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Überfüllte Notaufnahme

Corona, Energiekrise, Personalmangel: Städtisches Klinikum Karlsruhe macht Verluste

Corona, Energiekrise, Inflation, ein Mangel an Pflegekräften und eine überfüllte Notaufnahme: Das Städtische Klinikum Karlsruhe hat aktuell mit vielen Aufgaben zu kämpfen. Das zeichnet sich auch in der Jahresbilanz ab.

Bilanz: Das Karlsruher Klinikum hat zum Jahrespressekonferenz geladen.
Bilanz: Das Karlsruher Klinikum hat zum Jahrespressekonferenz geladen. Foto: Jörg Donecker

Das Karlsruher Klinikum hat das Geschäftsjahr 2021 mit einem Defizit von 19,7 Millionen Euro abgeschlossen. Auch für das Jahr 2022 erwartet Markus Heming einen ähnlichen Ausgang. Das sagte der Kaufmännische Geschäftsführer im Jahrespressegespräch des Städtischen Klinikums Karlsruhe.

Heming führt das Defizit auf die Folgen der Pandemie zurück. Corona habe zu Mehrkosten geführt und durch weniger Patienten habe man weniger Geld eingenommen. Und noch sei keine Besserung in Sicht, denn immer mehr Pflegepersonal fällt aus.

In der Folge müssten Betten geschlossen werden. „Man kann sagen, die Krankenhäuser leiden unter Long-Covid“, sagt Martin Bentz, Direktor der Medizinischen Klinik III. „Unsere größte Herausforderung sind die Personalausfälle durch Erschöpfung, Quarantäne und Erkrankung“, erklärt Michael Geißler, Medizinischer Geschäftsführer.

Geißler geht davon aus, dass das Klinikum mit Blick auf die Intensivbetten gut durch den Winter kommt – „wenn denn nicht eine Killer-Variante kommt“. Die Ausfälle von Mitarbeitern bereiten ihm aber Sorgen. Denn es sei noch immer kein Normalbetrieb möglich. Bisher wurden im Klinikum 2.538 Corona-Patienten versorgt. Viele davon mittlerweile dezentral in den verschiedenen Bereichen, da sie wegen anderer Krankheiten eingeliefert werden.

Inflation und Energiekrise treiben die Kosten in die Höhe

Für das Jahr 2022 wird nicht nur wegen der Pandemie mit einem ähnlich hohen Defizit in der Jahresbilanz gerechnet. Auch die Inflation und die Energiekrise treiben die Kosten in die Höhe. Im Jahr 2021 lagen die Energiekosten bei acht Millionen Euro, Ende 2022 rechnet Heming mit einem Betrag von ungefähr 17 Millionen. Und für das kommende Jahr geht er gar von bis zu 23 Millionen aus. „Das können wir nicht erwirtschaften“, sagt Heming.

Viele Möglichkeiten, Energie einzusparen, gebe es beim Klinikum zudem nicht. Bei der Befeuchtung der OP-Säle und der Intensivstationen werde gespart und auch viele Lampen werden durch LED-Lichter ausgetauscht. Außerdem sollen auf der Küche und den Lagerflächen Photovoltaikanlagen angebracht werden. Das Licht auf dem Campus ausschalten könne man jedoch nicht. „Die Leute müssen sich rund um die Uhr orientieren können“, sagt Geißler.

Städtisches Klinikum Karlsruhe schafft neuen Öl-Tank an

Auch im Bereich Versorgungssicherheit macht sich die Klinikleitung Gedanken. Zwar rechne man nicht damit, irgendwann kein Gas mehr zur Verfügung zu haben, so Heming.

Ende Oktober bekommt das Klinikum trotzdem einen neuen 40.000-Liter-Tank für Erdöl. Einen 15.000-Liter-Tank gibt es bereits. Insgesamt soll so eine Versorgungssicherheit von bis zu vier Wochen erreicht werden. Geheizt wird im Klinikum mit Fernwärme. Erdgas wird bisher vor allem für die Aufbereitung von Medizinprodukten benötigt.

Um auf die Notlage aufmerksam zu machen, ist das Städtische Klinikum Teil der Aktion „Alarmstufe Rot“, mit der die Deutsche Krankenhausgesellschaft von der Bundesregierung Soforthilfen fordert. Denn neben Corona, Inflation, Energiepreisen und Versorgungssicherheit benennt die Klinikleitung noch weitere Baustellen – im wörtlichen sowie im übertragenden Sinn.

Haus M ist seit einem Jahr in Betrieb

Während das neue Haus M nun seit einem Jahr in Betrieb ist, wird aktuell an dem Hubschrauberlandeplatz gearbeitet, der zu großen Teilen aus Stahl besteht. Da Stahl aktuell schwer zu beschaffen und teurer als geplant ist, sei man aktuell in Diskussionen mit dem Lieferanten, wie das Projekt fertiggestellt werden kann, so Heming.

Aber auch im Bereich Personal und Patientenversorgung gibt es Baustellen. Während wie in ganz Deutschland weiterhin nach Pflegekräften gesucht wird, hat das Karlsruher Klinikum noch ein individuelles Problem.

Die Notaufnahme ist „massiv belastet“, sagt Geißler. Für das Jahr 2022 rechnet das Klinikum mit knapp 60.000 Notfallkontakten. Vor Corona im Jahr 2018 waren es knapp 50.00, 2020 deutlich weniger mit knapp 45.000. Lediglich ein Drittel davon sei 2022 in der Notaufnahme richtig gewesen, so Geißler.

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