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Gemeinderat stimmt zu

Pilotprojekt: In Karlsruhe gibt es bald kostenlose Tampons und Binden auf Toiletten

Die Karlsruher Stadträte stimmen mehrheitlich für das Pilotprojekt. Ein Jahr lang soll es in einem städtischen Amt und einer Schule kostenlos Hygieneprodukte geben. Doch es gibt auch Gegner im Gemeinderat.

Tampon vor rosa Hintergrund
Nach einem Pilotjahr soll geprüft werden, ob die Hygieneprodukte auch wirklich genutzt wurden. Foto: Bassi via www.imago-images.de imago images/Shotshop

Die Monatsblutung beginnt und es ist weder eine Binde noch ein Tampon in der Tasche. Für solche Notfälle will der Karlsruher Gemeinderat den betroffenen Mädchen und Frauen kostenlos Hygieneartikel anbieten. Vor der Abstimmung wurde eifrig über die Kosten debattiert.

Das Gratis-Angebot wird erst einmal auf ein städtisches Amt und eine Karlsruher Schule sowie auf ein Jahr begrenzt sein. Anschließend soll geprüft werden, ob die Hygieneprodukte auch wirklich genutzt wurden.

Für diesen von der Fraktion der Grünen vorgeschlagenen Pilotversuch stimmen in der Gemeinderatssitzung am Dienstagnachmittag neben den Grünen-Stadträten auch die der SPD sowie die Mehrheit der Linken und der Gemeinschaftsfraktion von Karlsruher Liste/Die Partei. Die AfD, Freie Wähler/Für Karlsruhe sowie fast alle CDU-Stadträte lehnen den Vorschlag ab.

Es ist teuer in unserer Gesellschaft, eine Frau zu sein.
Mathilde Göttel, Stadträtin der Linken-Fraktion

„Es ist teuer in unserer Gesellschaft, eine Frau zu sein“, sagt Mathilde Göttel (Linke). „Es wird ja auch nicht erwartet, dass die Bürger ihr eigenes Toilettenpapier mitbringen.“ Ihre Fraktion hatte im August gefordert, dass die Stadt in allen öffentlichen Gebäuden Hygieneprodukte gratis anbieten soll.

Nachdem bereits im Hauptausschuss Mitte Oktober von einigen Seiten Kritik laut geworden ist, gibt sich Göttel in der Gemeinderatssitzung auch mit weniger zufrieden: „Ich kann mich mit einem Modellversuch in wenigen Gebäuden anfreunden.“

Unterstützung erhält sie von den Grünen. „Es gibt Mädchen und Frauen, die sich schämen, andere nach den Hygieneartikeln zu fragen, oder nicht das Geld dafür haben“, sagt Jorinda Fahringer (Grüne). Ihr geht es deshalb auch darum, mit Diskussionen wie im Gemeinderat das Thema Menstruation zu enttabuisieren. Schließlich sei eine Mehrheit der Bevölkerung irgendwann einmal in ihrem Leben davon betroffen.

Warnung vor Ungleichbehandlung

Die AfD hingegen will keinen Unterschied zwischen den Geschlechtern machen. „Seit Menschengedenken wussten sich die Frauen dabei zu helfen“, sagt Ellen Fenrich (AfD). Auch Petra Lorenz (FW/Für Karlsruhe) fühlt sich als Frau ohne das Angebot von Gratis-Binden und Tampons nicht diskriminiert. „Ich habe keine Scham, etwa eine Kollegin danach zu fragen.“

An die Selbstständigkeit und Eigenverantwortung appelliert Rahsan Dogan (CDU). „Für die Aufklärung der Jugendlichen sind Familie und Freunde zuständig. Die Stadtverwaltung kann das nicht leisten.“ Zudem sieht sie die Gefahr, dass dann andere Bevölkerungsgruppen wie Eltern von Säuglingen oder Senioren mit Inkontinenz ebenfalls einen Anspruch auf entsprechende Hygieneartikel hätten.

Kosten können nicht genau berechnet werden

Mit Blick auf die Kosten ist Yvette Melchien (SPD) der Meinung, dass für die Hygieneartikel keine Automaten angeschafft werden müssen. 20.000 Euro könnte es kosten, die Spenderboxen mit Tampons und Binden für alle öffentlichen Gebäude zu kaufen, zu installieren und zwei Jahre zu betreiben. Diesen Betrag stellt zumindest die Stadt Hamm in Nordrhein-Westfalen dafür bereit.

Zwischen 150 und 400 Euro fallen pro Spenderbox an. Zu den Kosten für die benötigten Binden und Tampons kämen pro Tag und Toilette über drei Euro für das Nachfüllen und die Reinigung hinzu, führt die Stadtverwaltung in ihrer Stellungnahme aus.

Karlsruhes Oberbürgermeister Frank Mentrup (SPD) kann sich deshalb vorstellen, dass etwa in Jugendhäusern die Hausleitung die kostenlosen Hygieneartikel ausgibt. Ab wann und wo diese gratis zu haben sein werden, steht noch nicht fest.

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