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Vierte Welle

Auf den Karlsruher Covid-Stationen fehlen Pflegekräfte

Auf den Intensivstationen werden derzeit fast ausschließlich ungeimpfte Covid-Patienten behandelt. Deshalb macht sich auch beim Pflegepersonal langsam Unmut breit.

Eine Pflegekraft steht im Infektionszimmer für Covid-19-Patienten.
Angespannt: Sieben Corona-Patienten liegen derzeit auf der Intensivstation des Klinikums. Foto: Bernd Wüstneck/dpa

Den aktuellen Diskussionen über ein baldiges Ende der Corona-Pandemie kann Franz Kehl derzeit nur wenig abgewinnen. „Die vierte Welle mit steigenden Inzidenzen und steigenden Hospitalisierungen ist bei uns angekommen“, sagt der Chef der Intensivmedizin am Städtischen Klinikum Karlsruhe.

„Und ohne Verordnungen werden wir das nicht hinbekommen.“ Auf den Covid-Stationen des Klinikums sei die Situation mit sieben Patienten auf der Intensivstation und 13 auf der Allgemeinstation bereits angespannt und auch in den anderen Kliniken im Stadt- und Landkreis Karlsruhe sehe es nicht besser aus.

Warnstufen-Schwelle wird bald überschritten

Landesweit werden seit Tagen deutlich über 200 Covid-Patienten intensivmedizinisch behandelt. Nach Kehls Einschätzung wird die Schwelle von 250 belegten Intensivbetten als Auslöser einer landesweiten Warnstufe bereits kommende Woche überschritten. „Bislang war ich eigentlich ziemlich optimistisch. Aber leider mussten die Prognosezahlen an die Wirklichkeit angepasst werden und deshalb ist der Ausblick für die kommenden Wochen nicht rosig“, so Kehl.

Mittlerweile behandeln wir hier fast ausschließlich ungeimpfte Patienten.
Franz Kehl, Chef der Intensivmedizin am Städtischen Klinikum Karlsruhe

Noch könne man in den Intensivstationen Kapazitäten aufbauen. Allerdings gehe ein Ausbau der Covid-Stationen zu Lasten der Regelversorgung auf den anderen Stationen. Bereits jetzt könnten etwa auf der Schlaganfall-Station des Klinikums keine Patienten von außerhalb mehr aufgenommen werden. Ein nächster Schritt wäre wie im vergangenen Jahr das Verschieben planbarer Operationen.

Pflegepersonal ist ausgelaugt

Doch Intensivbetten zu schaffen, das reiche alleine nicht aus. Bereits jetzt seien einige Betten wegen Personalmangel gesperrt. Genügend qualifiziertes Pflegepersonal für die Arbeit auf den Covid-Stationen zu finden, wird laut Kehl nämlich zunehmend schwieriger.

Im Städtischen Klinikum werden in Absprache mit dem Betriebsrat zwar Pflegekräfte für die Behandlung der Covid-Patienten geschult. „Die Lage ist aber schwierig und etliche Mitarbeiter sind müde und ausgelaugt“, sagt Pflegedirektorin Elvira Schneider. „Wir sind da wie Teile der restlichen Gesellschaft bei einer Post-Covid-Fatigue angekommen.“

Außerdem hat sich die Einstellung mancher Pflegekräfte zur Unterstützung von Covid-Patienten offenbar geändert. „Wir haben nicht mehr die Katastrophenlage vom vergangenen Winter, als die Pandemie noch jeden treffen konnte. Mittlerweile behandeln wir hier fast ausschließlich ungeimpfte Patienten, und da stellt sich für manche unserer Mitarbeiter die Frage, warum sich die Leute nicht besser geschützt haben“, so Kehl.

Klinikum warnt Ungeimpfte und ältere Menschen vor Covid-Erkrankung

Besonders gefährdet für einen schweren Covid-Verlauf sind laut den Statistiken des Klinikums außer den Ungeimpften derzeit vor allem ältere Menschen und Leute mit einer Immunschwäche. „Da lässt die Wirkung der Impfung schneller nach“, so Kehl.

Deshalb werde für Über-70-Jährige und Vorerkrankte auch eine dritte Impfung empfohlen. Bis die Impfquote in Deutschland hoch genug sei, sollten sich die Leute im Alltag weiter vorsichtig verhalten und Hygieneregeln wie Mindestabstand und Maskentragen befolgen.

„Corona wird uns weiter herausfordern“, betont Kehl. „Wenn es ungebremst so weitergeht, kommen wir wieder in dieselbe Situation wie im vergangenen Winter.“

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