Am Sonntagmorgen entfaltete sich im Umfeld der ansonsten noch ruhigen Kaiserstraße eine ungewöhnliche Aktivität. Junge Leute mit Eimern und Pinseln bedeckten den Boden der Lammstraße/Ecke Kaiserstraße mit Farbe. Da entstand innerhalb vorgezeichneter Konturen zügig eine rosafarbene Fläche, dahinter eine weitere in leuchtendem Blau.
Tulpen haben viel mit Karlsruhe zu tun.Baske ToBeTrue
Ideengeber
Wenn es fertig ist, wird – so der Plan von Buske ToBeTrue, Ideengeber und zusammen mit dem Hip Hop Zentrum „Combo“ einer der Schöpfer des Kunstwerks – ein meterbreites abstraktes Tulpenornament entstehen. „Tulpen haben viel mit Karlsruhe zu tun. Wir haben uns von den historischen Tulpenbüchern inspirieren lassen.“
In Zusammenarbeit von Citymarketing, dem Team „Combo“, der Mobilen Jugendarbeit der Stadt Karlsruhe sowie dem Quartier Marktplatz Carré wird hier ein Teil der Innenstadt bemalt, der in Zukunft zur Baustelle werden wird. Buske ToBeTrue vom Team Combo und die am Morgen anwesenden zehn Jugendlichen, die konzentriert die Farbe auftragen, sind hochmotiviert. Das Projekt hatte eine längere Vorlaufzeit, die jetzt in diesem konkreten Tun mündete.
Kundenzahlen der Geschäfte rund um den Karlsruher Marktplatz sind rückläufig
Ziel ist es, so Andreas Preißler vom Unikat Store und Mitglied in der Interessengemeinschaft Marktplatz Carré, die durch die Baustellentätigkeit beeinträchtigte Innenstadt mit einem besonderen Erlebnis aufzuwerten und die Aufenthaltsqualität zu verbessern.
Denn schlechte Kundenfrequenz und ein gewisser Kaufabfluss zugunsten Städten wie Ettlingen oder Landau machen den Unternehmen im Umfeld Marktplatz zu schaffen. Da kommt dieses Projekt von temporärer Kunst (angedacht bis November 2024) hochwillkommen, denn die fröhliche und positive Gestaltung des Pflasters soll die Blicke der Vorübergehenden unweigerlich anziehen und zum Verweilen einladen.
Mancher Stadtführer wird die Idee der Stadt Karlsruhe anhand des großen Bodengemäldes erläutern können, viele Touristenhandys werden für schnelle Fotos nach Hause gezückt werden. Die riesigen Tulpen bleiben aber nicht immer gleich. Sie werden sich mit den voranschreitenden Bauabschnitten verändern.
Tulpenornament soll kleinen Einzelhändlern in Karlsruhe Aufmerksamkeit bescheren
Manches wird verschwinden, anderes hinzukommen. Die Farbe stammt von der Firma Brillux und ist regenfest. Aber natürlich werden die Menschen, die über die Tulpen laufen, Spuren hinterlassen. „Stadtspuren“, nennt es Andreas Preißler, der überzeugt ist, dass in Karlsruhe ein großes Potenzial an Ideen und Kreativität vorhanden ist.
„Es gibt viele kleine Perlen im Einzelhandel“, betont er. „Doch man muss was tun!“ Und das zumindest ist jetzt auf unübersehbare Weise geschehen. Aus der Mitte der Tulpe strahlen Sonnenstrahlen, ein Gleichnis für die Gründungsgeschichte der Stadt und das Blau steht für den Rhein, der zur Topographie von Karlsruhe gehört.
Es ist ein modernes Gemälde, das dem Auge Raum für eigene Interpretationen gibt. Und noch eins. Baske ToBeTrue freut sich: „Wir hatten Glück mit dem Wetter. Bei Regen hätten wir nicht malen können.“