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Nachruf

Ex-Städel-Direktor Klaus Gallwitz in Karlsruhe gestorben: großes Gespür für Gegenwartskunst

Er brachte Avantgarde und Publikum zusammen: Klaus Gallwitz gab Künstlern wie Georg Baselitz, Anselm Kiefer und Markus Lüpertz schon früh ein Forum. Nun ist der Ex-Direktor des Frankfurter Städel-Museums in seiner Wahlheimat Karlsruhe gestorben.

Ein Mann mit Glatze und Brille vor einem abstrakten Gemälde.
Ein Leben im Zeichen der Kunst führte Klaus Gallwitz in Karlsruhe, hier vor einem Werk von Walter Stöhrer. Foto: Bénédicte Peyrat

Sein Gespür für die Gegenwartskunst war stets erfolgreich. Schon als Galerist im Karlsruhe der 1950er Jahre setzte Klaus Gallwitz prägende Akzente – und machte von dort aus seinen Weg als Geschäftsführer des Badischen Kunstvereins, der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden und schließlich des international renommierten Städel-Museums in Frankfurt.

Bis ins 21. Jahrhundert hinein prägte der am 14. September 1930 im sächsischen Pillnitz geborene Kunsthistoriker die Musumslandschaft, zuletzt als Gründungsdirektor des Museums Frieder Burda in Baden-Baden (2004) und des Arp Museums Bahnhof Rolandseck (2006).

Wie seine Familie am Montag gegenüber den BNN bekannt gab, ist Klaus Gallwitz am 21. Oktober in seiner langjährigen Wahlheimat Karlsruhe im Kreis seiner Familie gestorben.

Klaus Gallwitz machte seine Anfänge als Galerist in Karlsruhe

In die Fächerstadt war Gallwitz 1957 nach seiner in Göttingen erfolgten Promotion gekommen. Am Rondellplatz eröffnete er die Galerie Gallwitz und präsentierte in deren Programm, das in engem Austausch mit der hiesigen Kunstakademie und dem damals dort lehrenden HAP Grieshaber geprägt war, unter anderem Arbeiten von Horst Antes, Hans-Martin Erhard oder Heinz Schanz.

Erfolge im Badischen Kunstverein

In seiner Arbeit war er so erfolgreich, dass ihm schon zwei Jahre darauf die Leitung des Badischen Kunstvereins angetragen wurde, wo er von 1959 bis 1967 als Geschäftsführer aktiv war. Viel Zuspruch erntete er mit Ausstellungen etwa zu Lovis Corinth, Oskar Kokoschka und nicht zuletzt Max Beckmann, der ihm besonders am Herzen lag und mit dem er sich auch später wiederholt befasste.

Ebenfalls acht Jahre wirkte Gallwitz an der nächsten Station seiner einflussreichen Laufbahn: Von 1967 bis 1974 leitete er die Staatliche Kunsthalle Baden-Baden – und schrieb dort Ausstellungsgeschichte. So gelang ihm 1971 mit einer Schau zu Salvador Dalí ein immenser Publikumserfolg mit rund 160.000 Besuchern.

Seine Arbeit in Baden-Baden hat dann richtig weite Kreise gezogen.
Helgard Müller-Jensen, Leiterin Galerie Rottloff

Besonderen Eindruck hinterließ seine 1968 begonnene Reihe „14x14“, in der er die Kunsthalle jeweils 14 Tage lang durch einzelne Künstler gestalten ließ.

„Das war etwas ganz Besonderes“, erinnert sich die Karlsruher Galeristin Helgard Müller-Jensen (Galerie Rottloff). „Schon in Karlsruhe hatte er mit der damaligen Avantgarde wichtige Impulse gesetzt, aber seine Arbeit in Baden-Baden hat dann richtig weite Kreise gezogen.“ Unter anderem waren bei „14x14“ spätere Größen wie Georg Baselitz, Gerhard Richter, Anselm Kiefer oder Markus Lüpertz vertreten.

20 Jahre Direktor des Frankfurter Städel-Museums

Baselitz und Kiefer präsentierte Gallwitz auch 1980 im Deutschen Pavillon bei der Biennale in Venedig, den er drei Mal als Kommissar betreute. 1978 hatte er dort Dieter Krieg und Ulrich Rückriem eingeladen, 1976 waren es Joseph Beuys, Jochen Gerz und Reiner Ruthenbeck gewesen.

Bereits seit 1974 war Gallwitz Direktor des Frankfurter Städels, das er bis 1994 leitete. In seine Ägide dort fallen unter anderem herausragende Erwerbungen wie die „Einschiffung nach Kythera“ des französischen Malers Antoine Watteau und die „Studie für die Kinderschwester in dem Film ‚Panzerkreuzer Potemkin‘“ von Francis Bacon.

Ein Mann mit Brille, Anzug, weißes Hemd, steht vor einer Malerei, in der sich mehrere Kunstwerke zu spiegeln scheinen.
Mit Sinn für neue Kunst: Klaus Gallwitz setzte als langjähriger Direktor der Kunsthalle Baden-Baden und des Frankfurter Städels bedeutende Impulse. Foto: Bénédicte Peyrat

Auch als Gallwitz 1994 offiziell als Ruheständler nach Karlsruhe zurückkehrte, blieb er seine Expertise gefragt, etwa als künstlerischer Leiter des Künstlerhauses Schloss Balmoral in Bad Ems (1995 bis 2002) oder ab 2004 beim Museum Frieder Burda in Baden-Baden, dem er als Gründungsdirektor Format und Gewicht verlieh.

Gallwitz habe „entscheidend geholfen, die Weichen für den erfolgreichen Weg unseres Hauses zu stellen“, heißt es in einem Statement von Elke Burda und ihrer Tochter Patricia Kamp, der Stieftochter von Frieder Burda, im Namen der Familie und der Stiftung. „Mit ihm verlieren wir nicht nur einen hochgeschätzten, bescheidenen und sehr warmherzigen Menschen, sondern auch einen der renommiertesten Kunsthistoriker und Museumsdirektoren unseres Landes.“

1999 starb seine erste Frau, die Biologin Esther Gallwitz. Seit 2010 war er mit der Künstlerin Bénédicte Peyrat verheiratet. Als langjähriger Förderer der Gegenwartskunst wird Gallwitz nicht nur im Südwesten in Erinnerung bleiben.

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