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Tiere nie zurücklassen

Damit das Auto nicht zur Sauna wird: Tipps für Fahrten bei großer Hitze

Wer an sehr heißen Tagen Auto fahren muss, bewahrt mit ein paar Tricks einen kühlen Kopf, senkt seinen Stresspegel und macht die Reise für seinen Hund erträglicher. Im letzteren Fall besonders wichtig: Man darf Tiere bei Hitze nie in geparkten Wagen zurücklassen.

Gestresst und überhitzt am Steuer? Muss man als Autofahrer nicht sein, wenn man an besonders heißen Tagen die Klimaanlage seines Fahrzeugs clever regelt, viel trinkt und einige andere Profi-Tipps beachtet.
Gestresst und überhitzt am Steuer? Muss man als Autofahrer nicht sein, wenn man an besonders heißen Tagen die Klimaanlage seines Fahrzeugs clever regelt, viel trinkt und einige andere Profi-Tipps beachtet. Foto: Christin Klose /dpa-tmn

Die Sonne knallt, man wäre jetzt gerne im Biergarten, Schwimmbad – noch besser wäre ein Strand. Das Problem ist nur: Das Meer ist einige Autostunden entfernt, die Fahrt dorthin könnte schweißtreibend werden. Und wie übersteht der Hund die anstrengende Reise und die Hitze?

Wer mit seinem Auto eine längere Fahrt plant, während draußen die Hitzerekorde gebrochen werden, sollte einige Profi-Tipps und Empfehlungen von Tierschutzexperten beherzigen.

Unser Redaktionsmitglied Alexei Makartsev beantwortet die wichtigsten Fragen.

Es steht an einem heißen Tag eine Fahrt mit einem Auto an, in dem es bereits sehr warm ist. Wie senkt man möglichst schnell die Innentemperatur?

Profis raten dazu, die Fenster während der ersten Fahrtminuten geöffnet zu lassen und die Luftzufuhr auf Umluft zu stellen, um zunächst einmal die aufgestaute Hitze entweichen zu lassen. Danach lässt man – sofern vorhanden – die Klimaanlage kurzzeitig auf Maximalleistung pusten. Auf Kurzstrecken bei niedrigem Tempo wie in der Stadt bringt die Klimaanlage jedoch nicht viel, da lässt man im Sommer besser die Fenster auf.

Wie stellt man die Klimaanlage bei einer längeren Autofahrt richtig ein?

Am besten auf sechs bis maximal acht Grad unter der Außentemperatur. „Die Klimaanlage sollte mindestens auf 20 Grad eingestellt ein“, sagt Manuel Praxl, Techniker beim ADAC Nordbaden in Karlsruhe. „Für den Körper ist es sonst zu extrem. Bei den aktuell hohen Temperaturen besteht zudem die Gefahr, dass man nach längeren Fahrten in klimatisierten Fahrzeugen aussteigt und einen Hitzeschock erleidet.“ Laut Praxl sollten besonders ältere Menschen darauf achten.

Wohin sollte man am besten den Luftstrom der Klimaanlage richten?

Fachleute sagen übereinstimmend, dass man sich besser nicht die kühle Luft ins Gesicht blasen lassen sollte – das berge ein Verkühlungs- und Erkältungsrisiko. Über die optimale Ausrichtung der Klimaanlage gibt es keine Einigkeit. Manche empfehlen bei hohen Außentemperaturen, den kalten Luftstrom gegen die Frontscheibe zu leiten. Der Karlsruher ADAC-Experte Praxl hält es hingegen für sinnvoll, die Auslassdüsen nach unten zu richten: „Wenn die Luft zwischen den Füßen zirkuliert, wird man gut gekühlt. So kriegt man auch die Wärme im Auto besser weg, die nach oben aufsteigt.“

Wie bleibt das Auto im Stau möglichst kühl?

