossen werden muss. „Dass die Container an der Stelle stehen, ist nicht schön, aber es ist allgemein akzeptiert.“ 26 Menschen könnten dort untergebracht werden. Ein zusätzlicher Dusch/Toiletten- und ein Kochcontainer würden hinzukommen.

Ettlingen braucht wohl weitere Container zur Flüchtlingsunterbringung

Für die bisherige Container-Anlage würden etwa 5.300 Euro Monatsmiete fällig. Dies sei im Vergleich nicht hoch. In der Container-Unterkunft im Teichweg für 44 Personen in Bruchhausen seien im Monat 15.920 Euro zu zahlen. Wahrscheinlich müsse weiterer Wohnraum in Containern geschaffen werden. Im Visier hat die Stadt das ehemalige Elba-Gelände neben Kaufland in der Dieselstraße, um dort Platz für 60 bis 80 weitere Flüchtlinge zu haben.

„Wenn wir das nicht machen würden, würde das ja heißen, Schulhallen belegen“, bewertete Albrecht Ditzinger (CDU). Dies müsse man möglichst abwenden. Auf Nachfrage von Christa Becker-Binder (Grüne) wurde erklärt, dass im bisherigen Sparkassen-Containergebäude barrierefrei auch Menschen mit Behinderung und Familien untergebracht werden könnten.

Simon Hilner (SPD) wurde bestätigt, dass Ettlingen bei der Flüchtlingsaufnahmequote im Gegensatz zu anderen Städten im Kreis aktuell im Plus liegt. Die Stadt hat laut Arnold beim Landratsamt gebeten, weniger zugewiesen zu bekommen, solange andere erheblich im Minus sind.

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