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Hilfe nach der Flut

Freundeskreis aus Wörth organisiert eine Reise für Jugendliche aus dem Katastrophengebiet

Auch Sportanlagen und Vereinsheime wurden durch die Fluten im Ahrtal zerstört. Matthias Schultze wollte Jugendlichen aus Vereinen im Flutgebiet eine Freude machen. Und holt eine Jugendmannschaft des Ahrweiler BC zu einem Fußball-Wochenende nach Wörth.

Voller Schlamm und unbenutzbar: Die Ausstattung des Ahrweiler BC ist bei der Flutkatastrophe im Juli im Landkreis Ahweiler zerstört worden.
Voller Schlamm und unbenutzbar: Die Ausstattung des Ahrweiler BC ist bei der Flutkatastrophe im Juli im Landkreis Ahweiler zerstört worden. Foto: Ahrweiler BC / privat

Von dem Platz, auf dem noch vor wenigen Monaten Fußball gespielt wurde, ist nichts mehr zu sehen. Die Sportanlagen und das Vereinsheim des Ahrweiler BC sind zerstört. Sie liegen direkt an der Ahr. Das Hochwasser im Juli hat den Sportverein schwer getroffen.

Im Sommerurlaub kurz nach der Katastrophe lässt Matthias Schultze aus Wörth das Schicksal der Betroffenen im Norden von Rheinland-Pfalz nicht los. Sein Sohn spiele selbst Fußball. Die Bedeutung von Vereinsleben gerade für Jugendliche kenne er daher gut.

Gemeinsam mit seiner Familie sei ihm dann eine Idee gekommen. „Wir laden eine Mannschaft von dort zu uns nach Wörth ein, spielen Fußball und gestalten ein schönes Wochenende“, so Schultze. „Ich wollte etwas machen, was über Spenden hinausgeht.“

Das Wochenende soll ein „All-inclusive-Programm“ für die Jugendlichen werden

Über die Facebook schreibt Schultze schließlich den Ahrweiler BC an. „Nur weil wir unsere Idee für gut halten, heißt das ja nicht, dass die Menschen das in Ahrweiler genauso sehen“, ist Schultze zunächst unsicher. „Sie haben vielleicht andere Sorgen.“ Doch er erhält positive Resonanz. Im Oktober reist eine Gruppe von rund 25 Jugendlichen zwischen 17 und 19 Jahren nach Wörth. „Mir war wichtig, dass sie keinen Aufwand haben“, so Schultze. „Es soll ein All-inclusive-Programm sein.“

Dazu gehört auch das Abholen mit dem Bus. „Unabdingbar“, bestätigt Marino Hofmann, Co-Trainer der U19-Mannschaft des Ahrweiler BC. Er wird seine Spieler in den Süden des Bundeslandes begleiten. „Wir sind nach wie vor ein Katastrophengebiet“, sagt er.

Die Jugendlichen sollen etwas anderes sehen, unbeschwert sein.
Marino Hofmann, Co-Trainer der U19-Mannschaft des Ahrweiler BC

Den Vorschlag von Schultze hätten der Verein und er daher gerne angenommen. „Die Jugendlichen sollen etwas anderes sehen, unbeschwert sein und Spaß haben unter Gleichaltrigen“, so Hofmann. „Das wird ihnen viel Kraft geben.“ Das Projekt mache deutlich, was Hilfsbereitschaft alles bedeuten könne. Dass Sport Gemeinschaft sei.

Mit der Zusage aus Ahrweiler beginnt die Arbeit. Schultze nutzt sein Netzwerk, darunter auch den Freundeskreis aus dem Fußballverein FVP Maximiliansau, dem sein Sohn angehört. „Das Projekt hat sich sukzessive weiterentwickelt.“

Schultze fasst zusammen: Die Supporters Karlsruhe, der Dachverband der KSC-Fans, stellen den Bus. Anstatt auf ein Auswärtsspiel des Bundesligisten fährt dieser im Oktober nach Ahrweiler. Der KSC selbst organisiere eine kleine Tour durch das neue Stadion. Der FVP Maximiliansau, die Stadt Wörth und Privatpersonen helfen zusätzlich mit Sachleistungen oder Geldspenden. „Wir erleben eine wahnsinnige Unterstützung“, sagt Schultze. „Das hat sehr motiviert. Alleine kann man ein solches Projekt nicht stemmen.“ Jede weitere Hilfe sei willkommen.

Stauraum im Bus wird für Sachspenden genutzt

Wenn die Jugendlichen zu Beginn des Wochenendes abgeholt werden, fahre der Bus eigentlich leer nach Ahrweiler. „Den Stauraum kann man doch nutzen“, sagt Schultze. Er fordert die Projektpartner wie Hofmann auf, eine Liste zu schicken, die in Ahrweiler und im Verein dringend gebraucht würden. Diese will Schultze als Sachspenden in den Bus packen. „Jeder Euro, der am Ende übrig bleibt, wird dem Ahrweiler BC gespendet.“

Dieser könne jede Unterstützung brauchen, sagt Co-Trainer Hofmann. Wann es wieder Sportanlagen gebe, das hänge vor allem von der Stadt ab, der diese gehören. „Es gibt erst einmal andere Prioritäten“, vermutet er.

Letztlich werde das auch eine finanzielle Frage sein: Schulen seien zerstört. Die Infrastruktur für Autos, Busse und Bahnen müsse wieder aufgebaut werden. Gasleitungen müssten repariert werden.

Durch die Folgen der Fluten bleibt weniger Zeit für Freizeitaktivitäten

Die ehemaligen Sportanlagen dienten derzeit teilweise als Nutzfläche für Einsatzkräfte. Die Mannschaften des Ahrweiler BC seien ausgelagert und hätte vorerst bei anderen Vereinen in der Umgebung Obdach bekommen. Bis zum Wiederaufbau fahren die Jugendlichen für ihr Training in andere Städte, erzählt Hofmann.

Doch die Probleme würden sich häufen: Da Schulen nicht mehr nutzbar sind, müssen die Jugendlichen auch für den Unterricht größere Strecken auf sich nehmen. Mit den längeren Anfahrtswegen werde auch die Zeit im Alltag knapper. Ihre Autos hätten viele Familien in den Fluten verloren. „Ein Vereinsleben braucht einen Standort“, betont Hofmann den Wert des verlorenen Vereinsheims. Das gemeinsame Wochenende in Wörth sei für die Jungen nun eine Gelegenheit, an einem Ort zusammen Zeit zu verbringen.

Kontakt

Wer unterstützen möchte, kann sich an Matthias Schultze wenden per Mail an: hilfsaktion-ahrweiler@hm-schultze.de.

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