Bei einem stehenden Fahrzeug funktioniert die Klimaanlage nur, wenn der Motor an bleibt (gilt nicht für E-Autos): Das schadet der Umwelt und erhöht den Treibstoffverbrauch. Praxl empfiehlt deswegen auch in diesem Fall, bei der ausgeschalteten Anlage alle Fenster, Türen und den Kofferraum aufzumachen: „Ein Durchzug ist immer wirksam.“

Wer oft die Klimaanlage einschaltet, merkt manchmal einen muffigen Geruch im Auto. Wie kann man ihn vermeiden?

Der Geruch wird durch Bakterien verursacht. Sie vermehren sich im Kondenswasser, das beim Betrieb der Klimaanlage entsteht. Abgesehen von ihrer Wartung hilft es, auf einer längeren Fahrt einige Kilometer vor dem Ziel bei aktiver Lüftung die Klimaanlage abzuschalten. „Dadurch trocknen ihre Filter besser“, sagt der ADAC-Techniker Praxl. „Außerdem gewöhnt sich der Körper an die höhere Temperatur, so wird der Kontrast beim Ausstieg nicht so hoch sein. Und man senkt die Kosten: Die Klimaanlage verbraucht je nach Auto zwischen 0,75 und 1,5 Liter Sprit pro 100 Kilometer.

Warum sollte man in diesen Tagen nicht in ungekühlten Autos fahren?

Hohe Temperaturen lösen bei Menschen Stress aus“, erklärt Praxl. „Dadurch steigt das Aggressionsempfinden, und das Gefahrenpotenzial ist spürbar höher.“ ADAC-Studien haben ergeben, dass ein Anstieg der Temperatur von 25 auf 35 Grad im Auto zu einer Minderung des Konzentrations- und Reaktionsvermögens führt und das Unfallrisiko um 20 Prozent erhöht. Generell wird deswegen empfohlen, längere Autofahrten in den Morgen- oder Abendstunden zu machen und die Mittagshitze zu meiden.

Was ist sonst noch wichtig für eine sichere und angenehme Autofahrt bei Hitze?

Viel Trinken. Am besten Wasser, bis zu drei Liter am Tag. Aber nicht eisgekühlt: Der Körper ist sonst damit beschäftigt, die kalte Flüssigkeit zu erwärmen. Dadurch schwitzt man umso mehr und riskiert Magenbeschwerden. Die Kleidung sollte „luftig“ sein. Von Fahrten mit freiem Oberkörper wird wegen der Verbrennungsgefahr abgeraten, weil der Gurt bei einer Vollbremsung eine starke Reibung erzeugen kann. Ein T-Shirt verhindert solche Verletzungen. Auch sollte man nicht barfuß fahren oder Flip-Flops tragen. Zwar sind sie nicht verboten, doch derlei Schuhwerk bietet laut Experten zu wenig Kraft und Kontrolle beim Bremsen. Darum sind leichte, aber feste Schuhe besser.

Wie verhindert man, dass das geparkte Auto in der prallen Sonne sich in eine Sauna verwandelt?

Die beste und einfachste Lösung lautet: Schatten suchen. In einem ADAC-Test haben sich auch Sonnenschutzfolien oder Winterthermoschutzfolien als sehr wirksam erwiesen, am besten legt man sie außen auf die Frontscheibe. Einen geringeren Effekt erreicht man, wenn ein einfaches weißes Tuch auf das Armaturenbrett gelegt wird. Noch weniger bringen für die Kühlung laut ADAC getönte Scheiben. Interessant ist, dass sich schwarz und weiß lackierte Autos im Hitzetext bei den Innenraumtemperaturen nur um fünf Grad unterschieden haben, obwohl die schwarze Lackoberfläche um mehr als 20 Grad heißer war.

Schadet die starke Hitze den Autos?

