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Interview mit Thorsten Strufe

IT-Experte zu Corona-Warn-App: "Die Sicherheit ist lückenhaft"

Künftig sollen die Bundesbürger auch ihr Handy einsetzen können, um die Corona-Epidemie einzudämmen. Die Regierung baut darauf, dass viele mitmachen - auch wenn die Infektionszahlen gerade niedrig sind. Die BNN haben mit Thorsten Strufe gesprochen. Er ist Professor für IT-Sicherheit am KIT und hat sich die Corona-Warn-App angeschaut.

Corona-Warn-App
Die Corona-Warn-App in der Entwickler-Version. Die offizielle App steht nun zum Download bereit. Foto: Michael Kappeler/dpa

Herr Strufe, haben Sie sich die Corona-Warn-App schon auf ihr Handy geladen?

Strufe: Das habe ich schon aus beruflichem Interesse getan. Allerdings nicht auf mein privates Handy, sondern auf das Dienstshandy. Ich versuche generell möglichst wenig Apps auf mein Telefon zu laden – aus Gründen der Datensicherheit.

Und bei der Corona-App der Bundesregierung haben Sie auch Sicherheitsbedenken?

Strufe: Ich bin froh, dass das Gezerre nun ein Ende hat und die App endlich da ist. Sie sieht schön aus und ist auch leicht zu installieren. Mich stört aber, dass lange bekannte Sicherheitslücken in der Öffentlichkeit totgeschwiegen werden.

Thorsten Strufe ist Professor für IT-Sicherheit am KIT.
Thorsten Strufe ist Professor für IT-Sicherheit am KIT. Foto: pr

Was meinen Sie damit?

Strufe: Die Anonymisierung ist nicht sicher. Ich kann mit einer zweiten App meinem Handy beibringen, die anonymen Kontakte abzuspeichern und sich gleich auch noch zu merken, wann ich die Person getroffen habe. Kommt dann die Meldung, dass jemand, mit dem ich zusammen gekommen bin, Corona-Positiv ist, ist der Kontakt selbst zwar weiter anonym. Ich weiß aber, wann er stattfand und kann in meinem Kalender nachschauen, wen ich zu diesem Zeitpunkt getroffen habe.

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Heißt das, Sie lehnen die Warn-App ab?

Strufe: Nein, ich bin der Überzeugung, dass die App keine schlechte Idee ist. Wenn genügend Menschen sie einsetzen, bringt sie einen epidemiologischen Nutzen. Ich halte es aber für schwierig, wenn positiv getestete Menschen identifiziert werden können. Das kann Personen stigmatisieren.

Meinen Sie, die Sicherheit der App kann nachgebessert werden?

Strufe: Ich habe die große Hoffnung, dass beim nächsten Update nachgebessert wird. Zunächst sollte man allerdings möglichst schnell die Behauptung korrigieren, das Programm sei totsicher.

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