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Sonderbriefmarke zum Geburtstag

Zum 150. Geburtstag von Max Reger ist das Online-Archiv des Karlsruher Institutes eine Fundgrube

Austeilen konnte er gut: Max Reger war ein Mann der großen Kunst und des groben Witzes. Sein 150. Geburtstag ist vor allem in Karlsruhe Durlach Anlass für ein Festjahr mit vielen Aktivitäten.

[Max Reger](p902) verkleidet mit [Fritz Stein](p95) in [Gretel Steins](p51) Zimmer im Sanatorium Martinsbrunn
Schillernde Person: Glamourös war der Komponist Max Reger zwar nicht, aber von knorrigem Humor. Das Bild zeigt ihn (rechts) verkleidet mit Fritz Stein im Sanatorium Martinsbrunn im Jahr 1914. Foto: Max Reger Institut

Ein Foto, auf dem er mal so richtig freundlich aussieht oder gar lächelt? Das muss man bei Max Reger (1873 bis 1916) lange suchen.

Der Komponist aus dem Fichtelgebirge, dessen 150. Geburtstag an diesem Wochenende auch in Karlsruhe mit großen Konzerten gefeiert wird, hat ein bedeutendes Werk und viele Verdienste hinterlassen. Aber eben auch den Eindruck eines grimmigen Menschen.

Immerhin: Wer möchte, kann nach einem freundlichen Bild suchen. Nach Lust und Laune lässt sich im Fotoalbum der Familie Reger stöbern und dabei so mancher überraschende Eindruck gewinnen von dem Menschen Max Reger. Mehr noch: Vom Hundertsten ins Tausendste, von der Partitur zur Notenhandschrift, vom Brief zum Faksimile kommt man online im Max-Reger-Portal.

Institut wurde zum Zentrum der Reger-Forschung

Zu verdanken ist das dem in Karlsruhe Durlach ansässigen Max Reger-Institut (MRI). Dort in der Alten Karlsburg haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler schon weit verstreute Handschriften ausfindig gemacht und archiviert.

Sie sammeln, forschen, publizieren und haben dem MRI in den nunmehr 75 Jahren seines Bestehens den Ruf als Zentrum der internationalen Regerforschung erbracht.

Mittlerweile gibt es in Durlach die wohl weltweit größte Reger-Sammlung, wie das Institut angibt: Rund 200 Notenautographe, unzählige originale Briefe und Dokumente Regers oder aus seinem Umfeld, Kunstwerke und Devotionalien sowie ein reichhaltiges Notendrucke- und Tonträgerarchiv dokumentieren dort und auch digitalisiert im Internet umfassend Leben, Wirken und Werke des Komponisten.

Der Weg seines Nachlasses nach Durlach mag zufällig wirken. Denn einen Bezug hatte Max Reger zu dieser Region nicht.

Geboren wurde Johann Baptist Joseph Maximilian Reger in Brand im Fichtelgebirge. Schon als 15-Jähriger komponierte er und begann mit 18 Jahren das Musikstudium. 1902 heiratete er in München Elsa von Bagenski.

Viele Werke waren verscherbelt und verstreut

Erst Jahrzehnte nach seinem Tod gründete die Witwe zwar 1947 in Bonn das Max-Reger-Institut, damit das Werk ihres Mannes nicht in Vergessenheit gerät. Doch hatte sie bis dahin bereits fast alle Originale verschenkt oder verscherbelt – für den Wert eines Sacks Kartoffeln zum Beispiel die Mozart-Variationen im Inflationsjahr 1923.

Dass sie jetzt wieder im Werkverzeichnis gebündelt und in der Werkausgabe einzusehen sind, ist dem MRI zu verdanken, das zuerst in Bonn angesiedelt war und seit 1996 in Durlach ansässig ist.

Viele Feiern zum 150. Geburtstag

Zum runden Geburtstag am 19. März ist dort in den Etagen der Pfinztalstraße 7 nichts geplant. Vielmehr führt das Datum die langjährige frühere Institutsleiterin und Beraterin Susanne Popp und den Musikwissenschaftler Jürgen Schaarwächter vor allem auf Reisen.

„Allerorten wird dieses Jubiläum gefeiert“, informiert Institutsleiter Alexander Becker in seiner Einladung, mit der er für das Max-Reger-Jahr trommelt. Sogar eine russische Übersetzung der Reger-Biografie von Susanne Popp ist gerade erschienen.

Max Reger
Max Reger in Meiningen, fotografiert von Armin Reumann (1889 bis 1952) im Jahr 1912. Foto: Max-Reger-Institut (Nachlass Armin Reumann)

Max Reger wird auch in Weiden gefeiert, weil er dort aufwuchs, und in Meiningen, weil er dort von 1911 bis 1914 als Hofkapellmeister die zu jener Zeit berühmte Meininger Hofkapelle leitete.

