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Lösung für Cybersicherheit

Bilder machen Viren sichtbar: Karlsruher Firma Inlyse gewinnt Innovationspreis NEO2022

Die Zahl der Cyberattacken wächst täglich. Die Karlsruher Firma Inlyse hat jetzt mit einer revolutionären Neuentwicklung den Innovationspreis NEO2022 gewonnen.

Cyberabwehr gestärkt: Gewinner des NEO2022, Ralf Haubrich und Julian Ziegler (Mitte) von der Firma Inlyse, mit dem Ettlinger Oberbürgermeister Johannes Arnold (links) und Geschäftsführer der Technologieregion Karlsruhe, Jochen Ehlgötz (rechts).
Gewinner des NEO2022, Ralf Haubrich und Julian Ziegler (Mitte) von der Firma Inlyse, mit dem Ettlinger Oberbürgermeister Johannes Arnold (links) und Geschäftsführer der Technologieregion Karlsruhe, Jochen Ehlgötz (rechts). Foto: Rake Hora /BNN

Diese Zahlen machen sprachlos: Die digitale Welt ist schätzungsweise von einer Milliarde verschiedener Schadprogramme (Malware) verseucht. Jeden Tag werden mehr als 500.000 neue Computerviren entdeckt, alleine im ersten Halbjahr 2022 wurden rund 2,8 Milliarden Angriffe mit schadhaften Codes auf IT-Netze registriert. Die Dunkelziffer wird noch viel höher sein.

Längst ist klar, dass unsere stark vernetzte Zivilisation eine permanente Gefahr geschaffen hat, die ihre eigene technologische Entwicklung hemmt und die Wirtschaft extrem belastet: Alleine in Deutschland soll durch Cybercrime, digitale Spionage und Sabotage im vergangenen Jahr ein Schaden von 223 Milliarden Euro entstanden sein.

Vorbei sind Zeiten, in denen Cybersicherheit nur Computer-Nerds in Laboren interessiert hat. Ob und wie gut heute Internet, Mobilfunknetze, Fernsehen, Zahlsysteme, Wettermonitoring, Navigation und andere Dinge funktionieren, ist inzwischen für alle wichtig. Letztlich hängt unser Alltag maßgeblich davon ab, wie gut die teilweise trickreichen digitalen Eindringlinge erkannt und abgewehrt werden können.

Neuronale Netze helfen bei Malware-Suche

Das Karlsruher Start-up Inlyse hat eine vielversprechende Lösung gefunden, um dieses Problem zu lösen: Die 2018 gegründete Firma geht auf Virenjagd mithilfe von sogenannten neuronalen Netzen, die Daten in Bilder umwandeln und analysieren. Das Unternehmen wurde dafür am Freitagabend in Ettlingen mit dem Innovationspreis NEO2022 der Technologieregion Karlsruhe (TRK) ausgezeichnet, der mit 20.000 Euro dotiert ist.

Seit 2010 würdigt TRK einmal jährlich zukunftsweisende Ideen aus Deutschland und dem französischen Elsass. Mit dem Thema Cybersicherheit griff der regionale Standortvermarkter diesmal ein besonders aktuelles Thema auf, das durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine noch drängender geworden ist.

Schutz der Kritischen Infrastruktur

Cyberangriffe aus dem In- und Ausland bedrohen nicht nur private Anwender und Firmen, sondern auch kritische Infrastruktur wie Wasser- und Stromversorgung. Mit seiner Technologie hat Inlyse den Schutz dieser lebenswichtigen Systeme verbessert und eine „vollkommen neue Methode der Cyberabwehr entwickelt“, freute sich der TRK-Chef Jochen Ehlgötz.

Die in Karlsruhe entwickelte Virenerkennung ist durch die Radiologie inspiriert und nutzt Computer Vision, einen Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI). Vereinfacht dargestellt, geht es um Grafiken, die Schadcodes darstellen. Sie werden mithilfe von selbstlernenden Algorithmen interpretiert, die dem menschlichen Gehirn nachempfunden sind.

Sekundenschnelle Suche mit hoher Zuverlässigkeit

Laut Inlyse können so kleinste Hinweise auf unbekannte Computerviren binnen Sekunden mit fast 100-prozentiger Zuverlässigkeit gefunden werden. Das Sicherheitsprodukt lässt sich in Browser und Mailprogramme integrieren, die besonders stark durch Malware bedroht sind. Zwar ist die Idee schon länger bekannt, doch sie galt als schwer umsetzbar.

Inlyse kam mit seinem Produkt Ende 2021 auf den Markt im deutschsprachigen Raum und hat dafür ein Patent beantragt. Das badische Unternehmen will demnächst Kunden in Großbritannien, den Benelux-Staaten und den USA gewinnen. „Die Virensuche durch Bilderkennung bietet einen wirklichen Vorsprung gegenüber herkömmlichen Malware-Scannern“, würdigte die Karlsruher Innovation der Geschäftsführende Leiter des Fraunhofer-Instituts ISI, Jakob Edler, in seiner Laudatio.

Die Virensuche durch Bilderkennung bietet einen wirklichen Vorsprung.
Jakob Edler, Institutsleiter Fraunhofer ISI

Den Gewinner Inlyse mit eingerechnet, kommen vier von fünf Finalisten des aktuellen NEO-Wettbewerbs aus Karlsruhe. Die am KIT entwickelte Lösung SMILE-4-VIP hilft sehbehinderten und blinden Menschen, Phishing-Mails zu erkennen, die mit Warnhinweisen angereichert werden. Ein Programm des Fraunhofer IOSB sucht nach Schwachstellen in der Software von Produktionsanlagen. Die Firma Wibu-Systems hat eine Lösung zum KI-Schutz vorgestellt, die für die Programmiersprache Python geschrieben wurde.

Schließlich hat die Saarbrücker Firma Deep Sign eine Möglichkeit gefunden, um Passwörter überflüssig zu machen, indem ein Algorithmus den rechtmäßigen Nutzer eines Rechners anhand dessen Maus- und Tastaturbewegungen identifiziert.

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