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Als schwerbehindert eingestuft

Wie eine ehemalige Pflegedienstleiterin aus Marxzell-Pfaffenrot ins Arbeitsleben zurückfand

Ein Jobwechsel mit einer Schwerbehinderung, für Ruth Axtmann aus Marxzell-Pfaffenrot war das eine Herausforderung. Eine Beraterin der Arbeitsagentur Ettlingen, die im Bereich Teilhabe tätig ist, hat sie auf ihrem Weg begleitet – mit Erfolg.

Beratungsgespräch
Mit Handicap in Lohn und Brot: Ruth Axtmann (links) fand Arbeit in ihrem früheren Berufsfeld Pflege. Hier mit ihrer Beraterin Sarah Daubenberger-Friedrich von der Arbeitsagentur. Foto: Jürgen Hotz

Ruth Axtmann aus Pfaffenrot arbeitet seit diesem Sommer in Teilzeit als EUTB-Beraterin des Vereins „miteinanderleben“ in Pforzheim. Die Ergänzende unabhängige Teilhabeberatung (EUTB) ist eine Fachstelle, bei der Menschen mit Behinderung andere Menschen mit Behinderung zu Fragen der Teilhabe und Inklusion beraten. Ruth Axtmann, die 1988 Krankenschwester gelernt hat, ist als schwerbehindert eingestuft.

Statt des Wortes Behinderung hört sie lieber den Begriff Handicap, weil dieser weniger negativ besetzt sei. Die 55-Jährige berichtet davon, wie sie trotz ihres Handicaps den Weg zurück in den Arbeitsmarkt gefunden hat. „Immer Leistung bringen – so bin ich erzogen worden“, sagt Axtmann im BNN-Gespräch, die durch zahlreiche Weiterbildungen schließlich zur Pflegedienstleiterin einer Einrichtung in der nördlichen Hardt befördert wurde.

„Viel Arbeit, hoher Stressfaktor“, Zehn-Stunden-Arbeitstage seien keine Seltenheit gewesen, erzählt sie. 2016 sendet ihr Körper dann heftige Warnsignale – zu einem Bandscheibenvorfall kamen noch Herzprobleme. „Man krabbelt immer weiter, aber es muss auch im Kopf passieren. Herz und Kopf gehen nicht immer zusammen“, so ihre Einschätzung in der Rückschau.

Trotz Reha, Homeoffice, bürotechnischer Hilfsmittel und einem Arbeitgeber, der ihr „wirklich zugewandt“ war, konnte sie aufgrund der Einschränkungen ihr Pensum als Geschäftsführerin letztlich nicht mehr erledigen.

Der Boden unter meinen Füßen wackelte.
Ruth Axtmann, Arbeitnehmerin mit Handicap

Verhandlungen mit der Rentenversicherung, die sich nicht zuständig gefühlt habe, scheiterten. Der vorgeschlagene einfache Telefondienst schien Ruth Axtmann nicht ihrer erworbenen Qualifikationen angemessen. Teilzeit im alten Job habe der Arbeitsmarkt indes nicht hergegeben. „Der Boden unter meinen Füßen wackelte.“

Austausch mit der Beraterin der Arbeitsagentur Ettlingen war wichtig

Doch durch den engen Austausch auf Augenhöhe mit ihrer Arbeitsberaterin Sarah Daubenberger-Friedrich habe sie sich als Mensch wieder wahrgenommen und aufgefangen gefühlt. Daubenberger-Friedrich ist im Bereich Rehabilitation und Teilhabe in der Ettlinger Arbeitsagentur tätig.

„Zur Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt gingen wir in Richtung Qualifikation“, sagt sie. Anknüpfend an die Pflegedienstberatung, einen Teil ihrer früheren Arbeit, fand Axtmann durch Eigeninitiative über eine Plattform im Internet einen viermonatigen Kurs. Nach der entsprechenden Zertifizierung war sie drei Monate im öffentlichen Dienst tätig, bevor sie bei EUTB ihre Berufung gefunden hat.

Natürlich habe sie „eine starke Bindung und gute Erdung durch ihre Familie“, die auch die durch Teilzeit reduzierte Vergütung auffange. „Es ist nur noch ein Drittel des ursprünglichen Leiterinnengehalts.“

„Nicht grämen! Kurz zurückschauen, dann weiterlaufen“, so charakterisiert Ruth Axtmann ihre persönliche Einstellung und empfiehlt auch anderen Menschen mit einer Behinderung: „Mit dem Handicap selbstbewusst umgehen. Dann entstehen keine Ängste und vieles wäre von vornherein klarer.“

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