In Weimar präsentierte Susanne Popp am Donnerstag mit dem Bundesfinanzministerium die 160-Cent-Sonderbriefmarke „150. Geburtstag Max Reger“ mit einem Motiv, das im Original an einer Wand in Durlach hängt. Und Jürgen Schaarwächter hält an diesem Freitag einen Vortrag über „Reger und Symbolismus“ bei den Max-Reger-Festtagen in Meiningen.

Die Möglichkeiten der Reger-Forschung sind unendlich.
Jürgen Schaarwächter, Musikwissenschaftler am MRI

Man ist beschäftigt, man ist unterwegs. „Die Möglichkeiten der Reger-Forschung sind unendlich“, sagt Jürgen Schaarwächter, der im Jahr 1999 ans Institut kam. Das bestätigt auch Susanne Popp: „Ich selbst beschäftige mich nun schon ein halbes Jahrhundert lang mit seiner Musik und entdecke immer wieder neue Facetten.“

Auch sein schillernder Charakter fasziniert die Menschen im Institut. Schon zu Lebzeiten war Reger so gefeiert wie umstritten. Da ist sein mitunter grober Witz, etwa in Spitznamen, die er launig verteilte. „Venus von Kilo“ zum Beispiel nannte er die Sängerin Anna Erler-Schnaudt, mit der er ebenso arbeitete wie mit der Pianistin „Kwast Hut-ab“. Diese Frieda Kwast-Hodapp – Uraufführungsinterpretin des Klavierkonzerts f-Moll op. 114 – war eine der wenigen „tapferen Walküren“, die laut Regers Aussage seine Beethoven-Variationen für zwei Klaviere op. 86 angemessen stemmen konnten.

Die Marke „Reger“

Seine einstige Bedeutung zeigt eindrucksvoll ein Schaukasten im Dachgeschoss des MRI.

Dieser zeigt in chronologischer Folge Regers diverse Visitenkarten, die einer stetig anwachsenden Zahl akademischer und ehrenhalber verliehener Titel. „Reger“, so nennt er sich schlicht auf der letzten: Die fünf Buchstaben seines Nachnamens waren irgendwann größer als alle Titel.

Konzerte in Karlsruhe

Heute ist Reger bekannt dafür, mit überbordenden Einfällen und kontrapunktischen, also satztechnischen Finessen Vorgängern wie Beethoven oder Brahms eins drauf gesetzt zu haben. Der Herausforderung seiner Werke stellen sich in diesem Reger-Jahr viele Veranstaltungen.

Max Reger, 29 Jahre alt
Der junge Max Reger. Das Foto zeigt den Komponisten 29 Jahre alt in München (1902). Foto: Max Reger Institut

Auch in Karlsruhe: Schon am Vorabend seines 150. Geburtstages findet in der Christuskirche ein großes Chor- und Orgelkonzert statt (18. März, 19.30 Uhr). Am Geburtstagsabend (19. März, 17 Uhr) interpretiert Patrick Fritz-Benzing an der Klais-Orgel der Stephanskirche ein Bach-Reger-Programm. Denn zu Regers Verdiensten gehört wesentlich auch, Werke früherer Meister wiederentdeckt und durch Bearbeitungen neu spielbar gemacht zu haben.

Weitere Konzerte, eine Neuauflage des Europäischen Kammermusikwettbewerbs und eine Ausstellung zur Künstlerfreundschaft Max Regers und Karl Straubens in der Badischen Landesbibliothek feiern das Reger-Jahr. Als Höhepunkt kündigt das MRI die Werkschau „AUF Reger“ mit rund 350 Mitwirkenden am 8. Oktober in der Schwarzwaldhalle an.

Schnappschuss in der Reha

Übrigens: Wer lange genug im Bildportal sucht und genau hinsieht, findet ihn: den nicht grimmigen Reger. Da ist ein schelmisches Blitzen in seinen Augen über sehr viel Rasierschaum auf einem Foto beim Barbier.

Da liegt Genuss in der Luft über ihm auf dem Bild „Ein Glas Milch trinkend, im Buttermilchtempel“. Und, ja: Der verkleidete Max Reger auf einem Schnappschuss mit seinem guten Freund Fritz Stein hat Spaß. Ein Lächeln?

Termine

Samstag, 18. März, 19.30 Uhr: Max Reger, Drei Motetten für Chor a cappella op. 110, Christuskirche Karlsruhe. Sonntag, 19. März, 17 Uhr: Orgelkonzert mit Stefan Fritz-Benzing und Werken von Bach, Hindemith und Reger.

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