Nein, weil ihre Bauteile für die hier üblichen Temperaturen geprüft und genormt sind. Darum können auch die Autoreifen nicht platzen, wenn sie in der prallen Sonne stehen. Anders sieht es aus mit den im Auto liegenden Deos oder Behältern mit leicht entflammbaren Stoffen: Sie können bei Temperaturen ab 50 Grad explodieren, und die sind in einem abgestellten Auto schon bei 28 Grad Außentemperatur nach einer Stunde möglich. „Auch elektronische Geräte wie Handys können beschädigt werden, wenn sie im Auto in der Sonne liegen“, warnt Manuel Praxl. „Und wenn Ihre Kinder Gummibärchen auf dem Rücksitz liegen lassen, werden die sicher schmelzen.“

Wie wird die Mitfahrt für mein Haustier an heißen Tagen wie diesen nicht zu einer Tortur?

Was die hohe Temperatur angeht, so gelte der Grundsatz: „Fühlt sich der Besitzer wohl, ist auch der Hund zufrieden“, sagt Martina Klausmann. Die Mitarbeiterin des Landestierschutzverbands in Karlsruhe rät dazu, die Klimaanlage einzuschalten, dem Tier unterwegs viel zu trinken zu geben und es regelmäßig herauszulassen. „Ein feuchtes Handtuch ans Autofenster zu klemmen, kann die Innenluft angenehmer machen“, sagt sie. Klausmann empfiehlt, an heißen Tagen die Haustiere gut im Blick zu behalten: „Anders als die Menschen können sie nicht schwitzen, um sich abzukühlen. Darum überhitzen sie schneller und kriegen oft gesundheitliche Probleme.“

Kann man seinen Hund bei einem Stopp kurz alleine im Auto lassen, wenn man die Fenster ein Stück weit herunterlässt?

Nein, das sollte man auf keinen Fall tun. Denn das Fahrzeug kann schlimmstenfalls zu einer tödlichen Hitzefalle werden, wenn innen die Temperatur auf bis zu 60 Grad ansteigt. Selbst geöffnete Fenster ändern daran nichts. „Auch im Schatten kann es im Innenraum heiß werden wie in einem Treibhaus. Es kommt leider jedes Jahr vor, dass Tiere in überhitzten Autos sterben, weil die Besitzer nur mal eben etwas wegbringen wollen“, sagt die Tierschutzexpertin Klausmann.

Was sollte man tun, wenn man bei hohen Außentemperaturen ein leidendes Tier in einem abgeschlossenen Auto sieht?

Am besten den Besitzer suchen gehen oder, wenn das Auto auf dem Parkplatz vor einem Supermarkt steht, den Besitzer an der Kasse über eine Durchsage rufen lassen. „Wenn der Besitzer nicht kommt, sollte man die Polizei rufen, sie öffnet dann den Wagen“, erklärt Klausmann. Sie hält es für legitim, bei „Gefahr in Verzug“ eine Seitenscheibe einzuschlagen und das Tier herauszuholen, wenn es sich nicht mehr rührt oder zuckt. Dagegen warnt der ADAC-Techniker Manuel Praxl davor, selbst einzuschreiten: „Ein Autofenster einschlagen sollte man nicht. Das ist Sachbeschädigung, man macht sich strafbar. Das überlässt man also besser der Polizei.“

Und wenn man doch entscheidet, selbst den Wagen zu öffnen: Was tun mit einem Hund, der wegen der Hitze kollabiert ist?

„Man legt ihn am besten in den Schatten und deckt ihn nach Möglichkeit mit einem feuchten Tuch ab. Bitte kein Wasser einflößen, der Hund könnte sich verschlucken. Danach informiert man am besten die Polizei und sucht nach Zeugen. Denn die Menschen, die an heißen Tagen ihrer Tiere in Autos zurücklassen, müssen mit einer Anzeige wegen der Verletzung des Tierschutzgesetzes rechnen. Es wäre außerdem gut, wenn sich später ein Arzt den Hund anschaut“, sagt Klausmann.

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